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London Stock Exchange erhöht Dividende

Die London Stock Exchange wird ihren Aktionären nach einem starken Geschäftsjahr 7 % mehr Dividende zahlen. Emittenten sammelten an den Märkten der Gruppe so viel Geld ein wie in zehn Jahren nicht.

London Stock Exchange erhöht Dividende

hip London

Die London Stock Exchange hat ihren bereinigten Gewinn im vergangenen Jahr trotz aller Ungewissheit rund um den Brexit und das Coronavirus um 5 % gesteigert und will ihren Anteilseignern 7 % mehr Dividende zahlen. „Die Covid-19-Pandemie und breiter angelegte geopolitische Ereignisse stellten 2020 nie dagewesene Herausforderungen dar“, sagte Chief Executive David Schwimmer. Dennoch habe die Gruppe starke operative Widerstandsfähigkeit bewiesen. Die Pandemie und die damit verbundenen wirtschaftlichen Verwerfungen hätten gezeigt, wie wichtig Zugang zu Liquidität und die Möglichkeit, auf effiziente Weise Kapital einzuwerben, seien. Emittenten sammelten bei Folgeemissionen an den Märkten der Gruppe so viel Geld ein wie in zehn Jahren nicht.

„Sehr konstruktiv“

Das dänische Bewertungsportal Trustpilot entschloss sich als erstes europäisches Tech-Unternehmen in diesem Jahr dazu, an der Themse den Sprung aufs Parkett zu wagen. Zuletzt gab der Online-Bring­dienst Deliveroo London statt New York den Vorzug. Die Empfehlungen des ehemaligen EU-Finanzkommissars Jonathan Hill für eine Listing-Reform nannte Schwimmer „sehr konstruktiv“. Hill hatte unter anderem die Zulassung dualer Aktienstrukturen, geringere Streubesitzanforderungen und weniger Veröffentlichungspflichten gefordert. „Wir würden die Veränderungen gerne so schnell wie praktikabel sehen“, sagte ein offenkundig gut gelaunter Schwimmer in einer Telefonkonferenz mit Journalisten. „Das derzeitige Regime macht es für bestimmte Emittenten schwierig, so am Markt teilzunehmen, wie sie es gerne möchten.“ Die Finanzaufsicht FCA (Financial Conduct Authority) werde wohl zu jedem Punkt eine Konsultation durchführen. Es sei Sache des Regulierers, über die Dauer des Prozesses zu entscheiden. Was das Euro-Clearing angeht, gebe es „die klare Anerkennung der Tatsache, dass LCH Kunden in der EU mit systemisch wichtigen Clearing-Dienstleistungen versorgt“. Das drücke sich derzeit in der vorübergehenden Anerkennung aus. „Wir hoffen, dass wir in eine Position kommen, in der wir über die permanente Anerkennung verfügen.“

Die Übernahme des Finanzdatenanbieters Refinitiv wurde im Januar abgeschlossen. „Die strategische Logik des Deals ist heute sogar noch zwingender“, sagte Schwimmer. Die Sparten werden in drei Segmenten zusammengeführt: Data & Analytics, Capital Markets und Post Trade (siehe Grafik). Das Management ist zuversichtlich, die mit dem Zusammenschluss verbundenen Fi­nanzziele zu erreichen. Dazu gehört eine Reduzierung der jährlichen Kosten um mehr als 350 Mill. Pfund binnen fünf Jahren – ein Viertel davon bereits im ersten Jahr. Zum Umfang der Stellenstreichungen, die einen Teil der Synergieeffekte liefern werden, wollte sich Schwimmer nicht äußern. „Es wird in diesem Jahr eine Reduzierung der Überlappungen im Senior Leadership Team geben“, kündigte er jedoch an. Ansonsten werde man sich auf Themen wie Überschneidungen bei der geografischen Präsenz der Gruppe konzentrieren. Im laufenden Jahr will die Gruppe rund 1 Mrd. Pfund investieren.

Steigende Kosten

Wie Finanzchefin Anna Manz ausführte, geht es dabei vor allem um die bestehenden Systeme und Infrastruktur, aber auch um neue Produkte und die Ermöglichung von Synergieeffekten. Deshalb rechnet die Gruppe nun damit, dass die operativen Kosten auf bereinigter Basis im mittleren einstelligen Prozentbereich steigen werden. Bei Analysten kam das schlecht an. „Jeder Vorteil aus niedrigeren Refinanzierungskosten wird durch die zusätzlichen Investitionen komplett aufgehoben“, schrieben etwa die Branchenexperten der Citigroup.

Dem zuletzt zu beobachtenden Trend, Büroflächen aufzugeben und das Arbeiten von Zuhause zu fördern, wollte sich Schwimmer nicht anschließen. „Wir freuen uns darauf, in unsere Büros zurückzukehren“, sagte er. Auch für die Integration von Refinitiv sei ein Büroumfeld „hilfreicher“. Die Gruppe werde weltweit Büroflächen rationalisieren, wo es Überlappungen gebe. An der Zentrale am Paternoster Square und der Präsenz in Canary Wharf werde man aber definitiv festhalten.

Die Verlagerung eines Teils des EU-Aktienhandels nach Amsterdam habe man erwartet und sich entsprechend vorbereitet, sagte Schwimmer. Es habe „keine bedeutende Verschiebung“ weg von der Gruppe gegeben. Vielmehr habe sich Geschäft von Turquoise London zu Turquoise Europe in die niederländische Touristenhochburg verlagert. Amsterdam entpuppte sich im Januar als führendes Finanzzentrum für den Handel mit europäischen Aktien, weil Anleger aus der EU auf Geheiß Brüssels in diesen Werten keine Transaktionen mehr in London tätigen dürfen.

London Stock Exchange
Vorläufige Konzernzahlen nach IFRS
in Mill. Pfund20202019
Einnahmen2 4442 314
  Information Services882855
  Post Trade751700
  Capital Markets427426
  Technology Services6166
  Net Treasury Income319255
  Sonstiges412
Bereinigtes Ebitda1 3291 265
Vorsteuerergebnis685651
Nettoergebnis421417
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