Marktanteilsverlustefür London bei Derivaten
hip London
Großbritannien hat auf dem Markt für außerbörslich gehandelte Euro-, Sterling- und Dollar-Zinsderivate im ersten Quartal an Boden verloren. Der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) zufolge hatte das Land 2019 im Handel mit OTC-Zinsderivaten einen Marktanteil von 50,2%. Daneben waren lediglich die Vereinigten Staaten mit 32,2% ein wesentlicher Akteur in diesem Geschäft. Wie eine aktuelle Studie von Deloitte und IHS Markit zeigt, ist das Handelsvolumen an britischen Handelsplätzen im ersten Quartal im Vergleich zu den vorangegangenen sechs Monaten zurückgegangen. Sowohl US- als auch EU-Handelsplätze hätten dagegen in allen drei Währungen Zuwächse verzeichnet.
Alles in allem sei mehr Geschäft in die Vereinigten Staaten als in die EU abgewandert. Über die drei Währungen hinweg sei die Zahl der Trades an US-Handelsplätzen um 15000 oder einen Nennwert von 2,4 Bill. Pfund gestiegen. An den EU-Handelsplätzen habe die Zahl der Trades um 13000 oder einen Nennwert von 1,6 Bill. Pfund zugenommen. An den britischen Handelsplätzen sei das Volumen dagegen um 19300 Trades oder 2,3 Bill. Pfund zurückgegangen. Den stärksten Rückgang habe man im Geschäft mit OTC-Euro-Zinsderivaten hinnehmen müssen. Die Verschiebung sei in erster Linie durch die Regulierung getrieben.
Geografische Zersplitterung
Allerdings zeigten die Daten, dass etwas mehr Geschäft abgewandert ist, als durch die veränderte Rechtslage erforderlich gewesen wäre, insbesondere bei Euro-OTC-Zinsswaps. Aus Sicht von Kirston Winters, Managing Director der IHS-Sparte MarkitSERV, haben die Verschiebungen zu einer stärkeren geografischen Zersplitterung des Geschäfts mit OTC-Euro- und OTC-Sterling-Zinsderivaten geführt. Bei den OTC-Dollar-Zinsderivaten sei es dagegen zu einer stärkeren geografischen Konzentration gekommen – bei Swap Execution Facilities (SEFs) in den Vereinigten Staaten. Im Januar seien die Volumina noch gering gewesen, doch habe sich das Geschäft in den Folgemonaten erholt. Die Verlagerung der Handelsvolumina hat sich der Studie zufolge nicht auf die Liquidität des Marktes ausgewirkt. Zudem habe sich nichts daran geändert, dass das Clearing für den allergrößten Teil der OTC-Zinsderivate auch weiterhin in Großbritannien stattfindet. Bei OTC-Euro-Zinsswaps waren es 91%.
„Wir stehen allerdings erst am Anfang der Geschichte nach dem Brexit“, sagte David Strachan, der bei Deloitte das EMEA Centre for Regulatory Strategy führt. „Die Veränderungen, die Banken an ihren Geschäfts- und Betriebsmodellen vorgenommen haben, wurden vor allem von der Regulierung getrieben, nicht von geschäftlichen Erwägungen.“
Die Fragmentierung durch den Brexit habe die Kosten im Europageschäft der Institute zu einem Zeitpunkt erhöht, an dem das wirtschaftliche Umfeld in Europa bereits schwierig sei. Die Banken stünden vor schwierigen Entscheidungen, wenn es darum gehe, die aufsichtsrechtlichen Anforderungen mit den geschäftlichen Realitäten zusammenzuführen, heißt es in der Studie.