Munich Re fordert Staatshaftung im Cyberkrieg
Grenzen der Versicherbarkeit
Munich Re fordert Mithaftung des Staates bei Großschäden aufgrund von Hackerangriffen
sck München
Es hat sich herumgesprochen, dass Hackerangriffe umfangreiche Schäden anrichten, die die Infrastruktur eines Landes empfindlich treffen können. Doch den wachsenden Bedarf nach Versicherungsschutz auf diesem Feld kann die Assekuranz nicht mehr allein stemmen. Die Branche stößt an ihre Kapazitätsgrenzen. Das wachsende Schadenrisiko ist für sie an einem gewissen Punkt nicht mehr zu stemmen.
Vor diesem Hintergrund fordert die Munich Re, der größte Rückversicherer der Welt, eine staatliche Mithaftung bei Großschäden im Rahmen von Cyberkrieg und einem Ausfall kritischer Infrastruktur. Dies könne der private Sektor nicht allein tragen, so Jürgen Reinhart, Chief Underwriter Cyber des Konzerns.
Munich Re fordert Cyberschutzschirm
Aus diesem Grund spricht sich der Branchenprimus für einen Cyberschutzschirm der Wirtschaft mit staatlicher Beteiligung aus. Nach Angaben der Munich Re sind Gespräche über derartige Absicherungen („Government Backstops“) im Gange.
Staatliche Haftungsschirme bei volkswirtschaftlichen Großschäden sind weltweit üblich. Zum Versicherungsausschluss gehören allgemein Kriege und die Atomenergie. In Japan zum Beispiel springt der Staat auch ein bei extremen Naturkatastrophen wie etwa Erdbeben. In den USA deckt der Staat Ernteschäden der Landwirtschaft infolge von Tornados.
Steigender Cyberversicherungsmarkt
Laut Munich Re ist der weltweite Cyberversicherungsmarkt 2023 auf 14 Mrd. Dollar Prämien gestiegen. Das ist ein Zuwachs um fast die Hälfte. Der Marktführer schätzt, dass sich das weltweite Volumen in diesem Segment binnen der nächsten drei Jahre auf 29 Mrd. Dollar mehr als verdoppeln wird. Allerdings sei nur ein Bruchteil der Cyberrisiken versichert. Der „Löwenanteil“ des Prämienvolumens stamme von Großunternehmen.
„Der Anteil nicht versicherter Cyberrisiken ist immer noch zu hoch“, ließ sich der für das Rückversicherungsgeschäft zuständige Munich-Re-Vorstand Thomas Blunck zitieren. In einer Umfrage hätten 87% der Unternehmen angegeben, nicht ausreichend gegen diese Risiken geschützt zu sein.
Hohe Schäden durch Cyberrisiken
Das Cyberrisiko wächst „unvermindert“. Treiber sei der technologische Fortschritt wie künstliche Intelligenz oder Cloud-Technologien. Zu Hackerangriffen gehört Ransomware. Dabei handelt es sich um Schadprogramme, die Kriminelle zur Erpressung einsetzen. Diese Attacken werden Munich Re zufolge effizienter. Laut Chainalysis hat sich 2023 das Jahresvolumen von Ransomware-Zahlungen in Kryptowährungen auf 1,1 Mrd. Dollar verdoppelt.