Großbritannien

Natwest-Mehrheit liegt bald in privaten Händen

Die staatliche Rettung der Royal Bank of Scotland in der Finanzkrise wirkt bis heute nach. Doch bald befindet sich die Mehrheit der Bank, die heute Natwest heißt, wieder in privaten Händen.

Natwest-Mehrheit liegt bald in privaten Händen

hip London

Die Staatsbeteiligung an Natwest (zuvor: Royal Bank of Scotland) ist einer Pflichtveröffentlichung des Instituts zufolge bis auf 51,98 % abgeschmolzen. Damit dürfte sich die Mehrheit an der schottischen Großbank schon in diesem Jahr wieder in privaten Händen befinden – ein Meilenstein, auch wenn das Tagesgeschäft des Instituts davon nicht berührt wird.

George Osborne hatte im August 2015 mit dem Abverkauf der von seinem Vorgänger Alistair Darling (Labour) in der Finanzkrise eingegangenen Beteiligung begonnen. Er nahm dafür einen Verlust von rund 1 Mrd. Pfund in Kauf. Der staatliche Einstiegskurs hatte bei 502 Pence gelegen, Osbornes Verkaufskurs bei 330. „Ich war nicht der Schatzkanzler, der die RBS herausgehauen hat“, sagte Osborne damals in Anspielung auf Darling, der das Institut auf dem Höhepunkt der Finanzkrise mit 46 Mrd. Pfund vor dem Untergang bewahrt hatte. Die RBS hatte sich damals an der Übernahme der niederländischen ABN Amro verhoben. „Das Einfachste wäre wohl, schwierigen Entscheidungen auszuweichen und die RBS in staatlichen Händen zu belassen“, behauptete Osborne. „Das Richtige für die Wirtschaft und die Steuerzahler ist, mit dem Abverkauf unseres Anteils zu beginnen.“ Schnell wurde klar, dass der Abbau des Anteils Jahre in Anspruch nehmen würde. Der Investec-Analyst Ian Gordon hält einen vollständigen Ausstieg bis 2025 für möglich. Steigende Zinsen dürften Bankaktien Auftrieb verschaffen.

Preis der Finanzstabilität

Tatsächlich handelt es sich bei den sukzessiven Veräußerungsverlusten um den Preis der Finanzstabilität während der Finanzkrise. Der Bail-out fing den Einschlag der Krise ab und verteilte die Schmerzen über viele Jahre.

Osbornes Platzierung senkte den Staatsanteil von 78,3 % auf 72,9 %. Ende April 2016 nahm das Institut den Aktionären die Hoffnung auf baldige Dividendenzahlungen, denn die Ausgliederung von Williams & Glyn – eine der selbst gesetzten Vorbedingungen für die Wiederaufnahme der Ausschüttungen – erwies sich schwieriger als erwartet. Brüssel hatte die Ausgliederung von 316 Filialen im Gegenzug für die Genehmigung der Staatshilfen während der Finanzkrise verlangt. Der damalige CEO Ross McEwan machte lieber den Volksentscheid für den EU-Austritt für die Verzögerung der Privatisierung verantwortlich als den unter seiner Führung angefallenen Milliardenverlust, der ins erste Quartal 2016 gebucht werden musste. Osbornes Nachfolger Philip Hammond fuhr den Abverkauf 2018 wieder an. Ein weiterer Milliardenverlust war der Preis dafür, die Staatsbeteiligung auf 62,4 % zu drücken. Geht es nach den damaligen Angaben von UK Government Investments (UKGI), von der die Staatsbeteiligung verwaltet wird, müsste die öffentliche Hand einen Preis von 440 Pence je Aktie erzielen, um auf ihre Kosten zu kommen. Das National Audit Office (NAO) notierte in seiner Auswertung des ersten Anteilsverkaufs, den Osborne durchboxte, dass gar ein Preis von 625 Pence erzielt werden müsste, um eine schwarze Null zu erreichen. Es hatte auch die Finanzierungskosten berücksichtigt, die dem Steuerzahler für die Rettung des Instituts während der Finanzkrise entstanden.

Die politischen Akteure sind sanft gelandet. Osborne beriet BlackRock, bevor er zu Robey Warshaw weiterzog. Darling ergatterte einen Posten im Board von Morgan Stanley. Der einstige Labour-Premierminister Gordon Brown landete als Berater bei Pimco.