Kostenexplosion geht an Sustanz der Schadenversicherung

Nürnberger Gruppe kündigt hohe Verluste an

Die Nürnberger Versicherungsgruppe hat große Probleme mit steigenden Belastungen aus Großschäden und im Kfz-Bereich. Die börsennotierte Dachholding gab eine Verlustwarnung für 2024 ab. Das wäre der höchste Fehlbetrag in der Unternehmensgeschichte.

Nürnberger Gruppe kündigt hohe Verluste an

Nürnberger droht Rekordverlust

Großschäden und steigende Kfz-Reparaturen belasten Erstversicherer

sck München

Die Nürnberger Versicherungsgruppe kämpft mit zunehmenden Schwierigkeiten in der Schaden-/Unfallversicherung. Die börsennotierte Dachholding der Gruppe, die Nürnberger Beteiligungs-AG, warnte ad hoc vor einem Konzernnettoverlust in einer noch nie dagewesenen Höhe für das traditionsreiche Unternehmen. Der Vorstand der Gesellschaft rechnet für 2024 mit einem Fehlbetrag in einer Bandbreite von 65 Mill. bis 85 Mill. Euro. Bislang steuerte das Management unter Leitung von Vorstandschef Harald Rosenberger ein „ausgeglichenes“ Ergebnis an. Der wenig gehandelte Anteilschein büßte nach der Gewinnwarnung auf Xetra zeitweise über 7% auf 52 Euro ein.

Im vergangenen Jahr war der Konzerngewinn um nahezu zwei Fünftel auf 43 Mill. Euro eingebrochen. Seinerzeit äußerte sich der CEO bereits unzufrieden mit dem Resultat. Damals drückten gestiegene Schäden in der Elementarschadenversicherung und erhöhte Reparaturaufwendungen in der Kfz-Haftpflichtversicherung auf die Marge.

Tochter braucht Finanzspritze

In diesem Jahr belasten die gleichen Themen die Nürnberger Gruppe noch viel heftiger. Die Dachholding sieht sich aufgrund der ernsthaften Lage gezwungen, der Tochtergesellschaft Nürnberger Allgemeine Versicherungs-AG (NAV) Kapital nachzuschießen. In der NAV hat die Nürnberger Gruppe ihre Schaden-/Unfall-Aktivitäten gebündelt. In welchem Umfang ihr Eigenkapital und die versicherungstechnischen Reserven gestärkt werden müssen, ließ die Nürnberger Gruppe offen.

Die Probleme der Nürnberger Gruppe hatten sich bereits in der ersten Hälfte dieses Jahres angedeutet. Damals hatte sich abgezeichnet, dass sie ihr ursprüngliches Ergebnisziel für das laufende Jahr kaum erreichen wird. Der im September veröffentlichte Halbjahresbericht weist ein Defizit nach Steuern von 10 Mill. Euro aus. Im Vorjahreszeitraum hatte sie noch einen Gewinn von 34 Mill. Euro erwirtschaftet.

„Kostenexplosion“ in der Schadenversicherung

In der ersten Jahreshälfte hatten vor allem Großschäden aus Hochwasser und Feuer bei der Nürnberger Gruppe ins Kontor geschlagen. Zudem belasteten deutlich gestiegene Preise für Ersatzteile und Reparaturen im Kfz-Bereich das Ergebnis.

Die Nürnberger Gruppe schrieb von „explodierenden“ Kosten in dieser Versicherungssparte. Das treffe die gesamte Assekuranz. Bei der NAV führte dies zu einem Segmentverlust im Bereich Schaden/Unfall von 64 Mill. Euro. Es war das Sechsfache des operativen Fehlbetrags im gleichen Vorjahreszeitraum.

Dividende fällt wohl komplett aus

Infolge des sich abzeichnenden hohen Jahresdefizits bereitet die Dachholding die Aktionäre auf eine gekürzte oder eine komplett gestrichene Dividende für 2024 vor. In der Ad-hoc-Meldung formulierte der Vorstand seine Absicht nicht ganz eindeutig. „Abhängig vom Umfang der Stärkung des Eigenkapitals der NAV aus Mitteln der Nürnberger Beteiligungs-AG kann die Dividendenfähigkeit eingeschränkt sein, so dass die Dividendenkontinuität der letzten Jahre nicht in jedem Fall fortgeführt werden kann.“

Für 2023 hatte die Dachholding wie im Vorjahr 3,50 Euro pro Aktie ausgeschüttet. Die Dividendensumme von insgesamt 40,3 Mill. Euro entsprach 52% des Konzernüberschusses.

Zu den institutionellen Aktionären der Nürnberger Gruppe gehört auch der weltgrößte Rückversicherer Munich Re. Rund zwei Drittel des Aktionariats stellen andere Versicherer, 5% machen Banken aus. 29% des Grundkapitals halten nach Unternehmensangaben Vertriebspartner.

Die Nürnberger Versicherungsgruppe hat große Probleme mit sprunghaft gestiegenen Belastungen aus Großschäden und im Kfz-Bereich. Die börsennotierte Dachholding gab eine Verlustwarnung für 2024 ab. Das wäre der höchste Jahresfehlbetrag in der Geschichte des traditionsreichen Unternehmens.