Rothschild & Co glänzt in schwachem M&A-Markt
lee Frankfurt
Zinswende und Konjunktursorgen haben den deutschen Markt für Übernahmen und Fusionen (Mergers & Acquisitions/M&A) in diesem Jahr einbrechen lassen. Mehr noch als die rückläufige Zahl der Transaktionen ist dafür die Korrektur der Bewertungen verantwortlich, wie Julian Schoof, Leiter des Investment Bankings der Deutschen Bank im deutschsprachigen Raum, unterstreicht. „Für 2023 erwarten wir einen deutlichen Anstieg öffentlicher Übernahmen deutscher Unternehmen“, ergänzt er. Wie aus den vorläufigen Refinitiv-Zahlen (per 14.12.) hervorgeht, sank das Volumen der angekündigten Transaktionen unter Beteiligung inländischer Unternehmen um 36% auf 155,2 Mrd. Dollar (146,6 Mrd. Euro), den niedrigsten Wert seit 2017. Die Zahl der Transaktionen verringerte sich im Vergleich zum Vorjahr nur um 23%.
Besonders schwach entwickelte sich das M&A-Geschäft mit zwei inländischen Akteuren, das um 42% auf 41,8 Mrd. Dollar zurückging. Das Geschäft mit Übernahmen deutscher Unternehmen durch ausländische Investoren sank gemessen an den angekündigten Volumina um 37% auf knapp 107 Mill. Dollar, während die in Deutschland eingehenden Deals einen Rückgang um 33% auf 65,6 Mrd. Dollar verbuchten. Damit ist Deutschland den Daten zufolge nach Großbritannien das zweitgrößte M&A-Zielland in Europa und das fünftgrößte weltweit.
Mit einem Rückgang um 17 % auf gut 40 Mrd. Dollar relativ stabil entwickelten sich die Volumina der angekündigten Zukäufe deutscher Unternehmen im Ausland. Wie im Vorjahr waren die USA der beliebteste Markt für Firmenzukäufe: 40 % aller von deutschen Unternehmen angekündigten Deals entfielen demnach auf US-Unternehmen.
In diesem schwachen Umfeld gelang es den Fusionsberatern von Rothschild & Co sich dank der Beteiligung an sieben der zehn größten Deals an die Spitze der Rangliste zu setzen. Die im Vorjahr erstplatzierte Deutsche Bank folgt auf Rang 2 vor Goldman Sachs.
Mit 67% war der Einbruch im Geschäft mit Börsengängen und anderen Kapitalmaßnahmen (Equity Capital Markets/ECM) noch drastischer. Von den 14,1 Mrd. Dollar, die im abgelaufenen Jahr an der Börse erlöst wurden, entfielen fast zwei Drittel auf das Börsendebüt von Porsche. Die an insgesamt acht Kapitalmaßnahmen beteiligte Deutsche Bank verdrängte in dieser Rangliste Goldman Sachs von Platz 1. Das Institut rechnet Schoof zufolge damit, dass sich das Geschäft mit Börsengängen im kommenden Jahr wieder belebt. „Für die frühen Emissionsfenster in 2023 gibt es nur wenige Kandidaten, die aufgrund ihres starken Profils einen erfolgreichen Börsengang realisieren können“, dämpft er jedoch die Erwartungen.
Die Anleiheemissionen summieren sich im schlechtesten Jahr seit 2010 auf 329,5 Mrd. Dollar, was im Vergleich zum Vorjahr einem Rückgang von 24 % entspricht. Die Emissionsvolumina im Investment-Grade-Bereich gingen um 15% auf 26 Mrd. Dollar zurück, im Hochzinsbereich um 78% auf 86,7 Mrd. Dollar. Der Deutschen Bank gelang es, im Heimatmarkt die Marktführerschaft in ihrer Kerndisziplin zu verteidigen.
M&A Deutschland | |||
in Mill. Dollar | |||
Rang | Bank | Vol. * | Zahl |
1 (15) | Rothschild & Co | 52781 | 46 |
2 (1) | Deutsche Bank | 44546 | 17 |
3 (4) | Goldman Sachs | 44226 | 22 |
4 (27) | Barclays | 41448 | 11 |
5 (11) | Lazard | 38175 | 19 |
6 (8) | Perella Weinberg Partners | 37704 | 6 |
7 (5) | Morgan Stanley | 32814 | 18 |
8 (3) | J.P. Morgan | 30397 | 22 |
9 (2) | BofA Securities | 17700 | 22 |
10 (102) | Evercore Partners | 13591 | 7 |
*) vorläufige Zahlen per 14.12.2022 | |||
Quelle: RefinitivBörsen-Zeitung |