Société Générale und Crédit Agricole sorgen für Kontrastprogramm
Banken Frankreich
Französisches Kontrastprogramm
Crédit Agricole enttäuscht trotz Rekords, Société Générale lässt ungeachtet eines Ergebnisrückgangs hoffen
Nachdem BNP Paribas vergangene Woche die Erwartungen verfehlte, haben die heimischen Konkurrenten mit ihren Ergebnissen für gemischte Gefühle gesorgt. Société Générale litt im Privatkundengeschäft und musste für Absicherungsgeschäfte gegen Niedrigzinsen zahlen. Beide glauben an eine Erholung der Nettozinsmarge.
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Gesche Wüpper, Paris
Frankreichs Großbanken Crédit Agricole SA (CASA) und Société Générale haben mit ihrem Kontrastprogramm bei Investoren für ein Wechselbad der Gefühle gesorgt. Zwar hat CASA, die börsennotierte Einheit der halbgenossenschaftlichen Gruppe, im vergangenen Jahr ein neues Rekordergebnis von 6,35 Mrd. Euro verbucht. Doch sie verfehlte im vierten Quartal die Erwartungen und wurde dafür stark abgestraft, so dass sie am Donnerstag an der Pariser Börse um 5,2% auf 12,34 Euro nachgab und damit den größten Kursverlust innerhalb des CAC 40 auswies.
Weniger schlimm als erwartet
Dagegen reagierten Anleger erleichtert auf die Zahlen von Société Générale. Im Schlussquartal 2023 sind ihre Ergebnisse eingebrochen, doch nicht ganz so schlimm, wie Analysten erwartet hatten. Im Gesamtjahr dagegen konnte die Bank aus La Défense trotz gesunkener Einnahmen und eines niedrigeren operativen Ergebnisses sogar unter dem Strich mit 2,49 Mrd. Euro mehr verdienen, weil der Rückzug aus Russland das Ergebnis 2022 belastet hatte. Die Aktie von Société Générale schloss am Donnerstag mit einem Minus von fast 1% bei 23,03 Euro.
Der neue Société-Générale-Chef Slawomir Krupa will nach einem Übergangsjahr 2024 wieder durchstarten. Im vierten Quartal sei bereits eine Erholung im heimischen Privatkundengeschäft zu sehen gewesen, urteilen Experten. Im Gegensatz zu Banken aus anderen Ländern der Eurozone profitieren Société Générale und ihre heimischen Rivalen weniger stark von dem Zinsanstieg, da in Frankreich festverzinsliche Kredite üblich sind und zudem staatlich reglementierte Sparbücher vergleichsweise hoch verzinst werden.
Bei Société Générale hat das Privatkundengeschäft stärker gelitten als bei CASA, auch wenn die Onlinebank Bourso Bank weitere Kunden dazugewinnen konnte. So verringerten sich die Einnahmen der Sparte im Gesamtjahr um 12,9% auf 8,02 Mrd. Euro. Das Nettoergebnis brach sogar um 56,6% auf 1,41 Mrd. Euro ein. Bei LCL, dem Privatkundengeschäft von CASA, blieben die Einnahmen mit 3,85 Mrd. Euro nahezu unverändert. Das Nettoergebnis verringerte sich jedoch von 899 Mill. auf 835 Mill. Euro.
Erster Hoffnungsschimmer
Beide Banken verweisen nun auf einen ersten Hoffnungsschimmer. So haben sie im Schlussquartal den Beginn der Erholung der Nettozinsmarge ausgemacht. Société Générale musste auch dafür zahlen, dass sie sich Anfang 2022 mit kurzfristigen Absicherungsmechanismen für die folgenden zwei Jahre gegen sinkende Zinsen abgesichert hat. Nach Angaben von Finanzchefin Claire Dumas hat sie das im letzten Jahr insgesamt 1,55 Mrd. Euro gekostet. Der Effekt dürfte aber in den nächsten Quartalen schwinden.
Bei CASA sorgten bis auf das Corporate und Investment Banking alle Sparten in den vergangenen drei Monaten für Enttäuschung. Allen voran das Versicherungsgeschäft, dessen Einnahmen wegen witterungsbedingter Schäden und negativer Auswirkungen des Rechnungslegungsstandards IFRS 17 um 47% eingebrochen sind. Das Großkundengeschäft konnte das zwar teilweise ausgleichen, aber eben nicht ganz. Unter dem Strich ist deshalb das Nettoergebnis um 25% auf 1,76 Mrd. Euro gesunken.
Bei Société Générale brach das Nettoergebnis im Schlussquartal sogar um fast 60% auf 430 Mill. Euro ein. Bei ihr sorgte neben der Prognose einer Steigerung der Einnahmen um 5% in diesem Jahr auch das Leasinggeschäft für Enttäuschung, da die Margen der aus der Fusion von ALD und Leaseplan hervorgegangenen Sparte Ayvens unter dem Einbruch der Wiederverkaufspreise von Gebrauchtwagen gelitten haben.
Großzügiger gegenüber Aktionären
Beide Banken wollen sich jedoch Aktionären gegenüber großzügiger erweisen als erwartet. So will CASA die Dividende um 24% auf 1,05 Euro je Aktie erhöhen, während Société Générale sie von 1,70 Euro auf 0,90 Euro senken will. Analysten haben mit noch weniger gerechnet. Zudem kündigte die Bank ein Aktienrückkaufprogramm an, das mit 280 Mill. Euro besser als gedacht ausfällt.