Staat wird Mehrheit an Natwest los
hip London
– Die Staatsbeteiligung an der Royal Bank of Scotland, die heute unter dem Namen Natwest firmiert, ist unter 50% gerutscht – ein Meilenstein, auch wenn das Tagesgeschäft des Instituts davon nicht berührt wird. Wie die für die Altlasten der Finanzkrise verantwortliche Agentur UK Government Investments (UKGI) mitteilt, wurden rund 550 Millionen Aktien für 1,2 Mrd. Pfund von der schottischen Großbank erworben, die sich dafür bereits im April vergangenen Jahres die Genehmigung der Anteilseigner geholt hatte. Nach dem geplanten Einzug der Aktien schrumpft der Staatsanteil von zuletzt 50,6% auf rund 48,1%. Natwest zahlte 220,5 Pence je Aktie. „Wir halten diese Transaktion für einen guten Einsatz von Kapital für die Bank und unsere Aktionäre“, sagte Natwest-CEO Alison Rose. Die Kernkapitalquote von 15,9% wird durch die Transaktion um 69 Basispunkte gedrückt. Das greifbare Eigenkapital je Aktie steigt auf 275 Pence.
Goldman Sachs fungierte als Privatisierungsberater für UKGI. Die Kanzlei Freshfields Bruckhaus Deringer stand der Agentur in rechtlichen Angelegenheiten zur Seite. Der schrittweise Verkauf der Beteiligung über den Markt mit Hilfe von Morgan Stanley werde fortgesetzt, hieß es. Geht es nach früheren Angaben von UKGI, müsste die öffentliche Hand einen Preis von 440 Pence je Aktie erzielen, um auf ihre Kosten zu kommen. Das National Audit Office (NAO) notierte einst, dass gar ein Preis von 625 Pence erzielt werden müsste, um eine schwarze Null zu erreichen. Es hatte auch die Finanzierungskosten berücksichtigt, die dem Steuerzahler für die Rettung des Instituts während der Finanzkrise entstanden.
Rishi Sunaks Vorgänger im Schatzamt, George Osborne, hatte im August 2015 mit dem Verkauf der von Alistair Darling (Labour) in der Finanzkrise eingegangenen Beteiligung begonnen. Er nahm dafür einen Verlust von rund 1 Mrd. Pfund in Kauf. Der staatliche Einstiegskurs hatte bei 502 Pence gelegen, Osbornes Verkaufskurs bei 330. „Ich war nicht der Schatzkanzler, der die RBS herausgehauen hat“, sagte Osborne damals in Anspielung auf Darling, der das Institut auf dem Höhepunkt der Finanzkrise für 46 Mrd. Pfund vor dem Untergang bewahrt hatte. Die RBS hatte sich damals an der Übernahme der niederländischen ABN Amro verhoben. Schnell wurde klar, dass der Abbau des Anteils Jahre in Anspruch nehmen würde.
Tatsächlich handelt es sich bei den sukzessiven Veräußerungsverlusten um den Preis der Finanzstabilität während der Finanzkrise. Der Bail-out fing den Einschlag der Krise ab und verteilte die Schmerzen über viele Jahre. Osbornes Platzierung senkte den Staatsanteil von 78,3% auf 72,9%. Sein Nachfolger Philip Hammond fuhr den Prozess des sukzessiven Rückzugs 2018 wieder an.
Die politischen Akteure sind sanft gelandet. Osborne beriet Blackrock, bevor er zu Robey Warshaw weiterzog. Darling ergatterte einen Posten im Board von Morgan Stanley. Der einstige Labour-Premierminister Gordon Brown landete als Berater bei Pimco.