Unicredit bietet für BPM
Unicredit will auch BPM
Unicredit will die BPM
HVB-Mutter will Italiens drittgrößte Bank kaufen und hält an Commerzbank-Plänen fest
Gerhard Bläske, Mailand
bl Mailand
Die HVB-Mutter Unicredit hat überraschend ein Übernahmeangebot für Italiens drittgrößte Bank BPM lanciert. Wie das Institut am Montag bekannt gab, will es den Wettbewerber per Aktientausch übernehmen, wofür auch eine Kapitalerhöhung geplant ist. Die Transaktion hat einen Wert von rund 10 Mrd. Euro. Der Aktienkurs von Unicredit rutschte nach der Bekanntgabe der Pläne um knapp 3% ab.
Dreierkombination ergäbe neuen europäischen Marktführer
Die Aktie der Commerzbank brach im frühen Handel um fast 6% ein. Am Vorabend hatte Bundesfinanzminister Jörg Kukies im ARD gesagt, dass er mit einem Rückzug der Italiener bei der Commerzbank rechne. Denn eine feindliche Übernahme gegen den Willen der Bundesregierung ist für Unicredit-Chef Andrea Orcel erklärtermaßen keine Option, weswegen er das Vorhaben erst nach den Neuwahlen Ende Februar wieder vorantreiben will.
Am Montag unterstrich Orcel jedoch, dass er unabhängig von der BPM-Übernahme auch am Einstieg bei der Commerzbank festhalten will. In dieser Kombination würde Unicredit gemessen an der Marktkapitalisierung zur größten Bank in Europa.
Unicredit strebt Delisting von BPM an
Unicredit bietet den BPM-Eigentümern 0,175 Stammaktien für jede BPM-Aktie an. Das Umtauschverhältnis entspricht einem Angebotswert von 6,67 Euro pro Aktie. Das stellt gegenüber dem Schlusskurs der BPM-Aktie vom Freitag einem Aufschlag von etwa 0,4 %. Die BPM-Aktie legte am Montag um gut 2% zu und notierte mit 6,75 Euro bereits über dem rechnerischen Angebotspreis.
Unicredit will mindestens 50% der BPM-Anteile erhalten. Ziel sei aber ein Delisting des Instituts, dass vor allem im wirtschaftsstarken Norden um Mailand und Verona aktiv ist. Um die Übernahme zu refinanzieren, ist eine Kapitalerhöhung von etwa 13,9% des Kapitals geplant. Darüber hinaus verfügt Unicredit über ein Überschusskapital von 6,5 Mrd. Euro. Er erwartet ein Closing bis zum Juni 2025 und eine volle Integration in den darauf folgenden zwölf Monaten.
Keine Angst vor den Kartellwächtern
Kartellrechtliche Probleme erwartet Orcel nach Angaben von Unicredit nicht. Die Übernahme ergänze ich geografisch gut und es gebe nur sehr begrenzte Überschneidungen zwischen den Geschäftsgebieten der beide Institute. Orcel begründet den völlig überraschenden Schritt auch damit, dass Europa stärkere Banken brauche. Die Übernahme sei eine ideale Wachstumsmöglichkeiten und gebe den BPM-Aktionären die Möglichkeit, von einer echten paneuropäischen Bankengruppe zu profitieren.
„Kein Einfluss auf die Ausschüttungspolitik“
Die Ausschüttungspolitik der Unicredit werde von der Übernahme nicht beeinflusst, so Orcel. Mit der Übernahme erreiche die Unicredit eines ihrer historischen Ziele: Die Position in Italien zu stärken und Wert für alle Stakeholder zu schaffen.
Unicredit hat sich, vorbehaltlich der Genehmigung, auch bis zu 21% des Kapitals der Commerzbank gesichert. Auch eine komplette Übernahme wird nicht ausgeschlossen. Gegen eine weitere Aufstockung der Beteiligung oder eine Übernahme durch die Unicredit gibt es jedoch starken Widerstand in Deutschland – aus der Politik, von der Bank selbst und von den Gewerkschaften. Orcel hat erklärt, bis zur Bildung einer neuen Regierung keine weiteren Schritte in Deutschland zu planen.