Unsicherheit um Spin-off der CS First Boston
Von Alex Wehnert, New York
Die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS sorgt für Verunsicherung um den geplanten Spin-off der Investmentbank CS First Boston. UBS-Chairman Colm Kelleher betonte bei einer Pressekonferenz am Sonntag, seine Bank werde „das Investment-Banking-Geschäft der Credit Suisse verkleinern und mit unserer konservativen Risikokultur in Einklang bringen“. Die kombinierten Investmentbanken der Schweizer Geldhäuser sollen demnach langfristig nicht mehr als 25% der risikogewichteten Aktiva der gesamten Gesellschaft erreichen.
Laut Analysten wackelt damit die rechtliche und operative Abtrennung sowie der angepeilte Börsengang der Marke CS First Boston. Die Spin-off-Pläne waren Teil eines Strategieschwenks, den die Credit Suisse im Oktober angekündigt hatte. An der Spitze des abgespaltenen Hauses sollte der US-Starbanker Michael Klein stehen, der zuletzt das Investment-Banking-Geschäft seiner Boutique M. Klein & Company an das Zürcher Finanzinstitut verkauft hatte. Der Gesamtwert der Transaktion lag bei 210 Mill. Dollar, M. Klein & Company sollte eigentlich im ersten Halbjahr in die Management- und Beratungskapazitäten der CS First Boston integriert werden.
Interessenkonflikte moniert
Investoren reagierten damals verärgert auf die Pläne. Sie monierten Interessenkonflikte Kleins – der ehemalige Citigroup-Banker war zwischen 2018 und vergangenem Oktober Mitglied im Verwaltungsrat der Credit Suisse. Die Idee, die seit 2006 inaktive Marke First Boston wiederzubeleben, soll von ihm stammen. Dass er auf beiden Seiten des Deals um M. Klein & Company vertreten war, sorgte auch für Kritik von Corporate-Governance-Experten.
Dagegen wandten Bankinsider ein, die Integration der Boutique falle angesichts der Bilanzsumme der CS First Boston nicht ins Gewicht. Die abgespaltene Investmentbank sollte auf 20 Mrd. Dollar an risikobasierten Vermögenswerten kommen – was sie größer als Boutiquen machen, aber deutlich hinter den Investment-Banking-Einheiten führender US-Geldhäuser zurückstehen lassen würde. Nun soll allerdings auch im Gespräch sein, für die CS First Boston bestimmte Teile des Investment-Banking-Geschäfts in eine noch abzuwickelnde Bad Bank zu übertragen.
Einige Beobachter erwarten allerdings, dass der Spin-off der CS First Boston doch noch über die Bühne gehen wird. „Eine Abspaltung auf diesem Weg stellt für den Käufer bei solchen Transaktion eine Lösung dar, um Assets loszuwerden, die nicht zu seinem Portfolio passen“, sagt Greg Hertrich, Leiter US-Bankenstrategie beim Finanzdienstleister Nomura in New York. „Allerdings dürfte ein Deal nun eher mittel- statt kurzfristig zustandekommen – also nicht im nächsten Quartal, aber doch bis Ende des Jahres.“
Etwaige Verzögerungen könnten dabei infolge der komplizierteren Aktionärs- und Stakeholder-Strukturen zustandekommen, die Gespräche und Vorbereitungen bezüglich einer Abspaltung langwieriger machten. Zur rechtlichen und politischen Situation nach der Übernahme der Credit Suisse, die weitreichende staatliche Garantien sowie Liquiditätsunterstützung durch die Schweizerische Nationalbank beinhaltet, seien zudem noch viele Fragen offen.
Nun besteht auch für die Investoren Unsicherheit, die bereits finanzielle Zusagen für den Spin-off der CS First Boston festgeklopft haben sollen. „Grundsätzlich besteht an der Wall Street hohes Interesse an Investmentbanken, die auf sich gestellt funktionieren“, sagt Hertrich – und die Credit Suisse sei mit ihrem Kapitalmarktgeschäft ein ernst zu nehmender Wettbewerber der US-Institute gewesen. Eine neue Investmentbank werde den Fokus wohl auf die Beratung legen, aber auch im Bond- und Aktienhandel sowie im Dealmaking Underwriting präsent sein. Ob sie dies auch mit Klein an der Spitze wird, ist laut Beobachtern nun aber äußerst fraglich.