Bank of America widerspricht Rezessionsprognosen

US-Großbanken fürchten steigenden Druck auf Schuldner

Amerikas Großbanken haben im ersten Quartal positiv überrascht. Doch die wachsende Wahrscheinlichkeit einer Rezession weckt Sorgen vor einem Sprung der Zahlungsausfälle und Belastungen für die Margen.

US-Großbanken fürchten steigenden Druck auf Schuldner

US-Banken ringen mit unsicherem Konjunkturausblick

Bank of America widerspricht Rezessionswarnungen der Konkurrenz – Gewinnanstieg bei Institut und Rivalin Citigroup übertrifft Erwartungen

Amerikas Großbanken haben im ersten Quartal positiv überrascht. Neben einer starken Performance ihrer Trader profitieren sie auch von sprudelnden Zinserträgen. Doch die wachsende Wahrscheinlichkeit einer Rezession zieht Sorgen vor einem Sprung der Zahlungsausfälle und Belastungen für die Margen nach sich.

xaw New York

Befürchtungen einer anstehenden Rezession in den USA zum Trotz haben Amerikas Großbanken ihre Gewinne im ersten Quartal kräftig gesteigert. Nachdem in den vergangenen Handelstagen bereits Branchenprimus J.P. Morgan, Wells Fargo sowie die spezialisierteren Investmenthäuser Morgan Stanley und Goldman Sachs vor allem dank einer starken Performance ihrer Trader die Markterwartungen übertrafen, haben nun auch die anderen Universalbanken ihre Aktionäre positiv überrascht. Bank of America steigerte den Nettoüberschuss gegenüber dem Vorjahr um 11% auf 7,4 Mrd. Dollar, Citigroup vermeldete gar einen Sprung um 21% auf 4,1 Mrd. Dollar.

Doch während die hohe Marktvolatilität infolge des von US-Präsident Donald Trump losgetretenen Strafzollchaos die Erlöse der Geldhäuser aus dem Aktienhandel ankurbelt, steigen die Sorgen vor einem scharfen Konjunktureinbruch mit entsprechenden Auswirkungen auf die Kreditqualität. Jamie Dimon, Vorstandschef von J.P. Morgan, hält eine Rezession in den Vereinigten Staaten inzwischen für „wahrscheinlich“. David Solomon, CEO von Goldman Sachs, hebt neben kurzfristig eingetrübten Perspektiven im Investment Banking auch die Sorge vor einem Statusverlust des amerikanischen Kapitalmarkts und des Dollar, die aufgrund ihrer Tiefe und Liquidität bisher in großem Stil ausländische Investoren anzögen, hervor.

Tumult am Anleihemarkt

Trumps Wirtschaftsberater argumentieren für eine Stärkung der US-Exportwirtschaft durch eine strategische Abwertung des Greenback. „Wir bewegen uns auf einen mehrjährigen Bärenmarkt für den Dollar zu“, betont David Rolley, Co-Chef Global Fixed Income bei der Natixis-Tochter Loomis Sayles. Die Ratingagentur Scope bezeichnet die Stellung des Greenback als globale Reservewährung als „essenziell“ für die Kreditwürdigkeit der USA, die ihre Staatsverschuldung auf 122% des Bruttoinlandsprodukts ausgeweitet haben.

Trumps Handels- und Währungspolitik droht laut Nordea noch einen umfangreicheren Abverkauf am US-Bondmarkt nach sich zu ziehen. Die Renditen zehnjähriger Treasuries haben zuletzt die stärksten Sprünge seit Beginn des Jahrtausends hingelegt, Emittenten amerikanischer Unternehmensanleihen niedriger Bonität haben infolge des Tumults jeden Marktzugang verloren. Doch trotz des schwierigeren Umfelds für Schuldner haben die Banken ihre Rückstellungen für faule Kredite bisher nicht bedeutend aufgestockt. Citigroup legte im ersten Quartal mit 102 Mill. Dollar 14% weniger für Darlehensausfälle beiseite als im Vorjahreszeitraum. Bei Bank of America fällt das Volumen der Risikovorsorge mit 1,5 Mrd. Dollar genauso hoch aus wie im Auftaktviertel 2024. Das Geldhaus verweist darauf, dass die Zahl der Gläubiger im Zahlungsverzug zuletzt sogar leicht zurückgegangen ist.

Überraschend optimistische Töne

Allgemein schlägt Finanzchef Alistair Borthwick für viele Beobachter überraschend optimistische Töne an. Die Bedenken von Kunden hinsichtlich der jüngsten Marktverwerfungen hätten zugenommen, doch die Ökonomen von Bank of America erwarteten derzeit keine Rezession, sagte der CFO in einer Analystenschalte. „Der Arbeitsmarkt ist offensichtlich gesund, und die Verbraucher zeigen sich widerstandsfähig“, führte Borthwick aus.

Der Rest der Wall Street reagiert indes mit gemischten Gefühlen auf die Zahlenvorlage des zweitgrößten US-Geldhauses. David Konrad von Keefe, Bruyette & Woods setzt die Aktie von Bank of America zwar auf „Outperform“. Überschwänglich äußert er sich aber nicht: Die Resultate zum ersten Quartal seien „gut genug“. Stärker als erhofft ausgefallene Einnahmen aus dem Aktienhandel hätten unerwartet hohe Ausgaben mehr als wettgemacht, doch befänden sich die Gebühreneinnahmen aus dem Investment Banking auf dem Rückmarsch – wobei das M&A-Geschäft im ersten Quartal bereits enttäuscht habe. Die Prognosen des Geldhauses für die Nettozinserträge im Gesamtjahr 2025 stünden im Einklang mit den Markterwartungen, setzten allerdings vier Zinssenkungen voraus.

Belastung für Margen droht

Der geldpolitische Ausblick ist angesichts der Furcht vor neuen Inflationssprüngen infolge von Trumps Handelspolitik unklar. Einerseits gilt eine restriktive Strategie der Fed als positiv für Amerikas Banken, da diese die Zinseinnahmen stützt. Bei Bank of America und Citigroup hat der Anstieg der Nettozinserträge zuletzt entscheidend zum Sprung der Konzernerlöse um 6% auf 27,37 Mrd. Dollar und 3% auf 21,6 Mrd. Dollar beigetragen. Andererseits drohen schwierige finanzielle Konditionen für Schuldner und ein Anstieg der Zahlungsausfälle die Nettozinsmargen zu belasten, die infolge eines anziehenden Depositenwettbewerbs und eines resultierenden Anstiegs der Einlagezinsen zuletzt ohnehin abgebröckelt sind.

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