Sparkassenverband Rheinland-Pfalz blickt auf 2024

Verunsicherung prägt die Geschäfte

Die rheinland-pfälzischen Sparkassen haben im von wirtschaftlichen und geopolitischen Widrigkeiten geprägten Jahr 2024 etwas weniger verdient. Auch das laufende Jahr dürfte herausfordernd werden.

Verunsicherung prägt die Geschäfte

Verunsicherung prägt die Geschäfte

Sparkassen in Rheinland-Pfalz spüren Wirtschaftsflaute und Zurückhaltung der Kunden

fir Frankfurt

Leichte Belebung im Kreditgeschäft, geringerer Zins- und höherer Provisionsüberschuss sowie Anstieg der Kosten: So stellt sich grob skizziert das Geschäftsjahr 2024 für die 20 rheinland-pfälzischen Sparkassen dar. Alles in allem haben sie vor Bewertung etwas weniger verdient als 2023, wie am Montag in einer Pressekonferenz des Sparkassenverbandes Rheinland-Pfalz deutlich wurde. Mit detaillierten Zahlen wartete er jedoch noch nicht auf. Diese wird der Verband zu einem späteren Zeitpunkt gesondert vorlegen.

Damit werden die Sparkassen des Bundeslandes ein Ergebnis vor Bewertung erwirtschaftet haben, das leicht unter 862 Mill. Euro liegt. Diesen Gewinn hatten sie 2023 ausgewiesen, was vor allem dank hoher Zinseinnahmen gut die Hälfte mehr war als im Jahr zuvor. Nach Bewertung kam seinerzeit mit 430 Mill. Euro viermal so viel heraus wie 2022.

Leichte Kredit-Belebung

Im vergangenen Jahr habe sich zwar eine vorsichtige Verbesserung im Kreditgeschäft gezeigt, führte Verbandsgeschäftsführer Roman Frank aus, doch sei dennoch ein leichter Rückgang des Zinsüberschusses festzustellen. Das dürfte auf sich verengende Zinsmargen im Zuge der Zinssenkungen seitens der Europäischen Zentralbank (EZB) zurückzuführen sein. Diese hat im Juni vergangenen Jahres erstmals seit 2022 die Zinsen herabgesetzt. Der für Banken maßgebliche Einlagenzins, zu dem sie Gelder bei der Zentralbank anlegen können, sank seitdem in mehreren Schritten von 4,00% auf 3,00%.

Höhere Nachfrage nach Wertpapieren

Der Provisionsüberschuss nahm laut Frank 2024 hingegen zu, was vor allem auf eine Belebung des Wertpapiergeschäfts zurückzuführen sei. Tariferhöhungen und Inflation schlugen wiederum auf die Kosten.

Sparquote wächst

„Der erhoffte Aufschwung blieb auch 2024 aus. Das hat die Stimmung der Unternehmen und der Verbraucher eingetrübt“, sagte Frank. Hinzu kämen die geopolitischen Unsicherheiten und Effekte der Preissteigerungen. Abzulesen ist all das an der Sparquote, die ihm zufolge auf bundesweit 11,7% des verfügbaren Einkommens gestiegen ist. „Für uns ist das ein Zeichen, dass Kunden verunsichert sind und Vorsorge treffen“, so der Geschäftsführer. Gespart werde hauptsächlich klassisch, also via Festgeld, Spareinlage und Sparbrief. Allerdings legte auch der Umsatz im Wertpapiergeschäft im vergangenen Jahr deutlich zu, insbesondere der Nettoabsatz von Aktienfonds.

Trends setzen sich fort

Ein erster Blick auf das junge Jahr 2025 zeige, dass sich diese Trends fortsetzten, erklärte Frank. Die Verunsicherung bei Kunden und Firmen halte an. Die geopolitischen und wirtschaftlichen Entwicklungen sowie mögliche Handelskonflikte, die eine neue US-Regierung unter Präsident Donald Trump vom Zaun brechen könnte, dienten nicht der Zuversicht, hob Frank hervor. Angesichts dieser Gemengelage und der bevorstehenden Bundestagswahl übten sich die Menschen erst einmal in Zurückhaltung.

„Unsicherheit ist das, was die Geschäfte im vergangenen Jahr geprägt hat“, bekräftigte Verbandspräsident Thomas Hirsch. Er forderte dazu auf, keine Zeit zu vertun und auf die Bildung einer neuen Bundesregierung zu warten, sondern sogleich aktiv zu werden, um einen Aufschwung zu forcieren. „Jeder muss mithelfen, die schwierige Lage zu überwinden.“

Baugenehmigungen eingebrochen

Als Hoffnungsschimmer erweist sich ein Zuwachs bei den Neuzusagen für Wohnungsbaukredite um 13,8%. Allerdings komme die Steigerung „von niedrigstem Niveau“, also unter Bedingungen, die schnell zweistellige Zuwachsraten ermöglichten. „Sorge bereitet uns, dass vor allem die Baugenehmigungen extrem eingebrochen sind“, sagte Hirsch. Bereits 2023 war das so. In Rheinland-Pfalz wurden Angaben des Verbandes aus dem Oktober zufolge 3.635 Baugenehmigungen erteilt, 43,5% weniger als 2022. Den Kreditbestand per Ende 2024 gibt der Verband mit 54,7 Mrd. Euro an, die neuen Kreditzusagen mit 7,9 Mrd. Euro.

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