Wie Allianz Global Investors jetzt Privatanleger für Private Markets anspricht
Im Podcast: Raluca Jochmann
AGl spricht Privatinvestoren für Private Markets an
Private-Markets-Expertin von Allianz Global Investors über Eltif-Debüt und Infrastruktur-Investments als Sparprodukt
Von Philipp Habdank, Frankfurt
Allianz Global Investors wirbt mit einem European Long Term Investment Fund (Eltif) erstmals um Privatanleger und folgt damit einem Trend unter den großen Vermögensverwaltern. Im Börsen-Zeitungs-Podcast „Betting Billions“ erklärt Raluca Jochmann die Hintergründe für das Eltif-Debüt. Die Head of Private Market Solutions findet aber auch mahnende Worte.
Anfang September hat Allianz Global Investors (AGI) den ersten European Long Term Investment Fund (Eltif) im Bereich Infrastruktur angekündigt. Zum ersten Mal spricht der Vermögensverwalter für ein Private-Markets-Produkt damit nicht nur institutionelle, sondern auch Privatanleger an. „Der institutionelle Markt ist etabliert, der Privatmarkt ist aber noch in den Anfangsstadien. Da erwarten Marktteilnehmer großes Wachstum“, sagt Raluca Jochmann, Head of Private Market Solutions, bei „Betting Billions“, dem Private-Markets-Podcast der Börsen-Zeitung.
AGI nutzt damit zum ersten Mal das seit Januar dieses Jahres geltende, überarbeitete Eltif-Regelwerk. Die erste Fassung aus dem Jahr 2015 war laut Jochmann an vielen Stellen für Allianz Global Investors unattraktiv. Investments seien beispielsweise auf europäische Anlagen beschränkt gewesen, der Kauf von Fondsanteilen sei nicht möglich gewesen und das alte Regelwerk habe auch keine offenen Fondsstrukturen (Open ended) zugelassen. „Dass wir jetzt sowohl in Einzelprojekte als auch in Fonds investieren können, erleichtert es uns sehr", so Jochmann.
Private Markets: Endliches Wachstum bei institutionellen Investoren
Dass große Vermögensverwalter wie Allianz Global Investors in der Kapitalbeschaffung überhaupt auf Privatinvestoren zugehen, liegt auch daran, dass das Wachstum bei institutionellen Investoren endlich ist. Private-Markets-Anlagen seien Jochmann zufolge bei institutionellen Investoren etabliert. Eine Studie des Branchenverbands BAI habe festgestellt, dass so ziemlich jeder deutsche institutionelle Investor in Private Markets investiert sei. Die durchschnittliche Allokationsquote betrage demnach 22%. Viele institutionelle Investoren nähern sich damit ihren regulatorischen Allokationsgrenzen.
Eine Studie des BAI hat festgestellt, dass so ziemlich jeder deutsche institutionelle Investor in Private Markets investiert ist.
Raluca Jochmann, AGI
Laut Jochmann könne es schon sein, dass man die Wachstumsraten im institutionellen Fundraising der vergangenen zehn Jahre künftig nicht mehr sehen werde. „Allein im Infrastruktursegment ist das Fundraising bis 2022 jährlich um 15% gestiegen“, sagt Jochmann, die in der Anlageklasse trotzdem noch viel Potenzial für Investments und große Investorennachfrage sieht. Dazu verweist sie auf die drei Megatrends Dekarbonisierung, Digitalisierung und Demografie-Wandel. „Allein in Deutschland erwartet das Institut der deutschen Wirtschaft, dass über die nächsten zehn Jahre 600 Milliarden in neue Infrastruktur investiert werden“, sagt Jochmann.
Eltif-Volumen könnte sich kurzfristig mehr als verdoppeln
Ein Zielvolumen für den neuen Infrastrukturfonds nennt Jochmann auf Nachfrage nicht. Man sei gespannt, wie sich der Eltif-Markt künftig entwickeln werde. Die erste Generation war am Markt noch durchgefallen. Einer Studie der Ratingagentur Scope zufolge wurden in Europa zwischen 2015 und Ende 2023 über Eltifs insgesamt nur 13 Mrd. Euro eingesammelt. Auf Basis von Umfragen und Gesprächen mit Vermögensverwaltern geht Scope aber davon aus, dass das europäische Eltif-Volumen bis Ende 2026 auf 30 bis 35 Mrd. Euro steigen könnte.
Das wäre zwar mehr als eine Verdopplung, verglichen mit den gesamten Assets under Management der Branche aber trotzdem kleine Zahlen. Das gesamte verwaltete Vermögen im Bereich Infrastruktur beziffert Jochmann aktuell auf rund 1,4 Bill. Euro. Allianz Global Investors verwalte auf der eigenen Infrastrukturplattform derzeit 50 Mrd. Euro. Damit dürfte klar sein, dass es der Eltif und Privatinvestoren volumenseitig auf absehbare Zeit nicht mit den institutionellen Investoren werden aufnehmen können.
Infrastruktur-Eltif: Allianz Global Investors peilt 6 bis 9% Rendite an
Über den Eltif sollen Privatinvestoren laut Jochmann aber genauso in die Infrastrukturanlageklasse investieren können, wie es ein institutioneller Investor tun würde. AGI setze bei der Investmentstrategie darum sowohl auf eine Mischung aus Eigen- und Fremdkapitalinvestments als auch auf einen Mix aus direkten und indirekten Anlagen. Die jeweiligen Investitionsquoten seien nicht starr. Der Fonds werde aber stärker auf Equity statt auf Debt setzen, sagt Jochmann.
Ich möchte sehr stark betonen, dass dies keine liquiden Investments sind.
Raluca Jochmann, AGI
Ihren Eltif-Investoren kommuniziert Jochmann einen Zielrendite-Korridor zwischen 6 und 9% pro Jahr, bei einem Mindestinvestment von 10.000 Euro und einer langfristigen Haltedauer von mindestens zehn Jahren. Mit Blick auf die Beratung von Privatinvestoren warnt Jochmann davor, unrealistische Renditeziele auszugeben. Darüber hinaus müsse auf die Risiken hingewiesen werden. „Ich möchte sehr stark betonen, dass dies keine liquiden Investments sind“, sagt Jochmann. Der Eltif sei ein langfristiges und illiquides Investment mit eingeschränkter Liquidität.
Liquide Märkte beeinflussen illiquide Anlageklassen
Darüber hinaus würde Jochmann gegenüber Privatinvestoren nicht sagen, dass die Anlageklasse komplett unkorreliert von den liquiden Märkten sei. Man habe es in dem Fonds beispielsweise mit Eigenkapitalinvestments zu tun. „Die liquiden Märkte haben durch die Discount-Rate oder die Aktienprämie durchaus Einfluss auf die illiquiden Märkte und auf die dortigen Bewertungen“, so Jochmann.
Wie der neue Infrastruktur-Eltif von Allianz Global Investors strukturiert ist, worin er wie investiert, warum er nur ein Artikel-8- und kein Artikel-9-Fonds ist und wie liquide Eltifs für Privatinvestoren im Härtefall wirklich sind – darüber spricht Raluca Jochmann in der aktuellen Episode von „Betting Billions“, die überall dort zu finden ist, wo es Podcasts gibt.
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