GastbeitragRound Table ESG

Wie sich die Klimapolitik der EU und der USA auf die Wirtschaft auswirken

Bei Klimapolitik und nachhaltiger Regulierung folgen USA und EU verschiedenen Ansätzen. Den amerikanischen halten Experten des Frankfurter Instituts für Risikomanagement und Regulierung (FIRM) für einfacher. Die EU drohe durch komplexe Vorschriften ihre Wettbewerbsfähigkeit zu verspielen.

Wie sich die Klimapolitik der EU und der USA auf die Wirtschaft auswirken

Gastbeitrag

EU gefährdet ihre grüne Führungsposition

Von Til Bünder und Nicholas Martin

Die Bekämpfung des Klimawandels hat sich zu einem globalen Imperativ entwickelt, der nahezu alle Sektoren betrifft. Ziel ist es, Maßnahmen zu fördern, die sowohl effektiv als auch nachhaltig sind. Das Zusammenspiel von ökologischer Nachhaltigkeit und wirtschaftlicher Vitalität spielt dabei eine wichtige Rolle. Der Round Table ESG des Frankfurter Instituts für Risikomanagement und Regulierung (FIRM) hat untersucht, wie die unterschiedlichen Ansätze der Europäischen Union und der Vereinigten Staaten in der Klimapolitik wirken und welche wirtschaftlichen Risiken und Chancen sich daraus ergeben.

Verschiedene Regulierungsansätze

Ein Blick auf die regulatorischen Vorgaben wie Offenlegungspflichten offenbart spätestens seit der Einführung der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) in der EU wesentliche Unterschiede zum Ansatz in den USA. Besonders hervorzuheben ist die breite Anwendung der CSRD.

Die CSRD umfasst umfangreiche Anforderungen im ESG-Bereich – beispielsweise neben Klima auch Biodiversität und Wasser – und den Ansatz der „doppelten Wesentlichkeit“.

Dies steht im Gegensatz zum engen Fokus auf klimabezogene Auswirkungen der kürzlich verabschiedeten SEC Climate Disclosure Requirements in den USA. Dieser Unterschied könnte zu erhöhten Compliance-Kosten führen, die gerade in diesem Jahr viele europäische Unternehmen treffen. Die weniger strengen Anforderungen in den USA könnten hingegen die Attraktivität des US-Marktes steigern.

Förderung des Wandels

Eine genaue Betrachtung der nachhaltigen Finanzierungsansätze in den USA und der EU zeigt klare Unterschiede. In der EU wurden seit 2020 mit dem EU Green Deal zahlreiche Fördermechanismen für den ökologischen Wandel geschaffen, darunter der EU Green Deal Industrial Plan (GDIP), Repower EU und Fit for 55. Interessanterweise ist die ursprünglich als Reaktion auf die Covid-Pandemie eingeführte Recovery & Resilience Facility (RRF) mit über 270 Mrd. Euro der größte EU-Fördertopf für den ökologischen Wandel.

Die Verteilung der angesetzten Mittel erfolgt somit häufig fragmentiert, unter hohem bürokratischem Aufwand und teilweise über Verteilungsschlüssel, welche sich nicht am aktuellen Bedarf orientieren. Vielmehr werden beim RRF die Gelder unter anderem nach dem Schlüssel der Covid-Hilfen verteilt.

Direkte Anreize

Die USA haben mit dem Inflation Reduction Act (IRA) von 2022 einen anderen Weg eingeschlagen. Mit einem initialen Gesamtbudget von etwa 369 Mrd. Dollar für Klima- und Energieinitiativen setzt der IRA auf direkte Steueranreize, um die Massenmarktadoption grüner Technologien zu fördern. Die Strategie konzentriert sich stark auf die Reduzierung der Kosten für saubere Energie durch Steueranreize für erneuerbare Energien, Elektrofahrzeuge und Energieeffizienzmaßnahmen. Diese direkten Anreize haben bereits zu einem signifikanten Anstieg der Investitionen in saubere Technologien geführt und könnten langfristig die globale Wettbewerbsfähigkeit der USA im grünen Sektor stärken.

Fortschritte bei Klimazielen

Die EU und die USA haben sich beide ehrgeizige Klimaziele gesetzt. Es ist allerdings noch immer zu erwarten, dass trotz unterschiedlicher Ansätze beide Regionen ihre Ziele für 2030 nicht vollständig erreichen werden, wenn sie ihre Anstrengungen jetzt nicht erheblich verstärken. Absolut und relativ ist der CO2-Ausstoß in der EU im Vergleich zu den USA noch erheblich niedriger. Mit den aktuellen Maßnahmen, die die Geschwindigkeit der Reduktion deutlich erhöhen, könnten die USA die EU jedoch perspektivisch überholen.

USA attraktiver für Investoren

Der Vergleich der Klimapolitik beider Wirtschaftsräume zeigt, dass die USA durch den direkten und einfachen Ansatz in der Förderung grüner Investitionen attraktiver werden. Die EU hingegen gefährdet durch ihre komplexere Regulierung sowie die Fragmentierung der Finanzierungsmechanismen eine effiziente Verteilung verfügbarer Mittel und damit ihre bislang führende Position im Bereich der grünen Innovation und Investitionen.

Klima- und Wettbewerbsziele

Daher muss die EU ihre politischen Rahmenbedingungen so weiterentwickeln, dass die Klimaziele erreicht werden und ihre Wettbewerbsfähigkeit gesichert wird. Für den globalen Klimaschutz wird es entscheidend darauf ankommen, dass beide Volkswirtschaften mit effektiven Strategien die grüne Innovation fördern.

Nicholas Martin

Consultant, Boston Consulting Group

Til Bünder

Partner und Associate Director, Boston Consulting Group

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