Finanzmarktkalender14. April

Alternatives-Strategien rücken US-Banken in den Fokus

Amerikas Banken müssen Fragen von Investoren nach ihren Deal-Ausblicken und ihren Krediten an Private Equity und Hedgefonds beantworten. Bei Goldman Sachs kommt noch interner Trubel hinzu.

Alternatives-Strategien rücken US-Banken in den Fokus

xaw New York

14. April

Alternatives bringen Wall Street in Nöte

Die aggressive Handelspolitik der USA rüttelt auch alternative Anlagen durch. Hedgefonds müssen nach den jüngsten Kursturbulenzen den höchsten Margin Calls, also Nachschusspflichten auf Kredite, seit dem Corona-Crash 2020 nachkommen. Private-Equity-Gesellschaften können indes weniger Kapital an ihre institutionellen Investoren zurückführen, nachdem der Markt für Börsengänge infolge der Zoll-Unsicherheit zum Erliegen kommt.

Kreditvergabe massiv ausgeweitet

Die Schieflage bei Alternatives treibt zum Beginn der Berichtssaison zum ersten Quartal auch Amerikas Banken um. Denn die Geldhäuser stehen nicht nur unmittelbar unter Druck, weil ihre eigenen Investmentbanking-Sparten unter dem eingetrübten Deal-Ausblick ächzen. Sie leiden auch indirekt, nachdem sie ihre Kreditvergabe an Intermediäre ohne Einlagengeschäft, allen voran Hedgefonds und Private Equity, im Streben nach höheren Renditen in den vergangenen Jahren massiv ausgeweitet haben. Laut der Ratingagentur S&P Global ist das Volumen 2024 erstmals über 1 Bill. Dollar geklettert. Diese Darlehen nehmen damit mehr als 8 % der Gesamtportfolios ein. Und die ungedeckten Finanzierungszusagen der Banken im Volumen von 770 Mrd. Dollar sprechen für eine weitere Expansion.

Besonders im Fokus steht nach den Zahlenvorlagen von J.P. Morgan und Wells Fargo an diesem Freitag die stärker spezialisierte Goldman Sachs, die am Montag die Bücher öffnet. Am Dienstag folgen dann Morgan Stanley, Bank of America und Citigroup. Goldman hat die Alternatives-Anlagen aus der eigenen Bilanz zwar zurückgefahren, mischt aber über das Management von Drittparteienfonds und Kredite im großen Stil in dem Segment mit. Mit ihrer im Januar geschaffenen Capital Solutions Group will die Bank von einer stärkeren Verschränkung zwischen öffentlichen und privaten Kapitalmärkten profitieren.

Vergütungspakete sorgen für Unmut

Doch kämpft die Bank nicht nur mit einem schwierigeren Umfeld für Deals und illiquide Anlagen, sondern auch mit interner Unruhe. So sorgen gewaltige Vergütungspakete für Unmut, mit denen Goldman CEO David Solomon und Chief Operating Officer John Waldron zuletzt zum Bleiben bewegt hat. Die Manager erhalten jeweils Bezugsrechte für Aktien im Gegenwert von 80 Mill. Dollar, die sie über fünf Jahre ausüben können. Der Stimmrechtsberater Glass Lewis hat bezüglich der Entlohnung „ernste Bedenken“ angemeldet. Der „schockierende“ Mangel an transparenten Informationen zu den Vergütungen sei Grund genug dafür, auf der Hauptversammlung am 23. April in Dallas gegen die Pakete zu stimmen.

Die hohe Vergütung für Goldman-Chef David Solomon löst Kritik aus. Foto: picture alliance / Jack Gruber-USA TODAY | Jack Gruber.

Bei Angestellten lösen die hohen im Spitzenmanagement gezahlten Summen auch deshalb Verwunderung aus, weil Goldman bei ihren Entlassungen wohl zunehmend radikaler vorgeht. Solomon soll anderen Führungskräften laut Insidern mitgeteilt haben, dass die Bank in den vergangenen Jahren zu viele Vice Presidents eingestellt habe. Nun stünden auch auf dieser mittleren Ebene Personalkürzungen an, die das Geldhaus effizienter machen sollen. Dass Goldman schon im Frühjahr statt wie sonst im Herbst den Rotstift ansetzt, soll die finanzielle Performance im restlichen Verlauf 2025 antreiben.

Spitzenkräfte wandern ab

Zugleich steht Solomon vor der Herausforderung, die nächste Generation von Bankern an die Spitze des Geldhauses heranzuführen, nachdem Goldman zuletzt zahlreiche Top-Manager verloren hat. Gerade weibliche Führungskräfte verließen die Bank, weil sie wohl keine Perspektive für sich sahen. Goldman hat mit der Telekommunikationsexpertin Kim Posnett im Januar zwar eine Frau zur Co-Chefin des Investmentbankings befördert. Doch Solomon und Waldron sitzen fester im Sattel denn je, nachdem der COO zuletzt auch in den Verwaltungsrat aufgestiegen ist.

Auf dem anstehenden Aktionärstreffen muss die Konzernführung nun ernste Herausforderungen bewältigen. Interne Tumulte kann die Bank im aktuellen Marktumfeld schließlich noch schlechter gebrauchen als sonst.

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