Fed-Prognosen werden Einblick in zinspolitischen Kurs geben
det Washington
11./12. Juni
Fed wird Leitzinskorridor beibehalten
Vor dem Hintergrund hartnäckig hoher Inflation wird die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) kommende Woche das siebte Mal in Folge den Leitzins unverändert lassen und gleichzeitig neue Prognosen zur Zinsentwicklung veröffentlichen. Unterdessen wachsen die Zweifel daran, inwieweit bereits im September mit der ersten Zinssenkung seit März 2020 zu rechnen ist.
Viele Ökonomen erwarten, dass der Offenmarktausschuss (FOMC) der Fed im Herbst die geldpolitischen Zügel wieder lockern wird. Auch unterstellt das Fed Watch Tool der CME-Gruppe mit einer Wahrscheinlichkeit von etwa 50%, dass die Währungshüter im September die Zielzone für den Tagesgeldsatz heruntersetzen werden. Skeptischer sind allerdings einige stimmberechtigte Mitglieder des FOMC.
So hat Vorstandsmitglied Christopher Waller kürzlich gesagt, dass seiner Ansicht nach eine Leitzinssenkung noch „mehrere Monate“ entfernt ist. Raphael Bostic, Präsident des Fed-Ablegers in Atlanta, kann sich sogar vorstellen, dass eine Lockerung erst gegen Ende des Jahres beschlossen wird. Gleichwohl sieht er die Erreichung des Inflationsziels von 2% nicht als Voraussetzung für eine Lockerung an. Notenbankchef Jerome Powell hat seinerseits wiederholt gesagt, dass jede Entscheidung streng datenabhängig sein wird.
Hohes Preisniveau
Die Kernrate des PCE-Preisindex, das bevorzugte Inflationsmaß der Notenbank, lag im April aufs Jahr hochgerechnet bei 2,8%. Der Wert ist damit in drei aufeinanderfolgenden Monaten unverändert geblieben und bewegt sich nur langsam auf das Inflationsziel hin. Der Verbraucherpreisindex CPI, aus der Sicht der Fed auch bedeutend, legte ohne Berücksichtigung der Energie- und Lebensmittelpreise im April sogar um 3,6% zu.
Besondere Aufmerksamkeit werden die Analysten den neuen Prognosen der Fed schenken. Im März hatten die FOMC-Mitglieder unterstellt, dass sie im laufenden Jahr den Zielkorridor für den Leitzins um 75 Basispunkte senken würde. Diese Schätzung dürfte nun auf kumulative Lockerungen von 25 bis 50 Basispunkte reduziert werden. Auch prognostizierten sie bis zum Jahresende einen Rückgang der PCE-Kernrate auf 2,6%. Diese Voraussage könnte ebenso weiter Bestand haben wie die erwartete Wachstumsrate von 2,1%.