Finanzmarktkalender1. – 3. Juli

Geldpolitik in Zeiten des Wandels

Die Zahl der Krisen weltweit hat in den vergangenen Jahren zumindest gefühlt zugenommen. Zudem ist die Unsicherheit über die Entwicklung der Wirtschaft und der Inflation gestiegen. Welche Konsequenzen all das für die Geldpolitik hat, wird Thema auf dem EZB-Forum in Sintra sein.

Geldpolitik in Zeiten des Wandels

1.–3. Juli

Geldpolitik im Wandel

Die Zahl der Krisen weltweit hat in den vergangenen Jahren mindestens gefühlt zugenommen. Zudem ist die Unsicherheit über die Entwicklung der Wirtschaft und der Inflation gestiegen. Welche Konsequenzen all das für die Geldpolitik hat, wird Thema auf dem EZB-Forum im portugiesischen Sintra Anfang Juli sein.

Von Martin Pirkl, Frankfurt

Der Einmarsch Russlands in die Ukraine, Krieg im Nahen Osten, geopolitische Spannungen um Taiwan, die Folgen des Klimawandels und eine Fragmentierung im Welthandel: Die Liste der Krisenherde weltweit ist lang. Und all diese Konflikte haben ihre Auswirkungen auf die Entwicklung des Wirtschaftswachstums und der Inflation. Wenn Anfang Juli wieder Notenbanker aus aller Welt im portugiesischen Sintra für das EZB-Forum 2024 zusammenkommen, liegt der Fokus auf Geldpolitik in stürmischen Zeiten. Oder wie es die EZB formuliert: „Monetary policy in an era of transformation“. So lautet das Motto der diesjährigen Notenbankkonferenz.

Die Teilnehmer der Konferenz widmen sich unter anderem der Frage, wie sich die Treiber der Inflation seit Beginn der Pandemie verändert haben. Dabei könnte unter anderem darüber diskutiert werden, ob die Inflation inzwischen strukturell höher ist als noch vor einigen Jahren oder nicht. Einen weitgehenden Konsens gibt es bei diesem Thema nicht.

Steigende Löhne durch den Fachkräftemangel, höhere Verteidigungsausgaben in Europa oder zunehmende Handelsbarrieren könnten die Teuerung ansteigen lassen. Andererseits könnten Effizienzgewinne etwa durch den Einsatz von künstlicher Intelligenz oder allgemein die fortschreitende Digitalisierung die Inflation künftig abbremsen. Zudem ist der genaue Effekt einer grünen Transformation der Wirtschaft auf die Teuerung unklar.

Diskussion um Produktivität

Welche wirtschaftlichen Auswirkungen der Verlust von Biodiversität hat, ist ebenso ein Thema wie die Frage, wie sich die Produktivität im Euroraum entwickeln wird. Zuletzt war die Produktivität im Vergleich zu den USA ziemlich niedrig, was mit ein Grund für die aufkommenden Standortdebatten ist, die besonders in Deutschland wegen des geringen Wirtschaftswachstums an Fahrt gewinnen.

Neben der EZB-Riege um Notenbankpräsidentin Christine Lagarde haben sich auch zahlreiche hochrangige Zentralbanker aus anderen Ländern angekündigt. Die US-Notenbank Fed wird unter anderem durch ihren Präsidenten Jerome Powell sowie John Williams vertreten sein. Williams ist als Präsident der Fed New York Mitglied des Offenmarktausschusses (FOMC), der über die Geldpolitik der Notenbank entscheidet. Zudem treten auch der brasilianische Notenbankchef Roberto Campos Neto oder sein südafrikanisches Pendant Lesetja Kganyago auf. Kganyago wird mit EZB-Direktoriumsmitglied Klaas Knot über die künftigen Herausforderungen der Finanzstabilität diskutieren.

Für reichlich Gesprächsstoff ist auf dem EZB-Forum also gesorgt. Zumal die EZB-Ratsmitglieder während ihrer Zeit in Sintra auch mit aktuellen Daten konfrontiert sein werden. Am Dienstag veröffentlicht Eurostat seine Erstschätzung für die Entwicklung der Inflation im Juni. Im Mai war die Inflation von 2,4 auf 2,6% geklettert. Im Juni könnte sie nach Einschätzung von Ökonomen wieder etwas gesunken sein. Einen stetigen Disinflationsprozess Richtung 2% erwarten die meisten Volkswirte jedoch nicht für die zweite Jahreshälfte. Stattdessen dürfte es unter dem Strich in den kommenden Monaten eher eine Seitwärtsbewegung geben.

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