IWF prüft Zustand der Konjunktur
10. bis 16. APRIL
IWF lädt nach Washington
Weltwirtschaft und Ukraine-Hilfe als zentrale Themen
Von Peter De Thier, Washington
det Washington
Die globalen Konjunkturaussichten und der russische Angriffskrieg in der Ukraine werden bei der Frühjahrstagung der Weltbank und der Ukraine im Mittelpunkt stehen. Weitere Themen werden die Bekämpfung der extremen Armut sowie die Debatte um Weltbankreformen sein und wer dort die Präsidentschaft übernimmt.
Die globale Inflation, unsichere Konjunkturaussichten und der russische Angriffskrieg in der Ukraine werden die Agenda der gemeinsamen Frühjahrstagung des Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Weltbankgruppe beherrschen, die vom 10. bis 16. April in Washington stattfinden wird. Besondere Aufmerksamkeit werden die Finanzminister und Notenbankgouverneure dem neuen Weltwirtschaftsausblick (WEO) des IWF schenken. Im Januar hatte das Update des WEO für dieses Jahr eine globale Wachstumsrate von 2,9% und für 2024 einen leichten Anstieg auf 3,1% vorausgesagt. Die Inflation werde 2023 bei 6,6% liegen und im kommenden Jahr auf 4,3% zurückgehen, prognostizierten die IWF-Ökonomen zuletzt. Wie auch zuvor dürfte der neue WEO auf die Folgen des Kriegs sowie der steigenden Zinsen für die Weltwirtschaft hinweisen und zudem Fortschritte bei der Überwindung von Lieferkettenstörungen betonen.
Zentrale Bedeutung werden die geschäftsführende IWF-Direktorin Kristalina Georgiewa und der scheidende Weltbankpräsident David Malpass Hilfsmaßnahmen für die Ukraine beimessen. In der vergangenen Woche hatte der Vorstand des Währungsfonds im Rahmen seiner Extended Fund Facility – ein Kreditfenster des IWF – weitere 15,6 Mrd. Dollar an günstigen Darlehen mit einer Laufzeit von bis zu zwölf Jahren bewilligt. Der jüngste Kredit ist Bestandteil von fast 116 Mrd. Dollar an Hilfsmaßnahmen, die der Fonds bisher genehmigt hat, und wird ergänzt von weiteren knapp 20 Mrd. Dollar, die bisher von der Weltbank gekommen sind.
Zudem wollen Georgiewa und Malpass sicherstellen, dass bei der Frühjahrstagung die Anliegen der ärmsten Länder Berücksichtigung finden. Der IWF hat seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie über seinen Poverty Reduction and Growth Trust (PRGT) 24 Mrd. Dollar bereitgestellt, um die ärmsten Länder gegen die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie abzusichern. Dazu gesellen sich nun laut Georgiewa neue Herausforderungen in Form von hoher Inflation, steigenden Zinsen, erschwerten Finanzierungskonditionen, hohen Staatsschulden und zunehmenden sozialen Unruhen. Folglich besteht für den PRGT-Trust ein zusätzlicher Finanzierungsbedarf in Höhe von 20 Mrd. Dollar an Darlehen und direkten Zuschüssen, und für diese wollen sich die Spitzen beider Organisationen einsetzen.
Eine unerwartete Dimension hat die Tagung durch den angekündigten Rücktritt von Weltbankpräsident David Malpass bekommen, der seit 2019 Präsident der Weltbankgruppe ist und im Juni sein Amt niederlegen wird. US-Präsident Joe Biden hat den Ökonomen Ajay Banga als dessen Nachfolger benannt. Der Manager, der in seiner Karriere bereits den Kreditkartenanbieter Mastercard leitete und auch bei der Citigroup arbeitete, engagiert sich stark für Umweltschutz und gilt als Garant für umfassende Reformen bei der Weltbank. Obwohl andere Länder ebenfalls noch Kandidaten für die Nachfolge aufstellen könnten, gilt die Bestätigung Bangas als sicher.