Amundi sieht ohne ETF-Angebot keine Wachstumschance
Im Gespräch: Benoît Sorel
„Wer keine ETFs anbietet, wird nicht wachsen“
Der Global Head of ETF von Amundi über Größe als entscheidenden Faktor und hervorragende Perspektiven, um zuzulegen.
Von Werner Rüppel, Frankfurt
In der Fondsindustrie sind ETFs inzwischen der Wachstumsmotor, erläutert Benoît Sorel, Leiter des Geschäftsbereichs ETF bei Amundi, im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Größe sei im ETF-Geschäft entscheidend, und Amundi könne seit der Lyxor-Übernahme von diesen Größenvorteilen profitieren.
Nicht nur in den USA, vor allem auch in Europa sind ETFs auf der Überholspur. 2024 war ein Rekordjahr, sowohl bei den Mittelzuflüssen als auch bei den verwalteten Geldern. Nach Angaben des Analysehauses ETFGI betrugen die in den Exchange-Traded Funds (ETFs) und Exchange-Traded Products (ETPs) Ende Februar in Europa investierten Mittel 2,4 Bill. Dollar. „Seit wir Lyxor übernommen haben, sind wir eine führende Adresse im Ucits-ETF-Markt. Größe ist im ETF-Geschäft entscheidend, und wir können jetzt von diesen Größenvorteilen profitieren“, sagt Benoît Sorel, Global Head of ETF, Indexing & Smart bei Amundi, im Gespräch mit der Börsen-Zeitung „Wir verwalten inzwischen 270 Mrd. Euro in ETFs und mehr als 400 Mrd. Euro in unserem passiven Geschäft insgesamt.“
Hohe Mittelzuflüsse
Amundi ist mit einem verwalteten Vermögen von 2,24 Bill. Euro und mehr als 100 Millionen Kunden der größte Vermögensverwalter in Europa. Weltweit zählt Amundi zu den zehn größten Assetmanagern. Seit der zum Jahreswechsel 2021/2022 vollzogenen Übernahme von Lyxor Asset Management ist Amundi im europäischen ETF-Geschäft die Nummer 2 hinter Marktführer Blackrock mit seiner ETF-Marke iShares. Damit rangiert Amundi vor der DWS, deren ETFs unter Xtrackers firmieren. „Wir haben eine breite Produktplatte, die wir stetig ausbauen, und sind auf ungebremstem Wachstumskurs“, erklärt Sorel. „Im vergangenen Jahr hatten wir Mittelzuflüsse von über 27 Mrd. Euro, die sich im ersten Quartal 2025 weiter beschleunigt haben. Es ist reichlich Platz für Amundi, um weiter kräftig zu wachsen.“
Sorel ist nicht nur von den überdurchschnittlichen Wachstumsaussichten von Amundi, sondern auch von denen des gesamten ETF-Markts überzeugt. „Im europäischen ETF-Markt sind große führende Anbieter wie wir ganz klar notwendig“, erläutert der Amundi-ETF-Chef, der von 2011 bis 2023 für Blackrock tätig war. „Und Europa ist ein echter Wachstumsmarkt für ETFs. Dabei hat sich das Wachstum zuletzt noch beschleunigt und dürfte sich weiter beschleunigen. Das erste Quartal 2025 ist das beste Jahr in der Geschichte.“
Auch Zentralbanken als Kunden
Dabei nehme die Verwendung des ETF-Mantels deutlich zu. „Der ETF-Markt ist in vielerlei Hinsicht gewachsen. Immer mehr Kundengruppen legen in ETFs an. So investieren neben Vermögensverwaltern und herkömmlichen institutionellen Investoren auch Privatanleger und nun auch Zentralbanken in ETFs“, so der Amundi-ETF-Leiter. „Und wir arbeiten eng mit unseren großen Kunden zusammen und decken deren Bedürfnisse ab. So entwickeln wir auch neue ETFs zusammen mit unseren Kunden und Partnern.“ Dies gelte zum Beispiel auch für Zentralbanken in Lateinamerika.
Amundi sei bei ETFs ein Vollsortimenter. „Größe ist wie gesagt entscheidend, um wettbewerbsfähig zu sein. Wir bieten inzwischen mehr als 300 ETFs an“, sagt Sorel. „In unserem ETF auf den Stoxx Europe 600 verwalten wir mehr als 10 Mrd. Euro. Wir haben mehr als 70 ETFs mit einem Fondsvermögen von über 1 Mrd. Euro.“ Dabei wachse die Zahl dieser Mega-Caps stetig.
„Unsere Produktpalette haben wir zuletzt u.a. mit Fixed-Income-ETFs und Life-Cycle-ETFs ausgebaut“, erläutert der Amundi-Mann. „Fixed Income ist für uns ein wichtiges Wachstumssegment.“ Bei ESG und nachhaltigen ETFs habe es in den vergangenen Jahren durchaus wohl eine gewisse Mode mit überdurchschnittlichen Zuwachsraten gegeben. Jetzt habe sich die Entwicklung wieder quasi normalisiert. „Nachhaltige ausgerichtete ETFs und ESG-ETFs sind in Europa nach wie vor wichtig und spielen eine bedeute Rolle. Hier besteht ein großer Unterschied zwischen USA und Europa“, betont Sorel. „Wir sind ein verantwortungsvoller ETF-Anbieter, und zwar sowohl hinsichtlich unseres Angebots an ESG-Produkten als auch hinsichtlich unseres Engagements als verantwortungsbewusster Aktionär für ESG und traditionelle Anlagen, bei denen wir die Aktionärsrechte wahrnehmen. Dabei geht es uns nicht nur um Werte, sondern auch um das finanzielle Ziel, unser wirtschaftliches Ökosystem zu schützen.“
ETFs als Brand
Die Fondsindustrie verändere sich derzeit gewaltig. „ETFs sind kostengünstig, transparent und effizient. Sie sind inzwischen aufgrund ihrer Vorteile zum Brand, zu einer Art Marke im Fondsgeschäft geworden. Wer keine ETFs anbietet, wird nicht wachsen oder kann in der Fondsbranche nicht entsprechend mitspielen“, erklärt der Leiter der ETF-Sparte von Amundi. „Unser Wachstum beschleunigt sich nicht zuletzt durch die zunehmende Digitalisierung. Wir arbeiten mit immer mehr Partnern über die digitalen Distributionskanäle zusammen.“
Deutschland habe für Amundi einen hohen Stellenwert. „Der deutsche Markt ist für uns sehr wichtig. Und gerade auf dem deutschen Markt sehen wir ein anhaltendes Wachstum über Sparpläne und die digitalen Kanäle“, sagt Sorel. „Wir arbeiten hier auch mit Fintechs zusammen und haben auch unsere technologischen Lösungen ausgebaut, um bei Sparprozessen zu wachsen.“
Bei aktiven ETFs sei es wichtig, die Bedürfnisse der Kunden zu erfüllen. „Aktive ETFs sind vor allem in den USA weit verbreitet, weil sie dort gegenüber aktiven Fonds Steuervorteile bieten“, erläutert der ETF-Experte. „Aber auch in Europa wachsen aktive ETFs.“
Wachstum beschleunigt sich
Insgesamt sei Amundi gut aufgestellt, um bei ETFs Gas zu geben. Sorel wörtlich: „Alles in allem haben wir in einem Wachstumssegment jetzt die notwendige Größe, um in einem zentralen Wachstumsfeld kräftig zuzulegen. Und es fließt in Europa immer mehr Geld in ETFs, das Wachstum beschleunigt sich.“