Marktausblick

8 Prozent Inflation erwartet

Nach Meinung der Commerzbank zeichnet sich für Mai eine Verbraucherpreisinflation von 8 Prozent ab. Dies könnte Anleihe- und Aktienmärkte belasten.

8 Prozent Inflation erwartet

Von Werner Rüppel, Frankfurt

Zu Beginn der neuen Woche drohen weitere schlechte Nachrichten von der Inflationsfront. Diese drohen dann auch auf die Anleihe-, Aktien- und Devisenmärkte auszustrahlen. So werden am Montag die vorläufigen Verbraucherpreise für Deutschland für den Monat Mai veröffentlicht. Dabei liegt der Konsens laut Bloomberg bei einem Anstieg von 7,4% gegenüber Vorjahr. Doch geht die DZ Bank in ihrem Weekly von einem Anstieg der nach HVPI berechneten deutschen Verbraucherpreise von 8,1% aus. Folglich könnte schon am Montag eine Teuerung mit einer Acht vor dem Komma auf den Nachrichtentickern aufflackern. Am Dienstag steht dann die Veröffentlichung der Verbraucherpreise für die Eurozone an. „Inflation! Für Mai zeichnet sich im Euroraum eine Inflationsrate von 8,0% ab“, twittert Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer dazu. „Erstens hat sich die Energie im Mai wieder verteuert. Zweitens dürfte die Kerninflation weiter von 3,5 auf 3,8% gestiegen sein.“ Der renommierte Volkswirt folgert: „Der Preisanstieg wird immer breiter.“

Nach Meinung Krämers sind die Inflationsrisiken weiter gestiegen. So hat die Commerzbank jetzt ihre Inflationsprognose für die Eurozone für das Gesamtjahr von 6% auf 7% erhöht.

Damit ist Krämer nicht allein. Auch die Volkswirte anderer Häuser sehen eine Verfestigung der Inflation und erwarten jetzt in den kommenden Monaten mehrere Leitzinserhöhungen der Europäischen Zentralbank (EZB). Zumal ja EZB-Präsidentin Christine Lagarde nun eine Serie von Leitzinserhöhungen in Aussicht gestellt hat. Die Commerzbank erwartet daher auf jeder der kommenden Ratssitzungen eine Erhöhung der Leitzinsen um 25 Basispunkte, so dass der Einlagensatz dann im Mai bei 1,25% läge.

Vor dem Hintergrund der Zinswende in der Eurozone dürfte nach Meinung der Commerzbank der Aufwärtsdruck auf die Renditen anhalten. Die Commerzbank erwartet nun den Anstieg der Renditen zehnjähriger Bundesanleihen auf 1,2% bis zum Jahresende. Andere Marktteilnehmer, insbesondere solche, die den massiven Renditeanstieg 1994 erlebt haben, weisen auf das Risiko hin, dass die Renditen von Bunds und anderen Staatsanleihen auch noch deutlich kräftiger ansteigen könnten. Die Aktienmärkte haben sich in der vergangenen Woche zwar etwas erholt. Doch befinden sie sich nach Meinung der meisten Strategen aufgrund steigender Leitzinsen und der Folgen des anhaltenden Kriegs in der Ukraine weiterhin in sehr unruhigem Fahrwasser. Nicht zuletzt könnte auch die Veröffentlichung einer hohen Teuerung in der kommenden Woche zu Rückschlägen führen.

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