Alles außer Aktien
Von Werner Rüppel, Frankfurt
Die Helaba bringt es in ihrem Wochenausblick auf den Punkt: „Die Fed drückt den Panikknopf.“ Denn die US-Notenbank hat in der abgelaufenen Woche nicht nur den Leitzins um 75 Basispunkte angehoben, sie hat auch ihre Projektionen verschärft. Die Fed macht also Ernst bei der Inflationsbekämpfung. Für den Blick nach vorne heißt dies: Weitere kräftige Leitzinserhöhungen stehen an. Um die Teuerung zu bekämpfen, nimmt die US-Notenbank wohl auch eine harte Landung der Wirtschaft in Kauf. Das ist es kein Wunder, dass die Volkswirte der Helaba und die Analysten anderer Häuser nun ihre Zinsprognosen nach oben nehmen.
Die Inflation erreicht in Europa und Amerika mit Raten von 8% zuletzt nicht mehr für möglich gehaltene Höhen. Die 70er Jahre scheinen zurück zu sein. Dass neben der Bank of England jetzt auch die Schweizer Notenbank ihren Leitzins erhöht hat, zeigt den Ernst der Lage auf. Auch die Europäische Zentralbank, die seit Monaten weit hinter der Kurve agiert, wird nicht umhinkönnen, die Leitzinsen im Euroraum stärker anzuheben. Schließlich hat sie einen klaren Auftrag: den Wert des Euro zu sichern. Die DZ Bank stellt zu alledem zu Recht fest: „Insgesamt könnte es in den kommenden Monaten ungemütlich bleiben.“
Vor dem Hintergrund der Zinswende sowie den Belastungen und Unsicherheiten durch den Krieg in der Ukraine ist die Party am Aktienmarkt vorbei. Es regiert der Bär, und wie die Sentix-Umfrage Woche für Woche zeigt, haben die Investoren trotz der jüngsten Kursrückgänge das Grundvertrauen in Aktien verloren. Marktanalysten wie Jeffrey Halley vom Tradinghaus Oanda stellen fest, dass TINA (There is no alternative) bei Aktien ausgedient hat, das neue Motto bei Investoren laute „alles außer Aktien“. Risikoassets würden gemieden. „Aktien werden im Zuge der Zinswende zwar niedriger bewertet, sie sind jedoch keineswegs günstiger geworden“, analysiert die DZ Bank. In Relation zu den gestiegenen Anleiherenditen lägen die Bewertungen von Dax, S&P 500 und Nasdaq weiterhin auf Mehrjahreshochs. Die Zinswende werde weiterhin Druck auf Bewertungen und damit auf die Kurse ausüben. Nun droht Russland noch, kein Gas mehr an Deutschland zu liefern. Es dürfte für Aktien ungemütlich bleiben.