Auf Bärenmarkt-Territorium
Nun ist es quasi offiziell. Der S&P 500 fiel am Montag bis auf 3734 Zähler. Damit hat der wichtigste Index der Welt die Schwelle eines Rückgangs von 20% und mehr im Vergleich zum vorangegangenen Hoch überschritten, wodurch die gängige Definition eines Bärenmarktes erfüllt ist. Von einem offiziellen Start des Bärenmarktes sprach anlässlich der Veröffentlichung ihrer globalen Fondsmanagerumfrage am Dienstag auch die Bank of America, nachdem ihr Bull-&-Bear-Indikator auf 0,2 Punkte gesunken ist.
Nach einem ernüchternden ersten Quartal wird es den Anlegern in etwas mehr als zwei Wochen wohl nicht erspart bleiben, auch eine enttäuschende Halbjahresbilanz zu ziehen. Denn es gibt derzeit keinerlei Anzeichen, dass die Belastungsfaktoren, welche die Aktienmärkte in die Zange nehmen, in nächster Zeit an Wirkung verlieren werden. Angesichts der weiter zunehmenden Inflation, die von dem wahrscheinlich noch lange dauernden Krieg in der Ukraine zusätzlich angeheizt wird, stehen die Zentralbanken unter starkem Druck, trotz ebenfalls zunehmender wirtschaftlicher Risiken die Leitzinsen anzuheben, wollen sie sich nicht noch mehr als ohnehin schon dem Vorwurf ausgesetzt sehen, ihren Geldwertstabilitätsauftrag schleifen zu lassen. Das schürt Befürchtungen, dass die Währungshüter den Bogen überspannen könnten, mit einer Rezession, die viele Marktteilnehmer mittlerweile für unausweichlich halten, und erheblichem Druck auf die Unternehmensgewinne als Folge. Letzteres ist aber an den Aktienmärkten noch nicht eingepreist. Auch wenn es jederzeit zu einer Erholungsphase kommen kann, steht unter diesen Voraussetzungen zu befürchten, dass die Aktienmärkte noch tiefer ins Bärenmarkt-Territorium vordringen werden.
Die gute Nachricht ist: Auch dieser Bärenmarkt wird enden, so dass für Investoren mit langfristiger Perspektive interessante Kaufgelegenheiten entstehen. Die Bewertungen sind deutlich günstiger geworden, auch wenn etwa auf Ebene der Kurs-Gewinn-Verhältnisse diesbezüglich noch Abstriche zu machen sein werden, sobald die ökonomischen Belastungen sich stärker in den Zahlenwerken der Unternehmen und den Ergebnisprognosen des Marktes niederschlagen. Ebenso zahlreich wie die Belastungsfaktoren sind die potenziellen Auslöser für eine nachhaltige Aufwärtsbewegung an den Aktienmärkten. Das können etwa wieder sinkende Inflationsraten und damit nachlassende Zinssorgen oder auch Anzeichen für ein Ende des Krieges in der Ukraine sein.