Bankenkrise trifft Europa
wrü Frankfurt
Nach einem Tag der Beruhigung hat am Mittwoch die von den USA ausgehende Bankenkrise erneut die Aktienmärkte ins Rutschen gebracht. Zu den Turbulenzen in Amerika hinzu kam der Kursverfall der Credit Suisse, die in Zürich um 24,2% auf 1,70 sfr einbrach. Der neue Großaktionär der Schweizer Großbank, die Saudi National Bank, hatte erklärt, aus aufsichtsrechtlichen Gründen nicht über einen Anteil von 10% gehen zu können und daher keine neuen Mittel einzahlen zu können. Bereits am Vortag hatte der Konzern im verspätet publizierten Geschäftsbericht Mängel in der internen Kontrolle der Finanzberichterstattung einräumen müssen. Zudem hob Bankchef Ulrich Körner in einem Fernsehinterview hervor, die Kapital- und Liquiditätsbasis sei „sehr, sehr stark“. Die Kreditausfallversicherungskontrakte (Credit Default Swaps) der Credit Suisse, die bereits am Dienstag sehr stark angestiegen waren, verteuerten sich am Mittwoch nochmals.
Mit der Credit Suisse habe die Bankenkrise auch Europa erreicht, merkten Marktteilnehmer an, auch wenn das Institut natürlich nicht typisch für den europäischen Bankensektor sei. Die Analysten der LBBW haben ihre Einschätzung für den europäischen Bankensektor von „Overweight“ auf „Neutral“ zurückgenommen. Der Abverkauf nach dem „SVB-Event“ dürfte laut LBBW auch damit zusammenhängen, dass Banken in den Portfolien der Fondsmanager besonders übergewichtet waren. Der Sektor sei im Februar der „most crowded trade“ in der monatlichen Fondsumfrage der Bank of America gewesen.
Mach Meinung von Amundi sollten Anleger Vorsicht walten lassen, da die inverse Renditekurve darauf hindeute, dass einige Friktionen auftreten könnten. In einer Amundi-Analyse heißt es wörtlich: „Wir bleiben in Bezug auf Aktien und Hochzinsanleihen vorsichtig, mit einem regional diversifizierten Ansatz, einschließlich eines Engagements in chinesischen Aktien, die vom Epizentrum der jüngsten Turbulenzen stärker isoliert zu sein scheinen.“
Europäische Bankaktien erlitten hohe Verluste. Im Dax verloren Commerzbank 8,7% auf 9,49 Euro und Deutsche Bank 9,3% auf 9,60 Euro. Im Euro Stoxx 50 büßten BBVA 9,6% auf 6,05 Euro, BNP Paribas 10,1% auf 52,03 Euro, ING 9,6% auf 10,78 Euro und Unicredit 9,1% auf 16,05 Euro ein.
Der Dax fiel nach behauptetem Beginn im Verlauf des Vormittags deutlich zurück. Der deutsche Leitindex schloss 3,3% ermäßigt auf 14735 Punkten. Der Euro Stoxx 50 verlor 3,5% auf 4035 Zähler.
Am deutschen Aktienmarkt verloren Lanxess 11,3% auf 24,85 Euro und Nordex 11,3% auf 13,19 Euro.