Marktausblick

Britische Aktien bieten noch Chancen

Britische Aktien sind bei der Kursentwicklung in diesem Jahr hinter der Eurozone zurückgeblieben. Dabei entwickeln sich die Unternehmensgewinne in die richtige Richtung.

Britische Aktien bieten noch Chancen

Wer britische Aktien hält, hat in den vergangenen Jahren höhere Dividenden erhalten als die Besitzer von Aktien aus anderen Weltregionen. Trotz Brexit und Pandemie sind die Ausschüttungen nicht stärker zurückgegangen als anderenorts. Die Unternehmensgewinne entwickeln sich in die richtige Richtung. Die Sparquote der privaten Haushalte ist im Pandemiejahr 2020 stärker gestiegen als in den Vereinigten Staaten, Deutschland oder Italien. Zudem ist die Impfbereitschaft der Bevölkerung im europäischen Vergleich sehr groß, was in den kommenden Monaten dazu führen dürfte, dass sich die wirtschaftliche Aktivität weiter normalisiert. Doch Anleger scheuen weiterhin vor britischen Aktien zurück. Seit dem EU-Referendum hat es keine Zuflüsse mehr gegeben. Ein Grund dafür mag sein, dass britische Indizes keine großen Internet-Firmen wie Facebook oder Google enthalten. Nicht dass es keine bemerkenswerten Technologiefirmen gegeben hätte, doch man verkaufte sie ins Ausland. Ein Beispiel: ARM Holdings, auf deren Chiparchitektur das mobile Internet basiert, wurde erst von der japanischen Softbank übernommen, dann an den US-Grafikchiphersteller Nvidia weiterverkauft.

Pharma- und Gesundheitsbranche spielen wichtige Rolle

An der Londoner Börse spielen andere Branchen die Hauptrolle. Die fünf Unternehmen mit dem größten Gewicht im FTSE 100 waren Ende Juni der Produzent des „Oxford-Impfstoffs“, AstraZeneca, der Konsumgüterkonzern Unilever, die Großbank HSBC, der Spirituosenhersteller Diageo und GlaxoSmithKline, die Nummer 1 der britischen Pharmabranche. Die Gesundheitsbranche brachte mehr auf die Waage als Rohstoff- oder Ölkonzerne. Ganz vorne lagen allerdings Finanzdienstleister, wenn man Banken, Versicherer und andere Firmen aus der Branche zusammenfasst. Sollte sich der Preisauftrieb als dauerhafter erweisen, als derzeit von den Notenbanken erwartet, dürften sie von steigenden Zinsen profitieren. Die Bankenaufsicht PRA (Prudential Regulation Authority) wird diese Woche aller Voraussicht nach die während der Corona-Krise verhängten Beschränkungen für Ausschüttungen an die Anleger aufheben. Nach Rechnung der Branchenexperten der UBS werden die Institute, die sich auf den Heimatmarkt konzentrieren, gemessen am Kurs-Gewinn-Verhältnis für 2022 im Vergleich zum europäischen Durchschnitt mit einem Abschlag von 14 % gehandelt.