Chinas Aktien geben Vitalzeichen von sich
nh Schanghai – Deutlich sinkende Corona-Neuansteckungen und die formelle Aufhebung des Lockdowns in Schanghai zum 1. Juni stützen den chinesischen Aktienmarkt. Seit Wochenbeginn mehren sich Analystenstimmen, die den Märkten auf dem Festland und in Hongkong eine Bodenbildung attestieren. Trotz noch unsicherer Erholungsperspektiven der von Corona-Restriktionen geschundenen chinesischen Wirtschaft soll also zumindest kein schwerer Rückfall mehr drohen.
Am Dienstag kletterten die im Leitindex CSI 300 abgebildeten Blue Chips auf dem Festland um 1,6%, damit schlossen sie am fünften Handelstag in Folge im Plus. Dies bedeutet gar die bislang längste „Gewinnsträhne“ in diesem Jahr. Bei zuletzt 4068 Punkten beträgt der Abstand zum Ende April erreichten Zweijahrestief von 3757 Punkten nun wieder 8 %. Dennoch ist die diesjährige Performance bei nunmehr noch 17% Minus die schlechteste im globalen Vergleich der großen Handelsplätze.
Chinesische Hedgefonds-Manager betonen, dass sie Mitte Mai, also nach ersten Ankündigungen über eine graduelle Linderung des Lockdowns in Schanghai, wieder begonnen haben, Long-Positionen aufzubauen. Dass sich der CSI 300 nun aus dem Bärenterritorium quält, heißt allerdings nicht, dass eine langgestreckte Rally winkt. Vielmehr rechnen die Experten für die kommenden Monate mit Fluktuationen, die nur einen leichten Aufwärtstrend erlauben.
Immerhin gibt es Vitalisierungszeichen bezüglich des Engagements ausländischer Investoren. Am Dienstag sollen sie über ihre bevorzugte Handelsschiene Stock Connect, also die Verknüpfung zwischen Hongkong und den Festlandbörsen, netto 13,9 Mrd. Yuan (1,9 Mrd. Euro) zugekauft haben, was den bislang zweitgrößten Tageszufluss seitens ausländischer Konten in diesem Jahr bedeutet. Damit belaufen sich Nettozukäufe in Festlandaktien seitens globaler Investoren nun auf 16,9 Mrd. Yuan im Monat Mai. Das reicht fast aus, um die Nettoabflüsse in den ersten vier Monaten des Jahres von gut 18 Mrd. Yuan zu neutralisieren.
Die Frage ist, ob die anstehende Erholung der Wirtschaft tatsächlich Aufschwungscharakter hat oder nur Stabilisierung auf bereits niedrigem Niveau bedeutet. Zwar legen einige Konsumaktien infolge der Nachricht vom Lockdown-Ende in Schanghai kräftige Sprünge hin. Allerdings gibt es keinerlei Anzeichen dafür, dass sich das bereits zuvor stark getrübte Konsumklima in den kommenden Monaten spektakulär erholen wird. Auch auf Ebene der Unternehmensgewinne ist mit einem zähen Trend zu rechnen. Die Gewinne der im MSCI China vertretenen Unternehmen wuchsen im ersten Quartal durchschnittlich um magere 2%. Die Konsensschätzung aber hatte auf ein Plus von mindestens 8% gelautet.