Die fulminante Rally am deutschen Aktienmarkt zum näher rückenden Jahresende hat sich auch am Donnerstag fortgesetzt. Nach einem zögerlichen Handelsauftakt schwang sich der Dax den vierten Börsentag in Folge zu einem Rekordhoch auf. Bis zum Mittag stieg der Leitindex um 0,4% auf 20.313 Zähler. Der MDax legte mit 1,2% auf 27.152 Punkte noch stärker als der Dax zu. Der Euro Stoxx 50 gewann gut ein halbes Prozent.

Um mehr als 1.000 Punkte ging es mit dem Dax in den vergangenen sechs Handelstagen nach oben. Im Börsenjahr 2024 können sich Anleger über einen Gewinn von mehr als 20% freuen. Nach aktuellem Stand wäre es das zweitbeste Jahr der vergangenen zehn Jahre. Nur 2019 legte der Leitindex noch stärker zu.

„Der Deutsche Aktienindex kennt in diesen Tagen kein Halten mehr und viele Anleger schütteln nur noch ungläubig den Kopf“, schrieb Jochen Stanzl vom Handelshaus CMC Markets. Nach einer monatelangen, lethargischen Seitwärtsbewegung habe der Index zuletzt „blitzschnell in einen dynamischen Rally-Modus umgeschaltet“. Allerdings werde die Luft auf dem erreichten Niveau dünner. Investoren dürften dazu neigen, Gewinne mitzunehmen, sollte die Rally nicht unvermindert weitergehen. Der Dax bewege sich damit ganz klar in eine Übertreibungsphase hinein, konstatierte Jürgen Molnar von RoboMarkets.

Dass den Anlegern auf längere Sicht eine Korrektur ins Haus stehen könnte, befürchten einige Experten auch am Kryptomarkt. Ein Bitcoin kostete am Donnerstag erstmals in seiner Geschichte an den Finanzmärkten mehr als 100.000 Dollar. Der Preis der ältesten und bekanntesten Kryptowährung schoss um bis zu 5,9% auf 103.619 Dollar nach oben. In diesem Jahr hat sich der Kurs damit mehr als verdoppelt. Seit dem Sieg von Donald Trump bei der US-Präsidentschaftswahl träumen die Anleger von einer kryptofreundlichen US-Regierung und laxeren Vorschriften, Bitcoin ist allein in diesen vier Wochen um mehr als 50% gestiegen. Den letzten Kick für den Sprung über die 100.000 Dollar gab offenbar die Nominierung des als Freund der Branche geltenden Paul Atkins als neuer Chef der US-Börsenaufsicht SEC. Die Sechsstelligkeit beim Bitcoin sei ein historischer Meilenstein und unterstreiche die Akzeptanz der Anlageklasse, resümierte Timo Emden von Emden Research.

Mit Blick auf die Einzelwerte zogen am Donnerstag Aktien aus der zweiten und dritten Börsenreihe das Interesse auf sich. Hellofresh stiegen um gut 12%, angetrieben von einer Kaufempfehlung der US-Bank Jefferies für die Papiere des Versenders von Kochboxen. In ihrem Fahrwasser gewannen Delivery Hero 6%.

Die Aktie von Europas größtem Kupferverarbeiter Aurubis schnellte um über 15% nach oben. Die Hamburger Kupferschmelze will den Aktionären nach einem Gewinnanstieg nun eine höhere Dividende zahlen. Die fließt auch dem Großaktionär Salzgitter zu, dessen Aktien um 5,7% stiegen.

Eine Abstufung auf „Neutral“ durch J.P. Morgan ließ die Anteile des Werbespezialisten Ströer um 4% nachgeben.

Den SDax führten Auto1 mit einem Aufschlag von fast 11% an. Hier votierten mit Barclays und J.P. Morgan gleich zwei Investmentbanken für den Kauf der Aktien des Online-Gebrauchtwagenhändlers. Papiere des Internetdienstleisters Ionos litten mit minus 5,7% darunter, dass der Aktionär Warburg Pincus Ionos-Aktien verkauft hat.