Finanzmärkte

Dax erholt sich deutlich

Nach drei Handelstagen mit teils deutlichen Verlusten konnte der deutsche Leitindex am Dienstag kräftig zulegen. Schnäppchenjäger griffen besonders bei einer Branche zu.

Dax erholt sich deutlich

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Dax erholt sich deutlich

Leitindex springt über 20.000 Punkte – Rüstungs-Titel gefragt – Goldpreis zieht an

tom Frankfurt

Der deutsche Leitindex hat nach drei Handelstagen mit teils deftigen Verlusten am Dienstag zulegen können. Nachdem das Börsenbarometer am Montagmorgen noch um 10 % in die Tiefe gestürzt war, herrschte am Dienstag wieder gewöhnliches daily business. Zum Handelsschluss notierte der Dax 2 ,5 % höher bei 20.280 Zählern und hat damit auch die runde Marke von 20.000 Punkten wieder überwinden können. Das zwischenzeitliche beachtliche Jahresplus von knapp 18 % Prozent ist dennoch auf ein Minimum von weniger als 2 % geschrumpft. Beim MDax und beim Euro Stoxx 50 standen die Zeichen am Dienstag ebenfalls auf Erholung, so wie auch schon zuvor in Asien. Auch das europäische Börsenbarometer hat allerdings in den vergangenen Handelstagen seinen gesamten Jahresgewinn eingebüßt.

Doch auch wenn sich nach dem jüngsten Ausverkauf erste „Schnäppchenjäger“ an den europäischen Börsen nun wieder aus der Deckung wagen, bleibt die Unsicherheit angesichts von Donald Trumps aggressiver Zollpolitik hoch. Fiona Cincotta, Analystin beim Brokerhaus City Index, zeigte sich dann auch zurückhaltend: „Zunächst einmal dürfte es sich eher um eine vorübergehende Erholung als um eine nachhaltige Trendwende handeln, und zwar deshalb, weil sich an den grundlegenden Ursachen für den Ausverkauf bislang nichts geändert hat.“ Charttechniker Martin Utschneider von Finanzethos sprach angesichts des Kurssturzes am Vortag im Dax von einer teils deutlich überverkauften Markttechnik und einer daher jetzt folgenden „technischen Gegenbewegung“. Allerdings, so schränkt er ein: „Der deutsche Leitindex befindet sich weiterhin in einem von Unsicherheit, Nervosität und Verkaufspanik geprägtem Marktumfeld.“

Keine Lösung in Sicht

Im Zoll-Streit zeichnet sich derweil noch keine Lösung ab. Japan und die USA haben zumindest Verhandlungen vereinbart. Zugleich lehnte Trump jedoch Kompromisse mit der Europäischen Union und mit China ab. Den Vorschlag von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, beide Seiten sollten die Zölle auf Industriegüter aufheben, wies er zurück. Im Streit mit China kündigte der US-Präsident sogar an, am Mittwoch würden die Zölle für Importe aus China auf 50 % erhöht, falls die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt ihre in der vergangenen Woche verhängten Gegenzölle von 34 % auf US-Produkte nicht bis Dienstag zurücknehme. Chinas Handelsministerium bezeichnete Trumps Drohung als Erpressung. Zwischen den USA und China drehe sich „die Eskalationsspirale in atemberaubender Geschwindigkeit“, sagte Investmentanalyst Martin Güth von der LBBW.

Bei den Einzelwerten griffen Anleger am Dienstag bei Aktien zu, deren Preis zuletzt zurückgegangen war. Die Papiere von Rüstungsunternehmen setzten ihre bereits am Montag begonnene Erholung mit Tempo fort. Anleger konzentrieren sich nun wieder auf die Chancen durch höhere Verteidigungsausgaben in Ländern der Europäischen Union. Rheinmetall gehörten im Dax mit einem Plus von knapp 6 % zu den besten Werten, im MDax stiegen Hensoldt und Renk sogar noch stärker.

Rückenwind für Heidelberg Materials

Im Dax zählten neben Rheinmetall auch Vorjahresprimus Siemens Energy und Heidelberg Materials zu den größten Gewinnern. Bei dem Baukonzern bestätigte Deutsche Bank Research ihre Kaufempfehlung mit einem Kursziel von 195 Euro. Im Fokus der Anleger stand daneben auch Continental. Der Konzern wird nun endgültig zerschlagen: Das Unternehmen will sich nach der Abspaltung der Autozulieferung auch vom großen Geschäftsfeld Contitech trennen.

Größter Gewinner im SDax waren dank eines Großauftrags aus China die Papiere von Stabilus, die zweitweise über 11 % zulegen konnten. Im Marktcrash am Montag waren sie mit 17,48 Euro auf ein Rekordtief gefallen und haben dieses Jahr mehr als 42 % an Wert verloren. Branchenexperte Akshat Kacker von J.P. Morgan sah mit dem Großauftrag die Führungsstellung in der immer bedeutender werdenden Zuliefernische der intelligenten Türantriebe untermauert.

Auch andere zum Wochenstart stark unter Druck geratene Anlageklassen setzten am Dienstag zu einer vorsichtigen Erholung an. Gold, das seit Mittwoch fast 5 % eingebüßt hatte, verteuerte sich um rund ein halbes Prozent auf 2.996 Dollar je Feinunze. Auch die Ölpreise lagen leicht im Plus. Warren Patterson, Rohstoffexperte bei der niederländischen Großbank ING, mahnte aber weiter zur Vorsicht.