Gespanntes Abwarten vor der Wahl
Aktienmärkte
Gespanntes Abwarten vor der Wahl
Dax mit moderaten Verlusten – Neue Spekulationen um ProSiebenSat.1
tom Frankfurt
Der deutsche Leitindex hat am letzten Handelstag vor der Bundestagswahl keine großen Sprünge mehr gemacht. Das Börsenbarometer verbuchte am Freitag ein kleines Minus von 0,1% auf 22.288 Zähler. Schon am Donnerstag war ein Stabilisierungsversuch nach dem Kursrutsch vom Mittwoch gescheitert. Das Allzeithoch des Leitindex bei 22.935 Punkten bleibt nun auch nach dem Freitag ein gutes Stück entfernt.
Bis zum frühen Mittwoch hatte der Dax einen regelrechten Höhenflug hingelegt und in diesem Jahr schon ein stattliches Plus von 15% erzielt. Anschließend setzten Gewinnmitnahmen ein. Die Augen der Anleger richten sich nun auf die Bundestagswahl am Sonntag. Wahlsieger dürfte aller Wahrscheinlichkeit nach die Union sein. In welcher Koalition und ob sie mit einem, oder nur mit zwei Partnern reagieren kann, ist dagegen vollkommen offen.
Auswirkungen „klar positiv“
„Die Wahl findet vor einem für Deutschland derzeit schwierigen Hintergrund statt, da die deutsche Wirtschaft gerade zwei aufeinanderfolgende Jahresrückgänge erlebt hat“, sagten Analysten der Deutschen Bank: "Es gibt eine große Debatte darüber, was Deutschland tun muss, um das Wachstum anzukurbeln." „Es besteht Hoffnung, dass die Neuwahlen in Deutschland eine Regierung hervorbringen, die Wachstumsimpulse setzt“, sagte Jochen Stanzl von CMC Markets.
Laut einer Deka-Analyse wird die Wahl sich positiv auf den Dax auswirken. „Für den Anlageerfolg wesentlich entscheidender als der Versuch, eine bestimmte Koalition zu antizipieren oder damit möglicherweise verbundene kurzfristige Kurseffekte vorherzusagen, ist es, die Auswirkungen einzuordnen, die sich langfristig aus den globalen politischen Richtungsentscheidungen für den Dax ergeben“, erklärt Joachim Schallmayer, Leiter Kapitalmärkte und Strategie bei der DekaBank. „Und diese sind klar positiv einzuschätzen.“ Diese Auswirkungen dürften sich aber erst mittelfristig einstellen. „Die rasanten Kursentwicklung der vergangenen Monaten spiegelt die Erwartungshaltung schneller politischer Veränderungen in Europa wider. Allerdings ist dieser Prozess nicht mit einem kurzen Sprint, sondern mit einem Marathon zu vergleichen.“
Neue Spekulationen um ProSiebenSat.1
Bei den Einzeltiteln stach am Freitag ProSiebenSat.1 positiv heraus. Laut der italienischen Tageszeitung „La Stampa“ erwägt die Medien-Holdinggesellschaft MediaForEurope, die fast 30% an dem Medienkonzern hält, nach der Bundestagswahl eine Übernahmeofferte. Beide Unternehmen teilten Reuters mit, dass der Zeitplan für eine mögliche Übernahme nach der Veröffentlichung der Jahresergebnisse von ProSiebenSat.1 am 6. März weiterhin gilt. ProSiebenSat.1 fügte außerdem hinzu, dass bisher kein Übernahmeangebot von MFE eingegangen sei. Dennoch zog die Aktie an der SDax-Spitze zeitweise um über 12% an und war damit so teuer wie seit Ende Oktober nicht mehr.
Im Dax war Airbus einer der größten Verlierer, nachdem das US-Investmenthaus Jefferies seine Kaufempfehlung für die Titel des Flugzeugbauers gestrichen hat. Expertin Chloe Lemarie rät Anlegern, nach dem soliden Quartalsbericht zunächst auf eine anziehende Produktionsdynamik zu warten. Davon werde die Stimmung in kommenden Quartalen abhängen. Schwächer zeigten sich am Freitag auch die Papiere von Mercedes-Benz, die ihre Talfahrt vom Vortag fortsetzten.
Aurubis unter Druck
Unter den Gewinnern im Leitindex fanden sich dagegen die Titel von Symrise wieder. Die Aktie profitierte davon, dass der Duftstoffhersteller eine strategische Partnerschaft mit der norwegischen Hofseth BioCare ASA (HBC) bekanntgab.
Im MDax war der Kupferkonzern Aurubis einer der größten Tagesverlierer. Hier belastete eine Abstufung der Schweizer Großbank UBS, die nun zum Verkauf rät. Analyst Daniel Major befürchtet eine anhaltende Schwäche der Schmelz- und Raffinierlöhne sowie Druck auf die Profitabilität im Kupferrecycling. Die Aktie hatte erst am Dienstag ein Hoch seit fast zwei Jahren erreicht, dieses rückt nun wieder in weitere Ferne.