Dax steigt auf Rekordhoch
Der deutsche Aktienmarkt hat sich am Donnerstag in neue Höhen aufgeschwungen. Am späten Vormittag erreichte der Leitindex Dax mit 18.912 Punkten eine Bestmarke. Er überwand knapp das bisherige Rekordhoch von Mitte Mai. Seit Jahresbeginn bringt es der Index auf ein beachtliches Plus von rund 13 %.
Der Dax könnte damit eine fast vierwöchige Erholungs-Rally, die ihn von gut 17.000 Punkten Anfang des Monats um 11 % nach oben getragen hatte. Die wesentliche Triebfeder der jüngsten Rally ist die Aussicht auf eine baldige Zinssenkung durch die Notenbank Federal Reserve in den USA. Auch in der Eurozone stehen die Signale auf eine Zinssenkung durch die Europäische Zentralbank (EZB).
„Das Momentum ist aktuell ganz klar auf der Seite der Bullen“, beschrieb Stratege Jürgen Molnar vom Broker Robomarkets die von den Optimisten dominierte Marktlage.
Für etwas Ernüchterung sorgte Nvidia. Der weltweit größte Anbieter von KI-Hochleistungschips konnte die hoch gesteckten Erwartungen der Anleger mit seinem Ausblick nicht erfüllen. Die Aktien fielen im nachbörslichen US-Handel an der Wall Street zeitweise um gut 7 %. An der Erfolgsstory um das Thema Künstliche Intelligenz sei aber „nichts kaputtgegangen“, sagte Marktstratege Jürgen Molnar von RoBoMarkets. „Dass auf einem solch hohen Kurs- und damit auch Bewertungsniveau die Luft dünner und die Angst vor einer Korrektur größer werden, sollte Anleger nicht überraschen.“
Bei den Einzelwerten ragten Delivery Hero heraus, die zeitweise mehr als 7 % zulegten. Einem Börsianer zufolge kamen die Pläne für einen Börsengang (IPO) der Tochtergesellschaft Talabat in Dubai gut an. Aktien von Schott Pharma schossen um mehr als 11 % in die Höhe. Der Pharmaverpackungskonzern hat sein Wachstumsziel nach kräftigen Zuwächsen im abgelaufenen Quartal erhöht.
Seit Mitte Juli bestimmen nicht mehr die Technologie-Highflyer das Geschehen, wie insbesondere die Entwicklung der US-Aktienindizes verdeutlicht. Der Dow Jones Industrial notiert nahe am Rekord, der Nasdaq 100 derweil rund 6,5 % darunter. Diesen Trend könnte Nvidia als Trendsetter des Boomthemas Künstliche Intelligenz (KI) nun noch verstärken. Womöglich greifen Investoren weiter wieder vermehrt bei „klassischen“ Werte zu.
Nvidia-Aktien waren nachbörslich um knapp 7 % abgerutscht. Sie hatten auch andere große Halbleitertitel wie Micron Technology, Qualcomm, Broadcom und AMD mit nach unten gezogen. Analysten fanden mit der Prognose für die Profitabilität ein Haar in der Suppe. Zudem blieben einige Fragen zu einer Änderung beim Produktionsverfahren für das nächste Chipsystem mit dem Namen Blackwell unbeantwortet.
Dagegen überzeugte der SAP-Branchenkollege Salesforce mit einem angehobenen Ausblick. SAP droht insgesamt dennoch ein schwächerer Start, wie auch für Infineon und Aixtron.
Deutlich aufwärts geht es vorbörslich derweil für Schott Pharma. Der Verpackungshersteller für die Pharmabranche erhöhte nach einem kräftigen Wachstum im dritten Geschäftsquartal seine Umsatzprognose für das laufende Jahr.
Euro legt leicht zu
Der Euro hat sich am Donnerstag nach den Verlusten am Vortag und vor der mit Spannung erwarteten deutschen Inflationsentwicklung wieder etwas erholt. Mit 1,1130 Dollar lag der Kurs am Morgen etwas über dem Niveau von Mittwochabend und wieder deutlicher über der Marke von 1,11 Dollar. Am Mittwoch war der Euro bis auf 1,1105 Dollar gefallen. Mittelfristig liegt der Euro damit weiter auf einem relativ hohen Niveau. Seit dem im April erreichten Jahrestief von 1,06 Dollar wertete der Euro im Vergleich zum Dollar um rund 5 % auf.
Am Donnerstag stehen am Devisenmarkt vor allem Preisdaten aus Deutschland im Fokus. Um 14 Uhr wird die Entwicklung der Verbraucherpreise im Monat August veröffentlicht. Bereits am Vormittag geben die Statistikämter verschiedener großer Bundesländer wie Bayern, Baden-Württemberg oder Nordrhein-Westfalen ihre Daten bekannt. Neben der deutschen Inflationsraten stehen am Vormittag (11.00) Uhr noch die Indikatoren für das Industrie- und Konsumentenvertrauen der Eurozone an.
In den USA stehen um 14.30 Uhr detaillierte Angaben zum Wirtschaftswachstum im zweiten Quartal sowie die wöchentlichen Erstanträge zur Arbeitslosenhilfe an. Die Experten der Helaba rechnen damit aus, dass der Euro im Handelsverlauf erneut in die Defensive geraten könnte. „Wir gehen davon aus, dass die im Mittelpunkt stehenden Inflationszahlen in Deutschland die Zinssenkungserwartungen tendenziell unterstützen“, schrieben die Analysten der Landesbank in ihrem Morgenkommentar.
„Der Renditevorteil der USA gegenüber der Eurozone, der in den letzten Wochen deutlich keiner geworden ist und dem Euro einen Schub verpasst hat, könnte wieder zunehmen“, hieß es weiter. "Unterstützungen zeigen sich um 1,11, bei 1,1047 und an der 21-Tagelinie bei 1,1025."/zb/stk