Zoll-Ausnahmen treiben Tech-Titel an
Märkte am Mittag
Zoll-Ausnahmen treiben Tech-Titel an
Der deutsche Aktienmarkt ist dank einer leichten Entspannung im globalen Zollkonflikt robust in die Woche vor dem Osterfest gestartet. Der Dax notierte gegen Mittag 2,1% höher bei 20.797 Punkten. Der MDax gewann 2,1% auf 26.311 Zähler. Für den Euro Stoxx 50 ging es um 1,9% auf 4.877 Punkte hoch.
Die Erholung von den jüngsten Börsenturbulenzen wurde dadurch angeschoben, dass elektronische Geräte wie Smartphones und Computer vorerst von den verschärften Zollbestimmungen der USA verschont bleiben. Die Ausnahme ist eine Erleichterung für amerikanische Anbieter von Computertechnik wie Apple, die ihre Geräte größtenteils in Asien herstellen lassen.
Zölle nur aufgeschoben?
Allerdings betonte US-Handelsminister Howard Lutnick, dass es sich dabei lediglich um vorübergehende Erleichterungen handle und neue Zölle auf genau diese Produktgruppen bereits in Vorbereitung seien. US-Präsident Donald Trump will in Kürze neue Sonderzölle im Bereich der Halbleiterindustrie ankündigen. „Ich werde das im Laufe der kommenden Woche bekanntgeben“, erklärte der Republikaner gegenüber Reportern und betonte, in der Sache sei „eine gewisse Flexibilität“ erforderlich. Dies sei „ein weiterer Beleg dafür, dass Trump einsieht, etwas über das Ziel hinausgeschossen zu sein“, sagte Stratege Jürgen Molnar vom Broker RoboMarkets. „Es ist aber auch eine Bestätigung dafür, dass sich die Börse in den kommenden Wochen auf nichts, was aus dem Weißen Haus kommt, mehr verlassen kann.“
Dennoch trieb die temporäre Ausnahmeregelung einen Erholungsversuch des Technologiesektors am Montag an - vor allem Aktien aus der Halbleiterbranche profitierten. So gewannen Infineon 2,9%, Aixtron 3,3%, Suss Microtec 4,8%, Siltronic 1,8% und Elmos 2,9%. Europäische Rivalen wie Besi, ASML und STMicroelectronics gewannen zwischen 2,4 und 3,5%.
Banken-Titel ziehen an
Weitere Profiteure des entschärften Zollkonflikts waren Bankenwerte. Mit der Deeskalation verbinden Anleger die Hoffnung, dass ein möglicher Konjunkturabschwung weniger drastisch als befürchtet ausfallen könnte. Banken profitieren von einer laufenden Konjunktur vor allem in ihrem Kreditgeschäft - und sie könnten darüber hinaus im Handelsgeschäft aus den hohen Schwankungen an den Märkten einen Nutzen ziehen. Die Papiere der Deutschen Bank waren mit plus 4,6% an der Dax-Spitze zu finden. Commerzbank-Titel verteuerten sich um 2,3%.
Auf die von Salzgitter abgeblasene Übernahme durch ein Konsortium reagierte die Aktie des Stahlkonzerns mit einem Verlust von 2,8% auf 23,34 Euro. Seit Jahresbeginn gerechnet verzeichnen die Anteilsscheine allerdings immer noch ein Kursplus von 47%. Aufgrund „signifikant unterschiedlicher Vorstellungen über den aktuellen und zukünftigen Wert des Unternehmens“ seien die Gespräche mit den Bieter-Unternehmen GP Günter Papenburg und TSR Recycling beendet worden, teilte Salzgitter mit. Das Konsortium hatte früheren Angaben zufolge ein nicht-bindendes Angebot von rund 18,50 Euro je Aktie vorgelegt.
Dollar rutscht weiter ab
Die anhaltende Nervosität der Anleger zeigte sich am Devisenmarkt. Der Dollar-Index rutschte um knapp 1% ab und lag mit 99,35 Punkten auf dem tiefsten Stand seit April 2022. „Immer mehr Marktakteure scheinen aufgrund des weiter eskalierten Handelskonflikts an der traditionellen Rolle des US-Dollars und der US-Staatsanleihen als „sichere Häfen“ zu zweifeln“, erläuterte Ulrich Stephan, Chefstratege der Deutschen Bank.
Die Rendite der zehnjährigen US-Bonds pausierte zwar ihren rasanten Anstieg und fiel im Gegenzug zum leicht steigenden Kurs auf 4,446% nach 4,490% am Freitag. Dennoch lag sie nahe ihrem jüngsten Dreieinhalbwochen-Hoch. Auch der Goldpreis unterbrach seine Rally, doch mit rund 3.225 Dollar je Feinunze lag er nur knapp unter seinem jüngsten Rekordhoch.