Aktienmarkt

Dem Dax drohen noch weitere Tiefs

Die Baisse wird zwar auf mittel- bis langfristige Sicht interessante Chancen für Investoren eröffnen. Bis zum Beginn einer nachhaltigen Erholung werden sie sich aber wohl ein wenig gedulden müssen.

Dem Dax drohen noch weitere Tiefs

Die Baisse des Aktienmarktes findet offenbar kein Ende. Am Mittwoch ist der Dax im Verlauf auch noch unter die Marke von 12000 Zählern gesunken. Bis auf 11863 Zähler ging es bergab, womit sich die Verluste seit Jahresbeginn auf mehr als 25% summierten. Besserung beziehungsweise eine kurzfristige Bodenbildung ist derzeit noch nicht in Sicht.

Denn der Markt sieht sich mit einem Giftcocktail konfrontiert. Die hohe Inflation treibt in den USA und Europa die Zinsen in die Höhe, die Zentralbanken sind bereit, zur Eindämmung der Teuerung eine Rezession in Kauf zu nehmen. Laut Goldman Sachs Asset Management hat der Anteil der Notenbanken, die derzeit die Leitzinsen anheben, mit 80% ein Rekordhoch erreicht und droht noch für längere Zeit auf hohem Niveau zu verharren. Die anziehenden Anleiherenditen drücken bereits auf die Bewertungen, und die zunehmenden Gewinnwarnungen der Unternehmen zeigen, dass nun auch auf der Ergebnisseite verstärkt Druck aufkommt. Auch ein Ende des entsetzlichen Krieges in der Ukraine liegt wohl in weiter Ferne.

Aus diesem Grund bestehen insbesondere an den europäischen Aktienmärkten weitere Abwärtsrisiken. Die Gaskrise verschärft sich zunehmend und wird noch erhebliche wirtschaftliche Schäden anrichten. Der Realeinkommens- und Vertrauensschock durch die Schließung der Nord-Stream-1-Pipeline sowie der negative reale Wohlstandsschock von rund 1,5 Bill. Euro würden den privaten Konsum 2023 in eine Abwärtsspirale stoßen, prognostiziert die Deutsche Bank. Der Energieschock und die steigende Unsicherheit würden Wettbewerbsfähigkeit und Gewinne drücken, was die Unternehmensinvestitionen abbremsen werde. Zusammen mit schwachen weltwirtschaftlichen Aussichten werde die fallende Inlandsendnachfrage im kommenden Jahr zu einem Rückgang des deutschen Bruttoinlandsproduktes zwischen 3% und 4% führen.

Die Aussichten werden immer düsterer und sind auf den aktuellen Kursniveaus noch nicht vollständig eingepreist. Negative Nachrichten wie die Pipeline-Lecks werden vor diesem Hintergrund und angesichts der stark angeschlagenen Stimmungslage der Anleger – laut der Citigroup bewegen sich die Mittelabzüge europäischer Aktienfonds auf Niveaus, die zur Zeit der Euro-Staatsschuldenkrise gesehen wurden – den Aktienmarkt in der nächsten Zeit wahrscheinlich auf weitere Tiefstände drücken. Die Baisse wird zwar auf mittel- bis langfristige Sicht interessante Chancen für Investoren eröffnen. Bis zum Beginn einer nachhaltigen Erholung werden sie sich aber wohl ein wenig gedulden müssen.

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