Dividenden

Den Geldbeutel steuerfrei füllen

Etliche Aktien wie Telekom, Vonovia, Deutsche Wohnen oder Gea schütten so genannte steuerfreie Dividenden aus. Dies bietet dem Aktiensparer die Möglichkeit hohe regelmäßige Einkünfte zu erzielen.

Den Geldbeutel steuerfrei füllen

Von Werner Rüppel, Frankfurt

Jetzt ist die beste Zeit für Aktionäre, denn die Dividenden sprudeln und füllen den Geldbeutel der Anteilseigner. Übrigens nicht nur den der Reichen dieser Welt, auch den von vielen Kleinaktionären, Studenten, Familien und Rentnern, die mit den Ausschüttungen den nächsten Urlaub oder die stetig wachsende Miete nebst Nebenkosten bezahlen. Und gerade in einer Zeit, in der Bundesanleihen keine Zinsen mehr abwerfen, sind dividendenstarke Aktien attraktiv.

Wenn da nicht auch der Fiskus wäre, der praktisch von allem, vom Kauf eines Butterbrots, von Löhnen und Gehältern und natürlich auch von Dividendenzahlungen etwas abhaben will. In Deutschland gibt es zwar einen Sparerpauschbetrag von 801 Euro im Jahr pro Person für Kapitalerträge. Ist ein entsprechender Freistellungsauftrag erteilt und werden keine anderen Kapitaleinkünfte erzielt, können Dividenden von inländischen Gesellschaften bis zu diesem Betrag steuerfrei vereinnahmt werden. Früher war dieser steuerliche Freibetrag deutlich höher, und Verbände wie u.a. der BVI fordern eine Erhöhung des Sparerpauschbetrags. Aber Sparer und Kleinaktionäre standen zuletzt nicht in der Gunst der politischen Entscheider, eher waren Bestrebungen im Gange, dass der Fiskus bei diesen Gruppen noch mehr vereinnahmen kann.

Voller Soli wird abgezogen

Ein interessantes Detail ist in diesem Zusammenhang, dass der Solidaritätszuschlag (Soli) von 5,5% des zu versteuernden Einkommens zwar laut Bundesregierung für große Teile der Bevölkerung abgeschafft wurde. Bei herkömmlichen Dividendeneinkünften, die über dem genannten Sparerpauschbetrag liegen, wird dem Sparer neben der Abgeltungsteuer in Höhe von 25% noch der volle Soli zunächst abgezogen. Somit gehen 26,375% der Dividende an den Fiskus. Hinzu kommt dann noch die Kirchensteuer. Etliche Aktionäre sind daher aus der Kirche ausgetreten, um eine allzu hohe fiskalische Belastung ihrer Erträge zu vermeiden.

Kaum bekannt ist, dass es Aktiengesellschaften gibt, die steuerfreie Dividenden ausschütten. In der Tabelle sind die wichtigsten dieser Titel wie zum Beispiel Deutsche Telekom, Deutsche Wohnen, Vonovia, LEG oder Gea aufgeführt. Steuerfreie Dividenden, dieser Begriff ist natürlich Umgangssprache, technisch ist die Sache komplizierter. Die Dividende wird dem steuerlichen Einlagenkonto entnommen und ist daher steuerfrei. So heißt es zum Beispiel in der Einladung zur Hauptversammlung der Deutschen Telekom: „Da die Dividende für das Geschäftsjahr 2020 in vollem Umfang aus dem steuerlichen Einlagekonto im Sinne des §27 des Körperschaftsteuergesetzes (nicht in das Nennkapital geleistete Einlagen) geleistet wird, erfolgt die Auszahlung ohne Abzug von Kapitalertragsteuer und Solidaritätszuschlag. Bei inländischen Aktionären unterliegt die Dividende nicht der Besteuerung.“

Gerade im Niedrigzinsumfeld ist es für Aktiensparer sehr attraktiv, die Dividende vollständig auch nach Steuern kassieren zu können. Dadurch sind Dividendenrenditen nach Steuern von 3,7% für Alstria, 3,6% für Deutsche Telekom oder 3,3% für Vonovia auch im Vergleich zu Dividendenaristokraten wie Allianz oder BASF, deren Ausschüttungen der normalen steuerlichen Belastung unterliegen, attraktiv.

Zu beachten ist allerdings dabei, dass bei einem Verkauf von Aktien von Unternehmen, die steuerfreie Dividenden ausschütten, dieselbe vom Anschaffungspreis abgezogen wird. Folglich würde dann ein zu versteuernder Gewinn, wenn ein solcher überhaupt erzielt wird, höher ausfallen (praktisch um die Dividende erhöht). Das aber auch nur für Aktien, die seit dem Jahresbeginn 2009 angeschafft wurden. Für zuvor gekaufte (und durchgehaltene Papiere) bleiben Spekulationsgewinne nach wie vor steuerfrei. Solche Fälle gibt es übrigens öfter. Etliche Aktionäre freuen sich seit vielen Jahren über die steuerfreien Dividenden der Deutschen Telekom. Und das Investment manch eines T-Aktionärs befindet sich dank der üppigen steuerfreien Ausschüttungen des Telekomkonzerns inzwischen doch noch im Plus.

Langfristiger Fokus

Diese steuerliche Problematik stellt sich auch nur bei Veräußerung. Wer stetige Erträge sucht und nicht verkauft, dürfte mit Papieren, die steuerfreie Dividenden bieten, gut bedient sein. Zumindest dann, wenn noch mehrere Jahre aus dem steuerlichen Einlagekonto ausgeschüttet werden kann. Vor diesem Hintergrund greift eine verbreitete Ansicht, letztendlich sei es aufgrund der steuerlichen Behandlung bei der Veräußerung dasselbe, ob steuerfrei ausgeschüttet werde oder nicht, zu kurz. Das ist nicht dasselbe. Hat ein Anleger eine gute Aktie gefunden, kann er sie ­– am besten in einem breiter gestreuten Portfolio – auch über Jahre halten. Eine gute Aktie sollte Frau oder Mann nicht verkaufen, sondern langfristig halten.

Hinzu kommt, dass Anleger den Verkaufszeitpunkt einer Aktie natürlich steuern können. Viele stehen vor der Pension und müssen als Rentner aufgrund deutlich niedriger Einkünfte als zuvor deutlich weniger Steuern zahlen, vielleicht sogar keine Einkommensteuer. Alles in allem sind steuerfreie Dividenden eine interessante Möglichkeit für viele Aktiensparer, ihre Nettoeinkünfte zu erhöhen. Damit keine Ebbe im Geldbeutel herrscht.

Diese Unternehmen schütten 2021 steuerfreie Dividenden aus
  Name  IndexKurs in EuroHV-Termin 2021Dividende je AktieDividenden-rendite (%)
Alstria Office ReitMDax14,326.5.0,533,7
Deutsche PfandbriefbankSDax9,4412.5.0,262,8
Deutsche TelekomDax16,781.4.0,603,6
Deutsche WohnenDax43,111.6.1,032,4
FreenetMDax21,4818.6.1,657,7
Gea GroupMDax35,3030.4.0,852,4
Instone Real EstateSDax22,609.6.0,261,2
Jost WerkeSDax53,706.5.1,001,9
LEG ImmobilienMDax116,6527.5.3,783,2
Telefónica DeutschlandMDax2,4420.5.0,187,4
VonoviaDax51,2016.4. 1,693,3
Quelle: Unternehmen, eigene Berechnungen; Stand: 12.5.2021, Kurse intradayBörsen-Zeitung