Die Verunsicherung bleibt hoch
Sorgen wegen des drohenden Handelsstreits der EU mit den USA belasten auch weiterhin den europäischen Aktienmarkt. Der Dax ist mit einem Minus in den Handel gestartet, fing sich dann aber wieder, der deutsche Leitindex weist zum Mittag ein kleines Plus von 0,1% auf 21.441 Punkte aus.
Vorerst Entwarnung für Kanada
Nach wie vor steht die Drohung des neuen US-Präsidenten Donald Trump im Raum, Strafzölle gegen sämtliche Importe aus der Europäische Union verhängen zu wollen, um die Europäer auf diese Weise zu zwingen, ihren enormen Handelsbilanzüberschuss gegenüber den USA abzubauen. Allerdings sorgt für eine gewisse Beruhigung der Nerven, dass Trump seine Ankündigung von Strafzöllen von 25% gegen Mexiko und Kanada nach wenigen Stunden vorerst zurücknahm, nachdem sich die Regierungen beider Länder gesprächsbereit zeigten und ersten Forderungen Trumps nachkamen. Das weckt an den europäischen Finanzmärkten die Hoffnung, dass auch im Verhältnis der EU zu den USA nicht alles so heiß gegessen wird, wie es gekocht wird. Allerdings ist für die USA der europäische Handelsbilanzüberschuss ein größeres und damit drängenderes Problem als das Verhältnis zu Kanada und Mexiko.
Erwartungen übertroffen
Den Dax gestützt hat am Dienstag, dass Infineon nach der Vorlage von Zahlen und seiner Prognose einen Kurssprung von 9,1% auf 34,11 Euro verzeichnete. Infineon war damit mit Abstand die stärkste Aktie im deutschen Leitindex. Der Halbleiterkonzern hat in seinem ersten Quartal etwas besser abgeschnitten als allgemein am Markt erwartet und er hat wegen des schwachen Euros seine Umsatzprognose für das laufende Geschäftsjahr nach oben angepasst. Bislang war Infineon von leicht sinkenden Erlösen ausgegangen. Im ersten Quartal war der Umsatz im Vergleich zum Vorquartal um 13% auf 3,4 Mrd. Euro zurückgegangen und das operative Ergebnis von 832 Mill. Euro auf 573 Mill. Euro. Die Gewinnmarge ermäßigte sich von 21,2% auf 16,7%. Gemäß der Konsensschätzung war allerdings mit stärkeren Rückgängen gerechnet worden. Für das zweite Quartal erwartet der Konzern eine Umsatzerholung auf 3,6 Mrd. Euro. Die Analysten von Goldman Sachs nahmen die Zahlen zum Anlass, ihre Einstufung des Titels mit „Buy“ und einem Kursziel von 38,50 Euro zu bestätigen. Die Anlageexperten der schweizerischen Großbank UBS blieben bei ihrer Kaufempfehlung und ihrem Kursziel von 41 Euro.
Rheinmetall gemieden
Demgegenüber zeigte sich der größte deutsche Rüstungswert Rheinmetall zum Handelsauftakt sehr schwach mit einem Kursrückgang von mehr als 4%. Bis zum Mittag ergab sich aber nur noch ein kleinerer Verlust von 0,9% auf 757 Euro. Der Konzern hat einen weiteren Großauftrag der Bundeswehr erhalten. Dabei geht es um die Digitalisierung der Kommunikation. Rheinmetall soll einen Kommunikationsverbund aufbauen. Das Volumen des Auftrags umfasse mehrere Milliarden Euro. Allerdings ist die Aktie 2025 bereits sehr gut gelaufen mit einem Anstieg von mehr als 22%. Auf Sicht von einem Jahr ergibt sich ein Kursanstieg von rund 125%. Als Belastung für die europäische Rüstungsbranche könnte sich ferner erweisen, dass Europa zum Abbau des Handelsbilanzüberschusses gegenüber den USA verstärkt amerikanische Rüstungsgüter kaufen könnte.
Siltronic stürzen ab
Allerdings gab es im Bereich der Chipwerte am Dienstag nicht allerorten eitel Sonnenschein. So verzeichnete der Wafer-Hersteller Siltronic einen Kursrutsch von 12,3% auf 38,02 Euro, womit er das Schlusslicht im MDax war. Die Aktie rutschte zeitweise auf den niedrigsten Stand seit Ende 2016. Das Unternehmen rechnet nun für 2025 mit einem stagnierenden Umsatz, Analysten waren bisher von Wachstum ausgegangen. Außerdem rechnet das Management nun damit, dass die für 2028 postulierten Wachstumsziele erst später erreicht werden. Für das vergangene Geschäftsjahr sollen zudem nur 20 Cent Dividende je Aktie gezahlt werden, 1 Euro weniger als für 2023.
Euro nur wenig schwächer
Am Devisenmarkt gab der Euro nur minimal um 0,2% auf 1,0326 Dollar nach. Händler verwiesen darauf, dass es mit den Strafzöllen gegen die Europäische Union möglicherweise nicht so schlimm kommen wird wie bisher gedacht, da Trump seine Dekrete gegen Kanada und Mexiko zunächst um einen Monat auf Eis gelegt hat, damit Verhandlungen stattfinden können. Das britische Pfund gab um 0,2% auf 1,2425 Dollar nach. Trump hatte angemerkt, dass Großbritannien möglicherweise von den Strafzöllen ausgenommen werden könne.
Goldpreis nahe Allzeithoch
Der Goldpreis, der am Vortag ein Allzeithoch von 2.830,49 Dollar je Feinunze markiert hatte, hielt sich mit 2.813,56 Dollar in unmittelbarer Nähe dieses Höchststands auf. Der Preis der wichtigsten Rohölsorte Brent Crude ermäßigte sich deutlich um 1% auf 75,23 Dollar je Barrel. Marktteilnehmer sagten, es gehe die Angst um vor einem Handelskrieg der USA gegen China, der auf die globale Konjunktur und damit den Ölverbrauch durchschlagen könnte.