Wegen Trumps Abwertungs-Strategie

Dollar-Assets droht Investorenflucht

Donald Trumps Wirtschaftsberater wollen eine strategische Abwertung des Dollar erzwingen. Damit drohen sie auch heimische Investoren jedoch aus Amerikas Anleihe- und Aktienmärkten zu treiben.

Dollar-Assets droht Investorenflucht

Dollar-Assets droht Investorenflucht

Trump-Pläne zur strategischen Abwertung des Greenback gefährden Vormachtstellung des amerikanischen Kapitalmarkts

xaw New York

Wer den Dollar nicht ehrt, ist für Investoren weniger wert: Pläne der US-Regierung zu einer strategischen Abwertung des Greenback dürften laut Analysten gewaltige Verschiebungen der globalen Kapitalströme nach sich ziehen. „Wir bewegen uns auf einen mehrjährigen Bärenmarkt für den Dollar zu“, betont David Rolley, Co-Chef Global Fixed Income bei der Natixis-Tochter Loomis Sayles. Denn während die Wall Street nach den jüngsten Verwerfungen zunächst mit Erleichterung auf die von US-Präsident Donald Trump angekündigte Strafzoll-Pause reagierte, sorgen Entwürfe für ein Mar-a-Lago-Abkommen für Unruhe unter Ökonomen.

Zoll-Angst brodelt noch

Trumps oberster Wirtschaftsberater Stephen Miran treibt dieses voran, um die US-Exportwirtschaft zu stärken. Er argumentiert für eine aggressive Wechselkurspolitik, um Handelspartner zur Aufwertung ihrer Währungen zu zwingen – vermutet aber eine geringere Bereitschaft seitens Europas und Chinas zu einem entsprechenden multilaterales Abkommen nach Vorbild des Plaza Accord von 1985. Die verbleibende Alternative sei ein unilaterales Vorgehen über Zinssenkungen – bezüglich derer die Federal Reserve angesichts der Furcht vor neuen Inflationssprüngen noch zögert – und Zölle.

Trump verkündete zur Wochenmitte zwar, reziproke „Tariffs“ gegen einen Großteil der Handelspartner für 90 Tage aussetzen zu wollen, nachdem sich mehr als 75 Länder gemeldet und um eine Verhandlungslösung ersucht hätten. Allerdings bleibt es bei einem Basiszollsatz von 10% und harten Strafmaßnahmen gegen China. Banken um J.P. Morgan warnen davor, dass die protektionistische Handelspolitik die Vereinigten Staaten in die Rezession stürzen wird. Auch Sorgen vor einer massiv anziehenden Teuerung haben sich trotz unerwartet schwachen Preisanstiegen im März verstärkt. Und Analysten warnen, dass internationale Verhandlungen in den kommenden 90 Tagen ergebnislos bleiben könnten.

Gegenentwurf zu Reagan

Internationale Assetmanager bereiten sich jedenfalls darauf vor, dass der Dollar gegenüber anderen Industrieländerwährungen während Trumps Präsidentschaft noch bis zu 15% an Wert verlieren könnte. „Die Wirtschaftspolitik der zweiten Trump-Amtszeit ist das Foto-Negativ der Reagan-Ära“, betont Loomis-Sayles-Manager Rolley. In den 1980er Jahren habe eine restriktive Geld- und lockere Fiskalpolitik den USA aus der Stagflation geholfen. Nun drohe das Gegenteil, Trumps Zölle wirkten effektiv als Steuererhöhungen, während die Marktteilnehmer gespannt abwarteten, wie lange die Fed dem Drängen des Präsidenten auf Zinssenkungen widerstehen könne.

„Wir stellen derzeit die Grundsätze der Demokratie, des Kapitalismus und der internationalen Ordnung infrage“, sagt Rolley. Damit setzten die USA das Vertrauen internationaler Gläubiger aufs Spiel, die zuletzt über 30% der umlaufenden US-Staatsanleihen hielten, und gefährdeten den Status von Dollar-Bonds als tiefstes und liquidestes Marktsegment weltweit. Washington erwägt im Vertrauen auf die eigene Wirtschaftsmacht wohl, globale Gläubiger in Dollar-Papiere mit niedrigen Verzinsungen und extrem langen Laufzeiten zu zwingen.

Default droht

Doch Ratingagenturen würden eine solche Anpassung der Kreditbedingungen als Default werten. Schon Anzeichen, dass die USA einen solchen Zahlungsausfall in Kauf zu nehmen bereit sind, drohen laut dem Nordea-Chefstrategen Lars Mouland einen bedeutenden Abverkauf im amerikanischen Bondmarkt nach sich zu ziehen.

Davon könnten Schwellenländer-Investoren profitieren. „Für Emerging Markets ist das Chaos in den Vereinigten Staaten und eine langfristige Abwertung des Dollar ein Traum, der wahr wird“, sagt Andrea DiCenso, Portfoliomanagerin bei Loomis Sayles. Sie böten Investoren nun die Aussicht auf eine klare Outperformance gegenüber den USA – bei höherer politischer Stabilität. Selbst die Eurozonen-Peripherie sei inzwischen attraktiver. Denn die Anlage im Dollar bringe im Fall einer anhaltenden Abwertung des Greenback auch bei steigenden Treasury-Renditen hohe Opportunitätskosten gegenüber Euro-Investments mit sich.

Bisherige Dollar-Stärke verstärkt Gefälle

Auch Investoren innerhalb der USA dürften sich infolge von Verschiebungen im Währungssystem laut Analysten dazu gezwungen sehen, ihre Portfolios umzuschichten. Bisher sind Anlagen im Ausland für Amerikaner kaum attraktiv: Nicht nur, dass der S&P 500 andere globale Benchmarks über die vergangenen 15 Jahre nach Total Return ohnehin abgehängt hat – selbst ohne Alphabet, Amazon, Apple, Meta Platforms, Microsoft, Nvidia und Tesla. Die starke Aufwertung des Dollar gegenüber dem Euro und anderen Devisen hat das Gefälle zwischen den USA und dem Rest der Welt noch verstärkt.

Wer 2010 auf Dollar-Basis in den amerikanischen Blue-Chip-Index investierte und die „Magnificent Seven“ dabei ausließ, kommt bis heute auf einen Total Return von rund 380%. Denn der Fracking-Boom des vergangenen Jahrzehnts machte die US weitgehend energieautark und ermöglichte neben Big Tech auch währungssensitiven Sektoren wie der Industrie Kostensenkungen, während der Konsum und hohe Regierungsausgaben die Gesamtwirtschaft antrieben.

Große Umkehr bahnt sich an

Eurozonen-Investoren, die ohne Währungshedging die gleiche Anlage tätigten, kommen laut dem Datendienst Factset gar auf 490%. In die andere Richtung erreichten Dollar-Investoren im MSCI-Index für die Europäische Wirtschafts- und Währungsunion lediglich eine Gesamtrendite von 150%, Euro-Investoren fuhren hingegen 220% ein. Ähnlich sieht es bisher bei Anlagen in den japanischen und britischen Aktienmarkt oder Dividendentitel der Schwellenländer aus. Nun bahnt sich die große Umkehr an – und damit laut Analysten eine länger anhaltende Investorenflucht aus Dollar-Assets.

Donald Trumps Wirtschaftsberater wollen Handelspartner zur Aufwertung ihrer Währungen zwingen. Das Zoll-Drama an den Märkten ist damit trotz der jüngsten Erleichterung nicht ausgestanden. Derweil droht eine Abwertung des Dollar Investoren aus Amerikas Anleihe- und Aktienmärkten zu treiben.