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Trumps Handelspolitik bringt den Dollar zu Fall

Der Dollar hat nach einem kurzen Höhenflug nach der Wahl Donald Trumps zum Präsidenten den Sinkflug angetreten. Seine bislang dominante Rolle in der Weltwirtschaft dürfte langfristig infrage gestellt werden. Dazu trägt Donald Trump mit seiner Politik selbst bei.

Trumps Handelspolitik bringt den Dollar zu Fall

Trumps Handelspolitik bringt den Dollar zu Fall

US-Währung hat nach einer kurzen Wahl-Rally bereits spürbar nachgegeben − Zölle lösen Rezessionsängste aus − Ausländische Investoren ziehen sich zurück

Der Dollar hat nach einem kurzen Höhenflug nach der Wahl Donald Trumps zum Präsidenten den Sinkflug angetreten. Seine bislang dominante Rolle in der Weltwirtschaft dürfte langfristig infrage gestellt werden. Dazu trägt Donald Trump mit seiner Politik selbst bei.

Von Dieter Kuckelkorn, Frankfurt

Mit der Wahl von Donald Trump zum Präsidenten der USA im November war eigentlich klar, dass der Greenback davon stark profitieren würde. Viele Devisenstrategen sagten bereits die Parität von Euro und Dollar voraus. Dafür gab es gute Argumente: Der Sieg Trumps wurde am amerikanischen Aktienmarkt mit einer (kurzen) Rally gefeiert. Der neue Präsident schrieb sich eine „America First“-Politik auf die Fahnen, und Strafzölle würden gemäß den Erwartungen der Analysten den Handelspartnern der USA deutlich stärker schaden als den USA selbst und diese zu raschen Konzessionen bewegen. Ferner kündigte Trump umfangreiche Steuersenkungen an, von denen die US-Volkswirtschaft, der Aktienmarkt und in der Folge der Greenback nach der Meinung der meisten Ökonomen profitieren würde. Und in der Tat legte der Dollar-Index, der die Entwicklung der US-Devise im Verhältnis zu den Währungen der sechs wichtigsten Handelspartner misst, einen Anstieg um rund 10% hin. Der Euro gab bis Mitte Januar auf 1,02 Dollar nach, womit die Parität in der Tat in greifbare Nähe rückte.

Wechselhafte Äußerungen

Dann jedoch setzte eine kräftige Erholung des Euro ein, der vor wenigen Tagen bis auf fast 1,10 Dollar kletterte. Dafür gibt es eine Reihe von Gründen. So sorgen die sehr wechselhaften Äußerungen Trumps hinsichtlich seiner Handelspolitik und der zahlreichen neuen Zölle, die es geben soll, für Verunsicherung der Akteure am Devisenmarkt. Mal werden flächendeckende Strafzölle gegen sämtliche wichtigen Handelspartner der USA in Aussicht gestellt, dann ist wiederum von Ausnahmen und zeitlichen Verzögerungen die Rede. Dies macht die US-Politik unberechenbar, was Investoren zur Zurückhaltung veranlasst. Inzwischen ist sogar die Rede davon, dass es aufgrund der Auswirkungen der Zölle auf die Binnenwirtschaft der USA, wo sie zumindest kurzfristig den Charakter zusätzlicher Steuern annehmen, zu einer Rezession in den USA kommen könnte. Selbst US-Regierungsvertreter haben das nicht ausgeschlossen. Zuletzt haben sich auch Frühindikatoren wie beispielsweise das Verbrauchervertrauen negativ entwickelt.

Korrekturzone erreicht

Das schlägt auch auf den Aktienmarkt durch. Der wichtigste amerikanische Benchmark-Index S&P 500 hatte am 19. Februar sein Hoch nach den Wahlen von 6.144 Punkten markiert. Seither hat er in der Spitze um 10% nachgegeben, womit die Definition einer Korrektur praktisch erfüllt war. Aktuell ist nach einer leichten Erholung noch ein Minus von 7% vorhanden.

Erwartungen enttäuscht

Dies trifft ausländische Investoren übrigens besonders hart. Ihre Investments leiden unter der doppelten Schwäche von Aktienmarkt und Dollar. Demgegenüber waren viele ausländische Anleger davon ausgegangen, dass sich der amerikanische Aktienmarkt wegen des Regierungswechsels 2025 besser entwickelt als die Börsen anderer Regionen. Nun jedoch sind Aktienindizes wie der Dax oder der Hang Seng aus Hongkong weit vorn.

Rekordhohe Investments von Ausländern

Dies fällt damit zusammen, dass der Anteil ausländischer Investoren am amerikanischen Aktienmarkt Rekordniveau erreicht hat. Die amerikanische Notenbank Federal Reserve geht von einem Anteil von 18% aus, private Research-Dienste veranschlagen ihn auf bis zu 25% bei mehr als 13 Bill. Dollar investierter Mittel von Ausländern. Die Analysten der Deutschen Bank halten es nun für möglich, dass ausländische Investoren aktuell bis zu 1 Billion Dollar von der Wall Street abziehen könnten. Im bisherigen Verlauf des März waren bereits recht ausgeprägte Verkäufe von ausländischen Anlegern zu beobachten. Sollte es tatsächlich in der Summe zu derart hohen Mittelabzügen kommen, sollte das weiteren Druck auf den Außenwert des Greenback ausüben.

Defensives Investment

Das könnte auch zu einer grundsätzlich geänderten Einschätzung beispielsweise von europäischen Investoren hinsichtlich Engagements am amerikanischen Aktienmarkt führen. Bislang galten, wie Deutsche-Bank-Devisenexperte George Saravelos anmerkt, Investments am US-Aktienmarkt ohne zusätzliche Währungsabsicherung als ein defensives Engagement. Dies ändere sich derzeit. Gemäß dem neuesten Funds Manager Survey der Bank of America bekundet ein Fünftel der europäischen Fondsmanager, US-Aktien untergewichten zu wollen. Dies ist der höchste Wert seit Mitte 2023.

Neuer Plaza Accord

Interessant ist auch, dass sich Wirtschaftsberater von Donald Trump dafür ausgesprochen haben, dass andere Währungen gegenüber dem Dollar stärker werden sollten. Sie treten für eine Art Neuauflage des berühmten Plaza Accord von 1985 ein, in dem sich Japan und Deutschland verpflichteten, ihre Währungen zu stärken, um so die USA zu entlasten.

Frage nach der Rolle des Greenback

Die Diskussion um und die Zweifel am Dollar gehen aber noch viel tiefer. Inzwischen fragen sich auch jeglichen Antiamerikanismus unverdächtige Analysten westlicher Banken, ob der Dollar angesichts von noch fast vier Jahren mit Donald Trump an der Spitze der US-Regierung seine Rolle als wichtigste Handels- und Reservewährung der Welt behalten kann. Bislang lautete die (durchaus richtige) Standardantwort auf diese Frage, dass alle Veränderungen in dieser Hinsicht Jahrzehnte in Anspruch nehmen.

Zölle und Sanktionen als Waffe

Nun ist es aber nicht erst Donald Trump, der die Handelspolitik als Waffe einsetzt. Diese Entwicklung begann bereits spätestens unter US-Präsident Barack Obama. Sie wurde unter Joe Biden ganz erheblich ausgeweitet, mit dem Ergebnis, dass die USA nun Wirtschaftssanktionen gegen mehr als 100 Länder erlassen haben, also mehr als 50% der Nationen.

„Neorealistische Außenpolitik“

Nach Einschätzung von Ulrich Leuchtmann von der Commerzbank setzt Trump auf eine „neorealistische Außenpolitik“, was bedeutet, dass Trump anarchistische, regelfreie internationale Beziehungen als vorteilhaft für die USA erachte. Da die USA in diesem anarchistischen internationalen Kräftespiel nicht bei jeder Gelegenheit militärisch drohen könnten, benötigten sie niedrigschwelligere, also ökonomische Instrumente. Momentan seien Zölle das offenbar aus Sicht der Regierung geeignetste Mittel.

Zweifel am Instrument

Allerdings hat Leuchtmann Zweifel daran, ob das Instrument wegen der Schäden für die eigene Volkswirtschaft wirklich geeignet ist. Daher hält er es für denkbar, dass die Trump-Regierung dieses Mittel wieder aufgibt und zu den Sanktionen zurückkehrt. Dies funktionierte aber nur, solange die USA in der alten Weltordnung hinreichend Verbündete hatten und solange die Sanktionspolitik in wichtigen Punkten den Interessen ihrer Verbündeten nicht widersprochen habe. Dies könne mit Blick auf die Interessen der EU in Zukunft anders sein. Der Dollar könne seine Dominanz als internationales Zahlungsmittel verlieren, mit der Folge, dass es für den Devisenmarkt ineffizient wäre, den Handel weitgehend über Dollar abzuwickeln. Dann würde der Dollar auch mittel- bis langfristig seine Dominanz als Reservewährung verlieren.

BRICS-Staaten als größte Gefahr

Donald Trump hat richtig erkannt, dass die langfristig größte Gefahr für den Dollar von den BRICS-Staaten kommt. Mit Blick auf diese Länder drohte er bereits allen Staaten, die an einer Ablösung des Dollar als Welthandelswährung arbeiteten, mit Strafzöllen von 100% auf sämtliche Exporte in die USA. Solche Drohungen werden die internen Handelsbeziehungen der BRICS-Länder jedoch weiter stärken und dafür sorgen, dass hinter verschlossenen Türen noch intensiver daran gearbeitet wird, Handelsstrukturen zu schaffen, die den Dollar umgehen.

Rückzug aus den Institutionen

Jim O’Neill, ehemaliger Chairman von Goldman Sachs Asset Management, bringt noch ein weiteres Argument ins Spiel: Einige Wissenschaftler seien davon überzeugt, dass der Außenwert des Dollar und seine globale Dominanz Hand in Hand gehen mit der Macht der USA als globaler Gewährer von militärischer und politischer Sicherheit und als dominanter Akteur in den multilateralen Institutionen, die nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs geschaffen worden seien. Wenn die USA diese Rollen nun aufgeben, könne damit auch die weltweite Dominanz des Dollar enden.