DWS setzt auf Asiens Aktienmärkte
wbr Frankfurt
Die DWS ist der Ansicht, dass sich die guten Wachstumsaussichten asiatischer Titel in einer positiven Entwicklung an den Aktienmärkten widerspiegeln sollten, teilt die Fondsgesellschaft in ihrem Halbjahresausblick auf die Kapitalmärkte mit. Generell müssen Investoren bei Aktien selektiv vorgehen. Denn trotz guter Unternehmensergebnisse, die häufig die Voraussagen übertroffen hätten, habe die Kursdynamik an den Aktienmärkten nachgelassen. Als Grund hat der Assetmanager die hohen Bewertungen ausgemacht. Die Märkte hätten viel vorweggenommen.
Kritische Verschuldung
Wichtig aus Sicht von DWS-Chefanlagestratege Stefan Kreuzkamp sei das Verhalten der Notenbanken weltweit. Er rechne damit, dass die wirtschaftliche Erholung zu einem Inflationsdruck führen werde. „Die Frage ist, ob dieser Inflationsdruck dauerhaft oder vorübergehend ist.“ Für eine weiter stark expansive Geldpolitik spreche, dass die Verschuldung der Staaten mittlerweile in vielen Fällen einen kritischen Grad erreicht habe. „Seit einigen Wochen preisen die Märkte höhere Inflationsraten ein. Das führt zu Steigerung bei den Renditen.“ Auf mittlere Sicht erwartet er, dass Zentralbanken eine höhere Inflation tolerieren werden. Es werde daher keine Erhöhung der Leitzinsen in den USA und in der Eurozone bis 2023 geben. „Die höhere Inflation ist nötig, um die Last der Schulden der Staaten zu reduzieren. Die Zentralbanken sind an negativen Realzinsen interessiert.“ Kreuzkamp rechnet aber damit, dass der Inflationsdruck ab 2022 wieder etwas zurückgehen wird (siehe Grafik).
Die DWS, die insgesamt 820 Mrd. Euro verwaltet, beurteilt die Aussichten für Anleihen angesichts niedriger Zinsen als schwierig. Aussichtsreich seien insbesondere US- und Euro-High-Yield-Bonds sowie Investment-Grade-Anleihen in Euro.
China führt bei Patenten
Bei der Aktienanlage bleibt Asien die bevorzugte Region der DWS, so Sean Taylor, Global Head Emerging Market Equities. Er erwartet, dass die Aktienmärkte im zweiten Halbjahr überdurchschnittlich gut abschneiden werden. Die Unternehmensgewinne in Asien dürften in den nächsten Jahren zweistellig wachsen. Allerdings gebe es sehr große Unterschiede zwischen den einzelnen Ländern. Taylor rechnet damit, dass China sein Wachstumstempo fortsetzen wird. Dabei werde der Konsum eine besonders wichtige Rolle spielen. Ein Vorteil sei auch, dass die Staatsverschuldung in China und in der Region nicht ganz so groß sei wie in Europa und den USA.
Aus Sicht von DWS-Experte Taylor ist Asien auch deshalb attraktiver, weil die Wirtschaftsstruktur deutlich günstiger sei. Auch die Innovationskraft habe deutlich zugenommen. Früher hätten chinesische Unternehmen viel kopiert, jetzt seien sie stark bei Innovationen, so Taylor. 43% der globalen Patente kämen aus China. Damit ist China die Nummer 1 weltweit vor den USA (19%). Taylor sieht durchaus kritische Punkte, vor allem anhaltende Menschenrechtsverletzungen. Doch ungeachtet dessen erwartet die DWS überdurchschnittliches Wachstum in Asien.
Chancenreiche Ozeane
Bei Klima-Investitionen, die im Zuge der Coronakrise noch einmal kräftig an Schwung gewonnen haben, setzt die Fondsgesellschaft auch auf Spezialthemen. Paul Buchwitz, ESG-Fondsmanager bei der DWS, sieht eine spannende neue Chance zum Beispiel in der „Blue Economy“. Es geht um Anlagemöglichkeiten rund um Meere und Ozeane, ein Segment mit hohen Wachstumsraten.
Die ökonomische Bedeutung von Ozeanen und Meeren untermauert das Fondshaus mit Zahlen: Die „Blue Economy“ sei der achtgrößte Wirtschaftsbereich der Erde und umfasse 80% der weltweiten Biodiversität. Ein Beispiel sei die Fischzucht mit Aquakultur, die sich extrem stark entwickelt habe. Dieser Bereich biete Assetmanagern Chancen, müsse aber nachhaltiger werden. In dem Zusammenhang betont die DWS, dass das Nachhaltigkeitsziel der UN, Ozeane und Meere im Sinne nachhaltiger Entwicklung zu erhalten und zu nutzen, von Investoren bislang kaum berücksichtigt werde.
Interessante Opportunitäten seien zum Beispiel grüne Schifffahrt und Hafeninfrastruktur, die enorme Investitionen im Bereich erneuerbarer Energie erforderten. „Die großen Wachstumschancen der Blue Economy werden noch unterschätzt“, so Buchwitz.
Ein zweiter interessanter Bereich sei die digitale Bildung. Mit der Covid-Krise seien Milliarden von Menschen mit digitaler Bildung konfrontiert worden, viele Studieninhalte werden in den kommenden Jahren mit digitalen Methoden umgesetzt. Das Wachstum bei digitaler Bildung sei potenziell größer als das Wachstum im Onlinehandel, so Buchwitz.
Sehr hohe Aktienquote
Wie stark sich die Anlagewelt verändert hat, illustriert Björn Jesch, zuständig für den Bereich Multi Asset bei der DWS, an einem Beispiel. Bei einer Renditevorgabe von 3% pro Jahr müssen Investoren heute einen Anteil von 78% in Aktien und 22% in Anleihen investieren. Bei gleichem Ziel genügten vor zehn Jahren noch 3% Aktien und 97% Anleihen – bei einem Portfoliorisiko, das heute viermal so hoch ist wie vor zehn Jahren. Sinnvoll sei es daher mittlerweile, alternative Investments beizumischen, um das Risiko etwas zu drücken.