DWS-Kapitalmarktausblick

„Es ist schwer, das nicht positiv zu sehen“

Trotz vieler Unsicherheiten blickt die DWS optimistisch auf das Kapitalmarktjahr 2025. Chancen sehen die Frankfurter in ganz unterschiedlichen Assetklassen. Die EZB werde öfter an der Zinsschraube drehen als die Fed. Den designierten US-Präsidenten Donald Trump solle man ernst, nicht aber wörtlich nehmen.

„Es ist schwer, das nicht positiv zu sehen“

„Es ist schwer, das nicht positiv zu sehen“

DWS-Kapitalmarktausblick 2025: Chancen am Aktienmarkt und bei Infrastruktur-Investments – Auch Anleihen attraktiv

Trotz vieler Unsicherheiten blickt die DWS optimistisch auf das Kapitalmarktjahr 2025. Chancen sehen die Frankfurter in ganz unterschiedlichen Assetklassen. Die EZB werde öfter an der Zinsschraube drehen als die Fed. Den designierten US-Präsidenten Donald Trump solle man ernst, nicht aber wörtlich nehmen.

tom Frankfurt
Tobias Möllers, Frankfurt

Ein „ganz interessantes Jahr“ sieht Vincenzo Vedda, der bei der DWS gerade erst zum Global Chief Investment Officer aufgestiegen ist, auf Anleger und Investoren zukommen. Allerdings eines, in dem Vorhersagen nicht ganz einfach sind. Doch wann waren sie das je? Wer hätte vor ein paar Jahren eine weltweite Pandemie, einen Krieg in Europa oder eine Immobilienkrise in China vorhergesagt, fragt Vedda rhetorisch beim Kapitalmarktausblick der DWS auf das Jahr 2025.

Höhere Volatilität

Ein großer Elefant, der bei diesem Ausblick im Raum steht, ist der wiedergewählte US-Präsident Donald Trump. Vedda erwartet eine höhere Volatilität an den Märkten, sieht gleichwohl aber auch Grenzen für die Pläne des Republikaners: „Wir sollten Trump ernst nehmen, aber nicht wörtlich“. Die wirtschaftsfreundliche Politik in den USA dürfte sich fortsetzen, Trumps Steuerpläne dabei helfen und die Gewinne weiter wachsen, wenn auch weniger stark als in diesem Jahr. Positiv blickt der CIO daher auf US-Aktien. Und Vedda zeigt sich auch für Europa optimistisch. Der Wirtschaft gehe es nicht so schlecht, wie es scheine. Im Gegenteil gäbe es Anzeichen, dass sich die Produktion stabilisiere. Europa ist für Vedda der „place to be“ für einen Aufschwung bei den PMIs, also dem Einkaufsmanagerindex. Das verlorene Jahrzehnt der Gewinne sei vorbei. Skeptischer zeigt sich der CIO der DWS trotz der aggressiven Maßnahmen der dortigen Regierung mit Blick auf China: „Wir bleiben neutral“. Besser schätzt Vedda den Rea-Estate-Markt ein, der das Schlimmste hinter sich habe. Für Infrastruktur erwartet er im Jahr 2025 sogar ein starkes Momentum.

Einen näheren Blick auf die europäische und die US-Wirtschaft wagt anschließend DWS-Chief-Economist Johannes Müller. In Europa normalisiere sich die wirtschaftliche Entwicklung: „Wir haben den Boden gesehen." Die jüngsten Wirtschaftsdaten hätten die Prognosen übertroffen. Etwas zwiespältig fällt Müllers Blick auf die Inflation aus: Einerseits sei diese schneller als erwartet zurückgegangen, andererseits lägen Kerninflation und Dienstleistungspreise aber noch immer deutlich über der von der EZB angestrebten Schwelle von 2%. Die Kerninflation werde auch 2025 hoch bleiben, da Lohnwachstum und die Inflation der Dienstleistungspreise nach wie vor stark seien. Dennoch erwartet Müller bis Ende 2025 fünf Zinssenkungen durch die EZB, eine noch in diesem und vier weitere im kommenden Jahr. Zudem geht der DWS-Mann davon aus, dass die Diskussion in Europa in Richtung einer expansiveren Politik zur Unterstützung des Wachstums geht. Für die USA erwartet Müller ein robustes Wachstum und gleichwohl eine hohe Volatilität der eingehenden Inflationsdaten. Eine Rezession dürfte zu vermeiden sein. Die DWS prognostiziert drei Zinssenkungen der Fed bis Ende 2025.

Tech und Financials profitieren

Thomas Höfer, Head of European Credit bei der DWS, blickt anschließend genauer auf den Fixed-Income-Markt. Er erwartet, dass sich die Zinsstrukturkurven vom vorderen Ende her weiter normalisieren und zu einer steileren Kurve am mittleren und langen Ende führen. Die Gesamtrendite für festverzinsliche Wertpapiere sehe für alle wichtigen festverzinslichen Anlageklassen positiv aus, was sie zu einer risikobereinigten und sehr attraktiven Investition macht. Ein Risiko sieht Höfer in einem starken Angebot an Anleihen aufgrund weiterer öffentlicher Verschuldung. Unternehmenskredite sollten sich in einem Umfeld mit langsamem Wachstum gut entwickeln. Die DWS bevorzuge Investment Grade gegenüber High Yields und Bankanleihen gegenüber Non-Financials.

Dem US-Aktienmarkt widmete sich David Bianco, CIO Americas. Nach der Wahl Donald Trumps sei eine Art Trump-Mania 2.0 ausgebrochen: „Investoren hoffen auf das Beste“, erklärt Bianco das mit Blick auf Deregulierung, Steuersenkungen und Zölle. Die „Magnificent Seven“ hält der DWS-Mann weiter für attraktiv, die Gewinne des S&P 500 dürften sich 2025 aber verbreitern. Die neue Regierung sei nicht nur für Wachstum, sondern auch neuen Technologien gegenüber aufgeschlossen. Neben den Technologie-Big-Caps dürfte auch der Finanzsektor profitieren. Aufgrund des nicht zuletzt durch KI gewachsenen Bedarfs an Elektrizität könnten auch Versorger zu den Gewinnern zählen. Überraschend positiv sieht Bianco auch weiterhin den Gesundheitssektor. Dieser hatte zuletzt nach der Präsentation des impf- und Pharma-kritischen Robert F. Kennedy jr. als künftigem Gesundheitsminister Abschläge auf breiter Front hinnehmen müssen. Gleichwohl bleibt Healthcare für Bianco ein sehr attraktiver Sektor. Auch die Trump-Regierung werde die Ausgaben in diesem Bereich nicht senken, so wie sie auch insgesamt versuchen werde, ein starkes Wachstum aufrechtzuerhalten. Zölle auf Produkte aus China erwartet der DWS-Mann bereits in Kürze. Eine Schlüsselfrage sei der Umgang mit dem Thema Migration.

Optimistisch blickt Marcus Poppe, Co-Head of European Equities, auf den europäischen Aktienmarkt: „Es ist sehr schwer, das nicht positiv zu sehen.“ KI und die „Magnificent Seven“ würden auch 2025 die Märkte weiter antreiben. Zudem würden sich zyklische Märkte und Sektoren besser entwickeln, sobald sich die Frühindikatoren verbessern. Diese Verbesserung erwartet Poppe für das erste Halbjahr 2025. Nicht-Basiskonsumgüter und möglicherweise auch Industriegüter seien dafür gut positioniert. Von einer möglichen zyklischen Neupositionierung würden auch europäische Small und Mid Caps profitieren. Zudem empfiehlt die DWS europäische Banken-Titel. Für europäische Aktien spricht für Poppe auch, dass diese im Vergleich zu ihren US-Pendants momentan mit einem ordentlichen Discount gehandelt werden. Ein Risiko für die Aktienmärkte sieht Poppe dann aber doch: Im Thema KI stecke eine Menge Hoffnung, und auch eine Menge Geld sei in diesen Bereich geflossen. Investoren erwarteten nun auch Ergebnisse.

Am Real-Estate-Markt erwartet Ulrich von Creytz, CIO Real Estate Europe, nach zwei wirklich harten Jahren für 2025 eine Trendwende. Das Kapital sitze an der Seitenlinie und warte nur auf den richtigen Moment zum Einstieg.

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