ESG-Tracker

ESG-Strategien erzielen Überrenditen trotz Skepsis in den USA

Der ESG-Tracker von Metzler zeigt auch für das Jahr 2024, dass die meisten Strategieportfolios Überrenditen gegenüber ihren Vergleichsindizes erzielen. Als Renditeturbo wirkten US-Tech-Aktien. Doch ausgerechnet in den USA wird die Skepsis gegenüber ESG immer größer.

ESG-Strategien erzielen Überrenditen trotz Skepsis in den USA

Viele ESG-Strategien erzielen Überrenditen

ESG-Tracker von Metzler AM zeigt, wie US-Tech-Riesen Strategieportfolios antreiben – Ergebnisse gehen weit auseinander

Der ESG-Tracker von Metzler zeigt auch für das Jahr 2024, dass die meisten Strategieportfolios Überrenditen gegenüber ihren Vergleichsindizes erzielen. Als Renditeturbo wirkten US-Tech-Aktien. Doch ausgerechnet in den USA unter dem neuen Präsidenten Trump wird die Skepsis gegenüber ESG immer größer.

tom Frankfurt
Von Tobias Möllers, Frankfurt

Auch im Jahr 2024 erzielten viele ESG-Strategien Überrenditen. Dies gelang besonders dank US-Aktien und trotz des zunehmend ESG-feindlichen Umfelds in den Vereinigten Staaten. Das ist ein zentrales Ergebnis des ESG-Trackers von Metzler AM.

Insgesamt fällt die Performance der nachhaltigen Strategieportfolios für das Jahr 2024 demnach uneinheitlich aus. Das positive Momentum aus dem ersten Halbjahr habe sich in der zweiten Jahreshälfte abgeschwächt. Unter dem Strich blieben dennoch Überrenditen. Dennoch fließen anders als in Europa in den USA inzwischen immer mehr Anlegergelder aus ESG-Fonds ab. Nach der Rückkehr Donald Trumps ins Weiße Haus dürfte sich diese Entwicklung im laufenden Jahr noch weiter verschärfen. Und dies, trotz der Outperformance vieler US-Strategieportfolios. Die besonders von Tech-Titeln angetriebene Kursrally wirkte sich hier positiv aus, da die meisten der großen Tech-Firmen als ESG-konform eingestuft werden. Etwas anders stellte sich die Lage in Europa dar: Hier belastete die Outperformance der nicht ESG-konformen Rüstungsaktien die Strategieportfolios.

Dynamik schwächt sich ab

Viele der von Metzler AM untersuchten Aktienstrategien weisen bereits seit 2023 einen positiven Trend aus, allerdings hat sich diese Dynamik zuletzt abgeschwächt. Das zeigte sich etwa bei einer Portfolioausrichtung eines globalen Aktiendepots nach hohen ESG-Scores, die im ersten Halbjahr 2024 auf eine Überrendite von 5,4 Prozentpunkten kam. Dieser Vorsprung schmolz bis zum Jahresende dann aber auf nur noch 2,4 Prozentpunkte zusammen. Einen ähnlichen Performanceverlauf zeigten die anderen von Metzler AM untersuchten Anlagestrategien wie Investitionen in Unternehmen mit nichtkontroversen Geschäftspraktiken, Investitionen in 1,5-Grad-konforme Unternehmen und Investitionen in soziale Impact-Strategien.

Eine bemerkenswert positive Performance zeigten im internationalen Vergleich nachhaltige US-Aktienportfolios. Diese übertrafen trotz der schwächeren Entwicklung im zweiten Halbjahr größtenteils den MSCI USA Index. Das führen die Metzler-Experten auf eine vorteilhafte Sektoren- und Stilallokation zurück. Wachstumsaktien aus dem Tech-Sektor seien in vielen Strategien überproportional vertreten. Diese schnitten im letzten Jahr besonders stark ab. Zudem wurden die Titel von Nvidia und Meta häufig übergewichtet, wogegen Microsoft untergewichtet wurde. Tech-Größen wie Nvidia und Meta werden von den meisten Experten als ESG-konform gewertet, ungeachtet des hohen Stromverbrauchs, den diese Unternehmen mit ihren Produkten und Anwendungen verursachen.

Feindliches Umfeld

Umstritten ist die ESG-Kennzeichnung in den USA viel mehr aus anderen, politischen Gründen. Metzler AM konstatiert für ESG-Investments in den Vereinigten Staaten mittlerweile ein „teilweise feindliches Umfeld“. Dieses sei durch politische Spaltung, Anti-ESG-Gesetze und wirtschaftliche Bedenken geprägt und dürfte sich mit Trump und einem republikanisch dominierten Kongress noch weiter verschärfen, wie schon der (erneute) Ausstieg aus dem Pariser Klimaabkommen zeigt. Folgerichtig verzeichneten US-ESG-Fonds seit Juli 2023 kontinuierlich Kapitalabflüsse, wogegen nicht nachhaltige Fonds mehr Anlegergelder anziehen konnten. Dennoch konnten US-Fonds ihren Anteil von 11% am globalen Markt für ESG-Fonds halten, weil sich nachhaltige US-Aktien im internationalen Vergleich überdurchschnittlich entwickelten. Den Löwenanteil des Fondvolumens nachhaltiger Fonds macht mit 84,4% aber weiterhin Europa aus. Zumal auch andere Regionen wie Japan und China Kapitalabflüsse aus ESG-Fonds verzeichneten. Die große Dominanz Europas führen die Experten von Metzler AM auf ESG-freundliche Rahmenbedingungen und auf eine ausgeprägte Präferenz institutioneller Anleger für nachhaltige Investments zurück.

Blickt man auf die einzelnen von Metzler AM untersuchten Strategien, so hat sich die Best-in-class-Strategie, die auf hohe ESG-Scores setzt, auch im Jahr 2024 bewährt. Die Überrendite gegenüber den jeweiligen Vergleichsindizes bewegte sich zwischen 2,1 Prozentpunkten in Schwellenländern und 12,1 Prozentpunkten in den USA. Über einen Fünfjahreszeitraum erzielten die US-ESG-Rating-Champions mit 54,6 Prozentpunkten sogar die höchste Outperformance im internationalen Vergleich. Die europäischen ESG-Pendants kamen dagegen nur auf eine Überrendite von 16,4 Prozentpunkten. Hier schlägt die außergewöhnliche Performance der US-Tech-Titel in den vergangenen Jahren voll durch. Zudem weisen Tech-Unternehmen tendenziell höhere ESG-Ratings auf und sind daher in den ESG-Portfolios höher gewichtet als in den Vergleichsindizes. Eine Überrendite bleibt laut Metzler AM aber auch dann, wenn man diesen Effekt aus den Strategieportfolios herausrechnet.

Rüstung schlägt ESG

Bei den Strategieportfolios mit nicht kontroversen Geschäftsaktivitäten blieben diese in Europa und in den Schwellenländern hinter ihren Vergleichsindizes zurück. Den Grund dafür sieht Metzler AM in der Hausse bei Rüstungsaktien, die bei den ESG-Produkten ausgeschlossen waren.

Bei den Impact-Strategien mit Sozial-Fokus dominieren Unternehmen aus dem Basiskonsumsektor und Gesundheitsunternehmen und auch diese konnten im Jahr 2024 ihre Vergleichsindizes nicht outperformen, weil beide Sektoren 2024 nicht gerade zu den Favoriten der Anleger zählten. Bei den ökologischen Impact-Portfolios fallen die riesigen Performanceunterschiede ins Auge: Die Strategieportfolios in den USA konnten ihre Vergleichsindizes mit 61,3 Prozentpunkten deutlich outperformen. Dagegen zeigten die ESG-Portfolios in Europa (-5,4 Prozentpunkte) und den Schwellenländern (-25,5%) eine schlechtere Wertentwicklung als ihre Vergleichsindizes. Metzler AM erklärt das mit der unterschiedlichen Sektorzusammensetzung der Portfolios. In Europa sorgten Titel aus den Bereichen Versorger, Industrie und Immobilien für das schwache Abschneiden im letzten Jahr. In den USA wirkten Chip-Produzenten und E-Mobilitäts-Aktien 2024 dagegen als ein kräftiger Renditeturbo.

Heterogenes Bild

Auch bei der vierten und letzten von Metzler AM untersuchten Strategie, der 1,5 Grad-konformen Ausrichtung von Portfolios, zeigen die Ergebnisse ein heterogenes Bild. In den Schwellenländern erreichten die Strategieportfolios eine Outperformance von 16.8 Prozentpunkten, in den USA blieben sie 6,8 Prozentpunkte hinter ihren Vergleichsindizes zurück.

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