DZ Bank erwartet Dax-Anstieg auf 26.000 Punkte
DZ Bank erwartet Dax-Anstieg auf 26.000 Punkte
Staatliches Finanzpaket wird als „Game-Changer“ bewertet – Viele Analysten sind zuversichtlich für europäische Dividendentitel
wrü Frankfurt
Das deutsche Finanzpaket und die europäischen Pakete werden als positiv für deutsche und europäische Aktien beurteilt. Die DZ Bank prognostiziert bis Ende des Jahres einen Anstieg des Dax bis auf 26.000 Punkte. Auch Fondsmanager Peter E. Huber und Apobank-CIO Reinhard Pfingsten favorisieren europäische Aktien.
Wir erleben aktuell historische Zeiten! Denn Deutschland und Europa bewegen sich und wollen verstärkt Gelder in Verteidigung und Infrastruktur investieren. Nun haben sich in Deutschland auch die Union, SPD und Grüne über das umfangreiche Finanzpaket geeinigt. Die meisten Analysten und Strategen beurteilen die staatlichen Investitionspakete und weniger Regulierung sowie einen insgesamt wirtschaftsfreundlicheren Kurs für Europa als positiv für Europas Aktienmärkte. Allerdings wird eine zunehmende Verschuldung, in Deutschland und in Europa insgesamt, als negativ für das lange Ende von Bundesanleihen gesehen.
„Viel hilft viel“, stellt die DZ Bank in ihrem Prognose-Update für europäische Aktien heraus. Durch die Investitionspakete und eine zu erkennende wirtschaftsfreundliche Gangart in der EU würden die Weichen neu gestellt. Marktstratege Sören Hettler spricht von einem „Game-Changer“ und verweist auf die Entschlossenheit in Brüssel und Berlin, die Karten neu zu mischen. Vor diesem Hintergrund hat die DZ Bank ihre Prognose für den Dax zum Ende des Jahres von 21.500 auf 26.000 Punkte erhöht. Zur Jahresmitte erwartet das Institut den Dax bei 24.000 Zählern. Den Euro Stoxx 50 erwarten die Analysten bei 6.000 statt zuvor 5.200 Punkten.
Gewinnerwartungen positiv
Die US-Importzölle und weitere Drohungen sowie die Unberechenbarkeit der USA sorgten zwar immer wieder für Verunsicherung. Dies dürfte nach Meinung der DZ Bank zwar immer wieder Rückschläge bei Dax und Euro Stoxx 50 nach sich ziehen. „Allerdings haben die europäischen Unternehmen gute Chancen, nachhaltig von den staatlichen Investitionen und verbesserten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zu profitieren“, sagt Hettler. „Ein erstes Indiz hierfür sind die marktseitig vorherrschenden Gewinnerwartungen je Aktie, die sich für das laufende Jahr stabilisiert und für die beiden Folgenjahre vor allem beim deutschen Leitindex sogar leicht gen Norden entwickelt haben.“

Darüber hinaus sei davon auszugehen, dass sich das Sentiment an den Finanzmärkten spürbar aufhelle und es zu einer Aufbruchstimmung komme. „Dies würde tendenziell Bewertungsniveaus oberhalb langfristiger Durchschnitte ermöglichen, wie es derzeit beispielsweise beim Kurs-Gewinn-, dem Kurs-Buchwert- oder auch dem Kurs-Cashflow-Verhältnis der Fall ist“, erklärt Hettler.

Nach Meinung der DZ Bank dürften deutsche Aktien in der Breite von diesem „Game-Changer“ profitieren: „Vor allem kleinere und konjunktursensitive Titel, darunter auch Vertreter aus MDax und SDax, sollten dabei im Fokus stehen.“ Hoffnungen auf positive Konjunkturimpulse dürften sich laut Hettler europäische Aktienunternehmen aus dem Verteidigungsbereich ebenso machen wie in Deutschland aktive Konzerne aus dem Bausektor. Zudem würden Unternehmen aus dem Investitionsgüter- und dem Technologiebereich von der Erneuerung der physischen und digitalen Infrastruktur profitieren. Indirekte Unterstützung von den geänderten Rahmenbedingungen würde auch die Finanzbranche, also europäische Banken und Versicherer, erfahren.
Wendepunkt für Märkte
„Deutschland hat mit seinem ehrgeizigen Plan zur Erhöhung der Staatsausgaben und zur Aufhebung der Schuldenbremse für eine große Überraschung gesorgt – in unseren Augen eine fiskalische Bazooka, die nach der Einigung zwischen CDU, SPD und Grünen nun zünden kann“, sagt Benoit Anne, Anleiheexperte bei MFS Investment Management. „Wir stufen die Initiative als ein positives Signal für risikobehaftete Anlagen in Europa ein, dessen potenzielle Auswirkungen auf die Wirtschaft nicht zu unterschätzen sind: Das deutsche Finanzpaket könnte für die Finanzmärkte weltweit einen Wendepunkt darstellen. Es dürfte die Zinsen, die Währungsverhältnisse und die Asset-Allokation verändern – und Europa kann insbesondere vom letzten Punkt profitieren.“
Es sei durchaus möglich, dass das bisherige Marktumfeld im Zeichen des starken Dollar nun vor einer ernsthaften Herausforderung stehe. „Plötzlich sehen europäische Vermögenswerte viel attraktiver aus, wozu auch ein wieder stärkerer Euro beiträgt“, erklärt Anne. „Anleger haben jetzt eine große Europa-FOMO – die Angst, auf dem alten Kontinent etwas zu verpassen!“
Dividendentitel profitieren
Fondsmanager Peter E. Huber stellt einen „Melt-up-Boom“ aufgrund der Schulden für europäische Aktien und Gold fest. Dividendenpapiere und Edelmetalle dürften auf mittlere bis längere Sicht enorm von dieser Entwicklung bei den Staatsschulden profitieren und werden, so Huber, deutlich höher notieren.
„Europäische Aktien könnten davon profitieren, dass sie in den vorigen 25 Jahren gegenüber ihren amerikanischen Pendants massiv zurückgeblieben sind“, erklärt Huber. So habe der Euro Stoxx 50 gerade einmal wieder den Stand von 5.500 Punkten aus dem Jahr 2000 erreicht. „Ein Vierteljahrhundert ohne Wertzuwachs wird der Tatsache nicht gerecht, dass auch viele europäische Unternehmen ihre Wertschöpfung deutlich verbessert haben und damit heute deutlich unterbewertet sind.“
EZB senkt weiter
„Wir sehen auf absehbare Zeit mehr Potenzial in europäischen Aktien“, erklärt auch Reinhard Pfingsten, Chief Investment Officer (CIO) der Apobank. „Die lockere Geldpolitik wird weitergehen: Wir erwarten, dass die EZB den Leitzins bis zum Jahresende auf 1,5% senken wird.“ Beim Thema USA gegenüber Europa werde man eine Neubewertung europäischer Aktien sehen.
US-Aktien sind laut Pfingsten mit einem Shiller-KGV von rund 37 noch immer hoch bewertet. Bei den Magnificent 7 sei die Korrektur daher wahrscheinlich noch nicht vorbei. In Europa ist der CIO vor allem für Nebenwerte positiv gestimmt. In der Politik passiere derzeit in Europa wirklich viel, und Nebenwerte würden besonders von der Deregulierung und der Stärkung des Binnenmarkts profitieren. Auch seien Small Caps derzeit deutlich attraktiver bewertet als die Large Caps.