Geplatzte Übernahme lässt Evotec-Aktie abstürzen
Finanzmärkte
Geplatzte Übernahme lässt Evotec abstürzen
Leitindex verbucht Gewinne – Immobilientitel gefragt – Goldpreis steigt
tom Frankfurt
Der deutsche Leitindex hat sich mit Gewinnen ins Wochenende verabschiedet. Zum Handelsschluss notierte das Börsenbarometer 0,9% höher bei 19.323 Zählern. Damit bleibt der Dax deutlich über der runden 19.000er-Marke, die er im Wochenverlauf zeitweise unterschritten hatte. Auch der MDax konnte am Freitag zulegen.
Gleichwohl bleibt die Lage an den Börsen fragil. Anleger sorgen sich um eine Eskalation im Ukraine-Krieg. Dazu kommt die politische Unsicherheit in Deutschland und Frankreich sowie die Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten. „Man fährt nur noch auf Sicht“, sagte Cyrus de la Rubia, Chefvolkswirt der Hamburg Commercial Bank. Zudem hat sich die Unternehmensstimmung im Euroraum im November unerwartet eingetrübt. Der Einkaufsmanagerindex sank überraschend um 1,9 auf 48,1 Punkte und damit wieder unter die Wachstumsschwelle von 50 Zählern. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten mit einem unveränderten Wert von 50 Punkten gerechnet. Besonders deutlich trübte sich die Stimmung im Dienstleistungssektor ein.
Zinssenkungsfantasien leben auf
Zumindest fachten die enttäuschenden Konjunkturdaten die Zinssenkungsfantasien wieder an. „Die Märkte reagieren, weil sie meinen, die EZB müsse mehr tun“, sagte Frederik Ducrozet von Pictet Wealth Management. Am Anleihemarkt ging in Erwartung einer weiteren geldpolitischen Lockerung der Europäischen Zentralbank vor allem der Zins kürzer laufender Staatspapiere in die Knie. Die Rendite der zweijährigen deutschen Bonds fiel mit 1,979% auf den tiefsten Stand seit Dezember 2022. Am Geldmarkt wird die Wahrscheinlichkeit für eine Zinssenkung um 50 Basispunkte bei der EZB-Sitzung im Dezember nun auf über 50% taxiert. Vor der Veröffentlichung der Einkaufsmanagerindizes hatte die Wahrscheinlichkeit dafür noch bei 20% gelegen. Der Euro fiel um bis zu 1,3% auf ein Zweijahrestief von 1,0333 Dollar.
Profiteur der Zinssenkungsfantasien waren am Freitag Immobilienwerte. Im Dax gehörten Vonovia zu den größten Gewinnern, im MDax legten LEG, TAG Immobilien und Aroundtown deutlich zu. Dagegen mussten Banken-Titel wie die der Deutschen Bank und der Commerzbank Abschläge hinnehmen. Die Aussicht auf fallende Zinsen und die Furcht vor Kreditausfällen sorgten hier für Abverkäufe. Unter den Gewinnern des Tages war im Leitindex auch der Chemikalienhändler Brenntag. Nach einer Kaufempfehlung der Berenberg Bank gewannen die Anteile knapp 5%.
Bitcoin bleibt unter 100.000-Dollar-Marke
Im SDax musste der Wirkstoffforscher Evotec nach dem Bekanntwerden eines zurückgezogenen Übernahmeangebots zweistellige Verluste hinnehmen. Das US-Unternehmen Halozyme will sich den Konzern nun doch nicht mehr einverleiben. Halozyme-Chefin Helen Torley zieht damit Konsequenzen aus dem Desinteresse der Hamburger. Dagegen trieb ein beschlossenes Aktienrückkaufprogramm PVA Tepla an. Die Papiere des Technologieunternehmens gewannen zeitweise knapp 16%. Im Aufwind war auch weiterhin die Aktie von Auto1. Bis März war es für die Titel zunächst ordentlich abwärts gegangen bis auf das Rekordtief bei 3,27 Euro. Dann hatte sich das Blatt für die Anleger des Online-Gebrauchtwagenhändlers gewendet. Die Aktie notiert inzwischen fast dreieinhalbmal so hoch. Der Gewinn von über 72% macht Auto1 in diesem Jahr zur drittbesten SDax-Aktie.
Am Rohstoffmarkt verteuerte sich Gold um bis zu 1,5% auf 2.709 Dollar je Feinunze. Damit rückt der Rekordstand bei 2.790,15 Dollar wieder näher. Eher enttäuschend fiel der Handelstag für Bitcoin-Anleger aus. Nach einem erneuten Anlauf auf die 100.000-Dollar-Marke rutschte die Cyber-Devise wieder unter 99.000 Dollar. In der Nacht zuvor war sie noch auf ein Rekordhoch von 99.525,18 Dollar gestiegen. Seit der Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten Anfang November hat der Bitcoin-Kurs rund 40% zugelegt.