Goldnachfrage sackt im ersten Halbjahr ab
xaw Frankfurt
Die globale Goldnachfrage ist im ersten Halbjahr 2021 gegenüber dem Vorjahr um 10% abgesackt. Ihr Volumen belief sich zwischen Januar und Juni auf 1833,1 Tonnen, wie die Lobbyorganisation World Gold Council (WGC) berichtet – das stabile zweite Quartal habe dabei nicht ausgereicht, um die Abflüsse in den ersten drei Jahresmonaten aufzufangen.
In diesen war es infolge steigender Anleiherenditen und eines festeren Dollar insbesondere bei Gold-ETFs zu einem Rückzug der Investoren gekommen, im zweiten Quartal folgten moderate Nettomittelzuflüsse im Umfang von 40,7 Tonnen. Für das gesamte erste Halbjahr ergaben sich damit zum ersten Mal seit 2014 Nettoabflüsse, deren Volumen sich auf 129,3 Tonnen belief. „Die Nachfrage hat sich angesichts der Inflationsanstiege zuletzt wieder etwas erholt“, sagt Louise Street, Senior Markets Analyst beim WGC. Schließlich kreise die Diskussion an den Märkten um die Frage, ob es dauerhaft zu einer höheren Teuerung kommen könnte.
Derweil habe die Schmucknachfrage ihren Aufwärtstrend im Zuge der Erholung von der Pandemie fortgesetzt. „In China haben die in Reaktion auf die Pandemie beschlossenen Konsumstimuli sich auch in einer höheren Nachfrage im Schmucksektor niedergeschlagen“, sagt Street. Die Volksrepublik und Indien seien die Schlüsselmärkte für physisches Gold. Während die Entwicklung in China robust sei, bereite die Corona-Situation in Indien noch Sorgen. Deshalb geht der WGC auch davon aus, dass die Schmucknachfrage zum Jahresende unter langjährigen Durchschnittswerten liegen wird.
Bei der Nachfrage nach Barren und Münzen habe das Umfeld niedriger bis negativer Zinsen im Zusammenspiel mit den Inflationsanstiegen ebenfalls für Auftrieb gesorgt. Sie legte im zweiten Quartal zum vierten Mal in Folge gegenüber dem Vorjahr zu. Das im ersten Halbjahr erreichte Volumen von 594 Tonnen bedeutet den höchsten Wert seit 2013. Dabei hätten auch die niedrigeren Preisniveaus Investoren angezogen. Schließlich liegt die Goldnotierung bei knapp 1800 Dollar pro Feinunze und damit deutlich unter den vor einem Jahr erreichten Werten.
Eine weitere Stütze für die Nachfrage sind laut Street die Zentralbanken, deren globale Reserven im zweiten Quartal um 199,9 Tonnen zugelegt hätten. Für das erste Halbjahr habe sich das Volumen der Zukäufe auf 333,2 Tonnen belaufen, dieser Wert liege 29% über dem zehnjährigen Durchschnitt. „Die Notenbanken allokieren Gold verstärkt aufgrund seines Wertes als Diversifikationsmöglichkeit sowie sicheres und liquides Asset in Krisenzeiten“, sagt Street. Eine im Juni veröffentlichte Umfrage des WGC zeige, dass Zentralbanken ihre Goldvorräte in Zukunft noch ausbauen wollten.