Gute Chancen auf eine Fortsetzung der Rekordfahrt
Von Dieter Kuckelkorn, Frankfurt
In der gerade beendeten Handelswoche haben viele der großen Aktienindizes Rekordstände markiert, unter anderem der amerikanische Benchmark-Index S&P 500 und der Dax. Ein Ende der Rekordfahrt ist derzeit noch nicht abzusehen.
Zwar warnt Analyst Christian Kahler von der DZ Bank, langfristig könnten sich steigende Zinsen negativ auf die Aktienkurse auswirken, da festverzinsliche Wertpapiere wieder attraktiver würden und in Konkurrenz zu Aktien träten. Zunächst aber seien es die guten Gewinnaussichten, die an der Börse zählten. Und diese seien für die Jahre 2021 und 2022, in denen die Weltwirtschaft das stärkste Wachstum seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs verzeichnen werde, hervorragend. Insofern sei es kein Wunder, dass die Aktienmärkte boomten, statt sich vor potenziellen Störenfrieden zu fürchten.
Hinzu kommt als entscheidender Faktor die Flutung der Finanzmärkte durch die Liquidität der Notenbanken, wobei kein Ende der ultralockeren Geldpolitik in Sicht ist. Zumindest betonen die Notenbanker diesseits und jenseits des Atlantiks gebetsmühlenartig, dass sie den geldpolitischen Kurs noch lange halten werden. Aber letztlich hält sich auch der Schrecken – moderat – steigender Zinsen in sehr engen Grenzen. Am US-Kapitalmarkt wurde zwischenzeitlich zwar bereits eine erste Leitzinsanhebung durch die US-Notenbank Federal Reserve im vierten Quartal 2022 eingepreist. Gleichzeitig hat der S&P 500 genau in diesem Umfeld, nämlich am Donnerstag, sein Rekordhoch erreicht.
Allerdings merkt Analyst Kahler an, die Aktienkurse seien in den vergangenen Monaten schneller gestiegen als von der DZBank erwartet. Die Prognosen für den Dax und den Euro Stoxx 50, die das Finanzinstitut vor wenigen Wochen auf 15000 bzw. 3800 Punkte angehoben habe, seien inzwischen erreicht worden.
Inzwischen hat sich auch die Sektorrotation weg von den Technologiewerten hin zu konjunktursensiblen Aktien insofern relativiert, als auch die Kurse der Technologiewerte wieder steigen. Hinsichtlich der zyklischen Werte merkt Kahler an, dass einige dieser Aktien jetzt höher stünden als im Februar 2020, also vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie. „Ob die Euphorie die Kurse dieser Aktien noch weiter tragen wird, bleibt abzuwarten“, mahnt er. Die DZBank sei noch nicht bereit, die Börsenprognosen erneut anzuheben, da die Erwartungen für das Gewinnwachstum der Unternehmen bereits sehr optimistisch und Risiken zweifellos vorhanden seien.
In der neuen Woche stehen nur wenige wichtige Konjunkturdaten auf dem Programm, so am Dienstag der ZEW-Konjunkturindikator und die US-Verbraucherpreise. Dafür gibt es aber eine Reihe von Daten aus der zweiten Reihe wie Einzelhandelsumsätze und Industrieproduktion für die Eurozone sowie die USA, die zumindest dazu beitragen dürften, das allgemeine Bild abzurunden.