Hongkongs Debütanten enttäuschen
nh Schanghai
Das mit Spannung erwartete Hongkonger Handelsdebüt des chinesischen Batteriematerialienherstellers Tianqi Lithium sorgt für Ernüchterung. Die mit Vorschusslorbeeren bedachte Gesellschaft hatte ihr Zweitlisting mit einer unerwartet kräftigen Kapitalaufnahme in Höhe von 1,7 Mrd. Dollar unterfüttern und die Titel am oberen Rand der Emissionsspanne platzieren können. Die Erstnotiz am Mittwoch brachte allerdings zunächst eine kalte Dusche. So eröffnete die Aktie bei 74,5 HK-Dollar gut 9% unter Emissionspreis und fiel in der Spitze um 11% zurück. Im weiteren Handelsverlauf kam es dann zu einer positiven Wende, die zum Schlussgong eine Rückkehr der Notiz auf Höhe des Emissionspreises brachte.
Die zunächst schwache Entwicklung von Tianqi Lithium beim Hongkong-Debüt ist insofern auf einen Sonderfaktor zurückzuführen, als die primär auf dem chinesischen Festland an der Börse Shenzhen gelisteten Aktien zu Wochenbeginn auf Talfahrt gingen, nachdem prominente Investorenstimmen den Titel als überbewertet bezeichnet hatten. Die Kurszuwächse der vergangenen Monate hätten den gewaltigen Anstieg der Weltmarktpreise für Lithium, das vor allem für Elektroautobatterien benötigt wird, bereits vorweggenommen.
Davon abgesehen gibt es wenig Anzeichen dafür, dass die größte Hongkonger Neuemission seit über einem Jahr für Aufbruchstimmung am Primärmarkt der chinesischen Sonderverwaltungszone sorgt.
Neben Tianqi Lithium kamen am Mittwoch drei weitere chinesische Unternehmen aus völlig unterschiedlichen Sektoren mit relativ kleinen Initial Public Offerings in den Handel und wurden alles andere als stürmisch begrüßt. So beendeten die Aktien des Einzelhändlers Miniso Group, des Vermögensverwalters Noah Holding und des Erdgasverteilers Huzhou Gas nach Kursrückgängen von 3%, 4,5% beziehungsweise 7,9% den ersten Tag unter Ausgabepreis. Damit ist praktisch keinem der in diesem Jahr angetretenen Hongkong-Debütanten ein glatter Börsenstart vergönnt gewesen.
Hongkongs Emissionsmarkt ist in der von chinesischen Lockdown-Dramen und Konjunktursorgen geprägten ersten Jahreshälfte fast völlig ausgetrocknet. So erreichte die Kapitalaufnahme über Primär- und Sekundärlistings mit 2,7 Mrd. Dollar weniger als ein Zehntel des im Vorjahreszeitraum markierten Volumens. Dabei belastet insbesondere eine Regulierungskampagne aus Peking den zuvor reichhaltigen Zustrom chinesischer Tech-Firmen an die Hongkonger Börse.