Partners-Group-Experte zu Eltifs: „Die Wahrscheinlichkeit, dass es da Unfälle geben wird, ist hoch“
Im Gespräch: Markus Pimpl
Hohe Wahrscheinlichkeit für Unfälle
Der Co-Head Private Wealth der Partners Group zu dem Hype bei Eltifs und den daraus resultierenden Gefahren
„Die Wahrscheinlichkeit, dass es da Unfälle geben wird, ist hoch“, erklärt Partners-Group-Experte Markus Pimpl zum Hype bei Eltifs. Denn es fehle vielen Assetmanagern am Know-how für Private Equity und Private Markets. Auch bei den Gebühren gelte es Verhältnisse zu wahren, die auch für den Investor vertretbar sind.
Von Werner Rüppel, Frankfurt
Die Assetmanagement-Industrie hat einen neuen Liebling. Er heißt European Long-Term Investment Fund, kurz Eltif, und soll auch Privatanlegern den Zugang zu wenig liquiden Assetklassen wie den Private Markets eröffnen. Der Eltif war hierzulande zunächst wenig erfolgreich. Doch durch die neue Regulierung des Eltif 2.0, die nach Angaben von Scope seit dem 10. Januar angewendet wird, ist der Eltif-Markt richtig ins Laufen gekommen.
Rekord bei Emissionen
In diesem Jahr sind bisher 36 Eltifs auf den Markt gekommen, berichtet Scope per Stichtag 30. September. Damit sei bereits nach drei Quartalen der Rekord aus dem Gesamtjahr 2021 gebrochen, als 27 Produkte emittiert worden seien. „Durch den Eltif 2.0 erhalten jetzt mehr Privatanleger Zugang zu Private Equity“, erklärt Markus Pimpl, Managing Director und Co-Head des Geschäftsbereichs Private Wealth Europe bei der Partners Group, im Gespräch mit der Börsen-Zeitung in Frankfurt. „Gleichzeitig erlaubt Eltif 2.0 knapp die Hälfte der Veranlagung in Aktien und anderen liquiden Investments. Ich sehe darin eine Verwässerung des Privatmarkt-Charakters der Eltifs.“
Die börsennotierte Partners Group ist Spezialist für Private Markets und verfügt nach eigenen Angaben über mehr als 20 Jahre Erfahrung in der Betreuung von Privatvermögen. Sie verwalte mehr als 40 Mrd. Dollar in ihren Private-Wealth-Lösungen. Die Partners Group hat auch bereits mehrere Eltif-konforme Fonds aufgelegt und im Mai einen Private-Equity-Evergreen-Eltif begeben.
„Die Abwicklung ist deutlich einfacher geworden. Eltifs werden jetzt praktisch wie herkömmliche Investmentfonds behandelt“, erläutert Pimpl. „Es werden gerade immer mehr neue Eltifs aufgelegt. Ich befürchte, dass einige der Herausgeber aber mit den Eigenheiten der Privatmärkte, insbesondere in herausfordernden Marktsituationen, nicht vertraut sind.“
Die 36 neuen Eltifs stammen von 31 verschiedenen Anbietern, berichtet Scope. „Bemerkenswert ist die Zahl der Gesellschaften, die erstmals einen Eltif aufgelegt haben: 22 Assetmanager sind 2024 neu in dieses Marktsegment eingetreten.“ Auch dies sei ein neuer Rekord. Zuletzt neu hinzugekommen seien Anbieter wie beispielsweise Allianz GI, Bain Capital, Carlyle, PGIM und UBS AM. Die meisten Neuauflagen in diesem Jahr gehörten zu den Assetklassen Private Equity und Private Debt. Platz 3 nach Zahl der emittierten Eltifs gehe an das Segment Infrastruktur (vergleiche Grafik).
„Die Wahrscheinlichkeit, dass es da Unfälle geben wird, ist hoch“, erklärt Partners-Group-Experte Pimpl. „Es fehlt eben vielen Assetmanagern am Know-how für Private Equity und Private Markets, und den Teams. Um die notwendige Erfahrung aufzubauen, braucht es Jahrzehnte. Wir machen seit mehr als 20 Jahren Private Equity und mussten in dieser Zeit noch nie einen Fonds schließen.“
Interessen sollten gleichgerichtet sein
Auch bei den Gebühren und im Vertrieb gebe es Auswüchse. „Es gilt bei den Gebühren Verhältnisse zu wahren, die vertretbar sind, so dass auch der Investor angemessen von einem Eltif profitiert. Die Interessen sollten da gleichgerichtet sein“, mahnt Pimpl. „Angesichts des Hypes werden manche Eltifs aggressiv durch die Vertriebe verkauft. Doch gilt es immer auch auf die Qualität eines Produkts zu achten. Durch den möglicherweise hohen Anteil an Aktien könnten Produkte die gewünschten Privatmarkteigenschaften wie zum Beispiel die Diversifikation zu Aktienmärkten verlieren.“
Wichtig sei die Expertise. „Wir steigen in etablierte Unternehmen ein, die wir aktiv weiterentwickeln“, sagt Pimpl. „Techem haben wir zum Beispiel in der Unternehmensentwicklung so weitergebracht, dass wir das eingesetzte Kapital verdoppeln konnten.“
Kooperationen immer wichtiger
Die Privatmärkte würden immer wichtiger. „Denn die Zahl der börsennotierten Gesellschaften geht in den USA und weltweit aufgrund der zunehmenden Regulierung immer mehr zurück“, erläutert der Partners-Group-Experte. „Bei Private Equity und bei Eltifs werden Koopera-
tionen immer wichtiger. Denn vielen Assetmanagern fehlt eben das Know-how für Private Equity. Auch wir sprechen aktuell mit mehreren Adressen über Kooperationen.“