Im Stimmungstief
Von Christopher Kalbhenn,
Frankfurt
In der abgelaufenen Woche ist die Stimmung an den Finanzmärkten auf ein neues Tief gesunken. Die Rezessionssorgen haben reichlich weitere Nahrung erhalten. So verstärken sich die Befürchtungen über eine schwere Wirtschaftskrise in Europa, ausgelöst durch einen möglichen Gaslieferstopp Russlands. Auch die Sorgen über die Lieferketten reißen angesichts drohender umfangreicherer Covid-Restriktionen in China nicht ab. Hauptsorge ist, dass die Zentralbanken angesichts der sehr hohen Inflation immer stärker aufs Bremspedal treten und damit eine Rezession auslösen. Nachdem die US-Inflationsdaten erneut schockierend hoch ausgefallen sind, gehen einige Experten nun davon aus, dass die Fed dem Beispiel der Bank of Canada folgen wird und ihren Leitsatz um einen Prozentpunkt hochschraubt.
Die Verunsicherung war an vielen Ecken zu spüren, so etwa beim Euro, der am Donnerstag nach mehrtägiger Verteidigung der 1-Dollar-Schwelle dann doch die Null vor dem Komma erhielt. An diesem Tag sank auch der Dax bis unter 12450 Punkte und damit bis in die Nähe des Jahrestiefs vom 5. Juli. Vielleicht am bemerkenswertesten – und vor allem symptomatisch – war der Einbruch der Ölpreise. Zu Wochenbeginn noch knapp unter 108 Dollar, sackten sie am Donnerstag bis auf rund 95 Dollar ab. Erneute Warnungen aus Moskau, dass eine Kappung der Preise für Öl aus Russland zu einer Preisexplosion führen könnte, verhallten angesichts der Rezessionsangst wirkungslos.
Auch in der neuen Woche könnten die Aktienmärkte, die sich am Freitag erholt haben, wieder unter Druck geraten. Spannend wird es am Donnerstag. An diesem Tag wird nicht nur die Europäische Zentralbank tagen und ihre erste Leitzinsanhebung verkünden, sondern es soll auch die Wartung der Gaspipeline Nord Stream 1 enden. Werden die Gaslieferungen über die Pipeline nicht wieder aufgenommen, dürften sich die Befürchtungen über eine schwere Wirtschaftskrise verstärken.
Fehlstart
Zudem gewinnt die Berichtssaison an Fahrt. Experten gehen davon aus, dass die Saison zu einem Rückgang der bislang recht stabilen Gewinnprognosen der Analysten führet und damit die Aktienmärkte belastet. In der abgelaufenen Woche legte die Berichtssaison mit den Zahlenvorlagen von US-Banken einen Fehlstart hin. Im Inland konnte BASF zwar positiv überraschen, angesichts der negativen Aussichten unter anderem durch die hohen Energiekosten und einen drohenden Gaslieferstopp ein schwacher Trost. Die UBS hat denn auch einige europäische Chemieaktien in einer rund 190 starken Branchenstudie zurückgestuft und für sehr viele Firmen die Kursziele gesenkt. Betroffen war auch BASF, die auf „Sell“ zurückgestuft wurde.
Am Montag legen mit Bank of America und Goldman Sachs zwei weitere US-Institute ihre Zahlen vor. Aus der derzeit im Fokus stehenden europäischen Chemiebranche berichtet am Mittwoch Akzo Nobel. Weitere prominente Unternehmen, die Zahlen vorlegen, sind unter anderem IBM am Montag, Novartis am Dienstag, Tesla am Mittwoch und SAP am Donnerstag.