Finanzmärkte

Inflation zwingt Dax in die Knie

Der deutsche Leitindex musste am Mittwoch deutliche Abschläge hinnehmen. Unter Druck standen besonders Chip-Werte. Auch die Aktie eines Leasingspezialisten stürzte böse ab. Der Goldpreis setzt seine Rekordjagd fort.

Inflation zwingt Dax in die Knie

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Inflation zwingt Dax in die Knie

Chip-Titel nach AMD-Zahlen schwächer – Grenke-Aktie stürzt ab – Rekord beim Gold

tom Frankfurt

Der deutsche Leitindex hat am Mittwoch kräftig Federn gelassen. Nachdem eine unerwartet hohe Inflation in Deutschland die Zinssenkungshoffnungen in sich zusammenschrumpfen ließ, fiel das Börsenbarometer auf den niedrigsten Stand seit rund drei Wochen. Aus dem Handel ging der Dax mit einem Minus von 1,1% bei 19.257 Zählern. Das Allzeithoch bei 19.675 Punkten gerät damit allmählich etwas aus dem Blick. Auch MDax und Euro Stoxx 50 mussten Verluste hinnehmen.

Die Inflation in Deutschland ist im Oktober um durchschnittlich 2,0% im Vergleich zum Vorjahresmonat gestiegen, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten nur mit einer Teuerungsrate von 1,8% gerechnet. Im September war sie mit 1,6% noch auf den tiefsten Stand seit rund dreieinhalb Jahren gesunken. Für eine positive Überraschung sorgte am Mittwoch die gewachsene deutsche Wirtschaft. Das BIP legte von Juli bis September wegen höherer Konsumausgaben um 0,2% im Vergleich zum Vorquartal zu, statt wie von Ökonomen erwartet um 0,1% zu schrumpfen.

Bilanzen mit Licht und Schatten

Die am Mittwoch präsentierten Quartalszahlen hinterließen ein gemischtes Bild, dies wie jenseits des Atlantiks. So fielen die Quartalszahlen der Google-Mutter Alphabet am Dienstagabend für Experten überzeugend aus. Dagegen enttäuschte der Chipkonzern AMD mit seinem Ausblick. In der Folge standen Halbleiterwerte auch hierzulande unter Druck: Die Aktie von Infineon notierte am Dax-Ende am Nachmittag knapp 3% tiefer. Süss Microtec und Elmos Semiconductor mussten am SDax-Ende sogar noch deutlichere Abschläge hinnehmen. In Paris fielen die Papiere des französischen IT-Beraters Cap Gemini nach einer gekappten Umsatzprognose ebenfalls. Dagegen zog in den Niederlanden die Aktie des Halbleiterkonzerns ASM International (ASMI) zeitweise um über 5% an.

Noch stärker im Fokus als die Chipbranche war in Deutschland allerdings die Automobilindustrie und hierbei besonders Volkswagen. Die Wolfsburger zählten nach ihren Quartalszahlen zu den wenigen Gewinnern im Dax. Dabei meldete der Autobauer einen Gewinnrückgang von satten 42% im dritten Quartal. Gleichzeitig drohen die Beschäftigten mit Streiks, falls das Management nicht von den geplanten Fabrikschließungen Abstand nimmt. Anleger hatten dies aber offensichtlich schon eingepreist. Seit Jahresbeginn hat die VW-Aktie gut ein Fünftel eingebüßt.

Grenke-Aktie stürzt ab

Im SDax brach die Aktie von Grenke um über 25% ein, nachdem der Leasingfinanzierer wegen steigender Zahlungsausfälle seine Ziele drastisch zusammenstreichen musste. Die Papiere fielen auf den tiefsten Stand seit mehr als zwei Jahren. Ein Händler sprach in einer ersten Reaktion von einer heftigen Gewinnwarnung und fürchtet deutlich sinkende Konsensschätzungen für 2024 und die Folgejahre.

Dagegen konnte Kion im MDax Anleger mit seinen Quartalszahlen überzeugen. Die Papiere des Staplerherstellers und Lagertechnik-Spezialisten notierten am Nachmittag über 8% höher. Jefferies-Analyst Lucas Ferhani sprach von einem insgesamt ordentlichen Quartalsbericht.

Eli Lilly schockt mit Gewinnwarnung

Deutliche Abschläge mussten die erfolgsverwöhnten Aktionäre von Eli Lilly hinnehmen. Der US-Biopharmakonzern schockte den Markt mit einer Gewinnwarnung. Das Papier sackte noch vor dem US-Handelsstart um über 8% ab. In Kopenhagen gerieten Novo Nordisk ebenfalls deutlich unter Druck und büßten zeitweise über 4% ein. Die Verluste der Aktie schrumpften im Handelsverlauf allerdings noch deutlich. Die beiden Pharmakonzerne liefern sich seit geraumer Zeit ein Kopf-an-Kopf-Rennen um den boomenden Milliardenmarkt für Medikamente gegen Fettleibigkeit.

Unterdessen setzt der Goldpreis seinen Höhenflug fort. Die Feinunze des als sicherer Hafen geltenden Edelmetalls verteuerte sich um bis zu 0,5% auf ein Rekordhoch von 2.789,73 Dollar.