Devisenmarkt

Intervention treibt Lira nur kurzfristig

Eine Devisenmarktintervention hat die türkische Lira am Mittwoch vorübergehend stark angetrieben. Allerdings gab die Valuta große Teile ihrer Gewinne im Anschluss wieder ab.

Intervention treibt Lira nur kurzfristig

xaw Frankfurt

Eine Devisenmarktintervention der türkischen Notenbank hat bei der Lira am Mittwoch nur begrenzte Wirkung gezeigt. Der Dollar gab zeitweise auf 12,42 Lira nach, gegenüber dem Referenzkurs vom Vortag bedeutete dies einen Rückgang um 7,8%. Anschließend gab die türkische Valuta allerdings große Teile ihrer Gewinne wieder ab, am Abend notierte der Dollar zu 13,20 Lira und damit lediglich noch 2% unter dem Vortagesniveau.

Die Zentralbank griff zum ersten Mal seit sieben Jahren direkt in den Devisenmarkt ein, indem sie Fremdwährungen, darunter auch Dollar-Reserven, veräußerte. Gemäß einer Verlautbarung wollte sie damit gegen „ungesunde Preisformationen bei den Wechselkursen“ vorgehen. Die Notenbank nannte keine konkreten Zahlen bezüglich der Verkäufe, Insider bezifferten das Volumen aber auf rund 1 Mrd. Dollar. In den vergangenen Jahren hatten die Währungshüter Interventionen stets diskret über große Staatsbanken abwickeln lassen. Der vorherige direkte Eingriff im Jahr 2014 hatte ebenfalls nicht zu einer Stabilisierung der Lira beigetragen. Weniger als eine Woche später musste die Notenbank ihren Leitsatz in einer Notfallsitzung auf damals 10% verdoppeln.

Marktteilnehmer deuteten die nun erfolgte direkte Intervention als klares Signal dafür, dass die seit Monaten anhaltende Talfahrt der Lira die geldpolitischen Entscheidungsträger in Sorge versetzt. Am Dienstag war die Valuta abermals auf ein Rekordtief abgestürzt, zeitweise hatte der Dollar zu 14 Lira notiert.

Ökonomen verweisen darauf, dass weitere Interventionen am Devisenmarkt die Reserven der Notenbank innerhalb kürzester Zeit aufbrauchen könnten. Dennoch hält Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan an seiner Abneigung gegen restriktivere geldpolitische Maßnahmen fest. So bekräftigte er in einer Fernsehansprache erneut seine Vorstellung, dass hohe Zinsen die heimische Produktion zerstörten und eine strukturelle Inflation durch höhere Fertigungskosten verursachten.

Seit September hat die Notenbank den Leitsatz auf Betreiben Erdogans um insgesamt mehr als 400 Basispunkte gesenkt, obwohl Beobachter dieses Vorgehen als irrational und gefährlich kritisieren. „Auf eine Kehrtwende Erdogans hat wohl sowieso kaum jemand gesetzt“, kommentieren die Analysten der Commerzbank die jüngste Rede des Staatspräsidenten. Nun werde aber auch eine Kehrtwende der Zentralbank noch unwahrscheinlicher als bisher. Die nächste Zinssitzung der Notenbank ist für den 16. Dezember anberaumt.

Analysten betonen, dass sich Importe infolge der Lira-Talfahrt verteuern, was die Inflation verschärfen und ausländische Investoren ab­schrecken dürfte. Damit werde es zunehmend schwierig, wirtschaftliches Wachstum zu finanzieren.

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