Kaisa wird zum Sorgenkind
nh Schanghai
An Chinas Finanzmärkten wächst die Sorge um Pleitegefahren bei hoch verschuldeten Immobilienentwicklern und heizt den Sell-off bei hochverzinslichen Dollaranleihen chinesischer Emittenten an. Unter besonderem Druck steht die Immobilienfirma Kaisa, deren Dollarbonds in der ersten Novemberwoche dramatisch abgestürzt sind und jetzt bereits unter der Hälfte ihres Nominalwerts notieren.
Besonders angespannt ist die Situation bei einer am 7. Dezember zur Tilgung anstehenden Dollaranleihe mit 6,5% Kuponverzinsung. Hierfür muss Kaisa 400 Mill. Dollar aufbringen, während zuvor am 11. November Kuponzahlungen über 59 Mill. Dollar anstehen. Parallel dazu hat die in Hongkong notierte Aktie von Kaisa ihre Talfahrt fortgesetzt und ein Allzeittief markiert. Am Freitag wurden die Titel vom Handel ausgesetzt.
Zunehmend wird deutlich, dass neben Evergrande auch andere chinesische Immobilienentwickler über die Ausgabe von hochverzinslichen Investmentprodukten an Retailanleger eine außerbilanzielle Finanzierungsquelle angezapft haben, die es Gläubigern erschwert, die tatsächliche Zahlungstragfähigkeit beziehungsweise das Ausmaß der kurzfristigen Zahlungsverpflichtungen einzuschätzen. Im Oktober hatte Kaisa die üblichen Treffen mit Bondinvestoren zur Erörterung der Finanzsituation und Schuldentragfähigkeit absagen lassen.
Wachsende Default-Gefahr
Kaisa hatte am Donnerstag eingeräumt, dass sie Zahlungsverpflichtungen auf die von ihr garantierten Retailinvestmentprodukte nicht erfüllen konnte und sich unter einem „noch nie dagewesenen Liquiditätsdruck“ befindet. Damit verbindet sich eine wachsende Default-Gefahr am Dollarbondmarkt. Zuvor hatte Evergrande im September Rückzahlungen auf Schuldtitel gegenüber Privatanlegern versäumt. Der Konzern wurde von der Lokalregierung am Hauptsitz in Shenzhen unter Druck gesetzt, seinen Verpflichtungen gegenüber Retailkunden prioritär nachzukommen. Nun steckt die ebenfalls in Shenzhen ansässige Kaisa in einer vergleichbaren Situation.
Nach Informationen der Tageszeitung „South China Morning Post“ steht Kaisa in Verhandlungen mit der Stadtregierung, um insgesamt 18 Immobilienprojekte vor Ort zu auktionieren. Dem Vernehmen nach werden die zum Verkauf gestellten Aktiva auf einen Wert von 82 Mrd. Yuan (rund 11 Mrd. Euro) taxiert und sollen binnen der nächsten zwölf Monate sukzessive geeignete Käufer finden. Damit könnte es Kaisa besser gelingen, im kommenden Jahr anstehenden Verpflichtungen gegenüber Dollarbondinvestoren nachzukommen und einem Default zu entgehen.
In der zweiten Novemberwoche dürfte auch Evergrande wegen neuer Zahlungstermine auf Dollarbonds in den Fokus der Marktteilnehmer rücken. Bereits am Samstag stehen Kuponzahlungen für Anleihen einer Konzerneinheit über insgesamt 182 Mill. Dollar an, wobei allerdings eine 30-tägige Nachreichfrist gilt.
Im September und Oktober hatte Evergrande mehrfach reguläre Termine für den Kupondienst zunächst verstreichen lassen, um dann allerdings jeweils unmittelbar vor Ablauf der Gnadenfrist noch ihren Verpflichtungen nachzukommen und damit einen förmlichen Default zu vermeiden. Dieses Spielchen könnte sich nun am 11. November wiederholen, wenn die Nachreichfrist für im Oktober verpasste Kuponzahlungen über 142 Mill. Dollar ausläuft.