Metzler warnt vor US-Rezession
Metzler warnt vor US-Rezession
Bankhaus sieht schwieriges Umfeld für Europas Wirtschaft – Schwacher Yen im Blick
Das Bankhaus Metzler sieht die US-Wirtschaft 2024 in die Rezession abgleiten. Die Fed wird den Experten zufolge erstmal weiter pausieren bei den Leitzinsanhebungen. Und Bank-Chef Wiesheu hat den historisch schwachen Yen im Blick: Bond-Umschichtungen könnten für Verwerfungen sorgen.
kjo Frankfurt
Die US-Notenbank Fed hat in dieser Woche einmal mehr pausiert in Sachen Zinsanhebungen. Und die Kapitalmarktexperten des Bankhauses Metzler gehen davon aus, dass die US-Währungshüter auch auf der Dezembersitzung ein weiteres Mal dazu tendieren werden, eine Zinspause einzulegen. Für Carolin Schulze Palstring, Leiterin der Kapitalmarktanalyse bei Metzler Private Banking, gibt es derzeit aber gute Argumente für und gegen eine Zinspause in den USA. Für ein Abwarten spricht ihrer Ansicht nach die rückläufige Inflation, allerdings sei die US-Kerninflation immer noch über der Marke von 4%. "Ein Schritt wäre da noch drin", sagte Schulze Palstring anlässlich des Kapitalmarktausblicks "Investment Strategie 2024" von Metzler am Donnerstag in Frankfurt.
Higher for longer
Derzeit sei es die Strategie der internationalen Notenbanken, die Leitzinsen länger auf einem hohen Niveau zu halten – higher for longer. Das Bankhaus Metzler geht auch davon aus, dass die US-Wirtschaft im ersten Halbjahr des kommenden Jahres in die Rezession rutschen wird, es sei denn es gebe einen Stimulus, so zum Beispiel seitens der chinesischen Wirtschaft. Sie geht aber davon aus, dass die Fed erstmal nicht so bald den Schlüsselzins senken wird. Das konjunkturelle Bild für die europäische Wirtschaft sei vor diesem Hintergrund für die ersten sechs Monate des Jahres 2024 erstmal schwierig. Die Expertin erwartet auch für die Europa im neuen Jahr rezessionäre Tendenzen.
Gerhard Wiesheu, Vorstandssprecher des Bankhauses Metzler und verantwortlich für das Geschäftsfeld Private Banking, verwies bei der Vorstellung des Kapitalmarktausblicks seines Hauses auf die historisch schwache japanische Währung und machte darauf aufmerksam, dass Japan nach China der zweitgrößte Investor in US-Staatsanleihen ist. Wenn die Bank of Japan nun dazu tendiere, die Zinsen anzuheben, könnten am Markt weite Anlegerkreise durchaus auf die Idee kommen, in Fixed-Income-Assets in Japan zu investieren. Denn damit lassen sich im eigenen Währungsraum wieder bessere festverzinsliche Erträge generieren. Im Gegenzug dazu könnten die Investoren laut Wiesheu US-Staatsanleihen zum Verkauf stellen. Das könnte dann durchaus in einem größeren Umfang erfolgen. Ein Selloff bei den US-Staatsbonds sei möglich, und damit könnten Verwerfungen an den Märkten einhergehen.
Veränderter Rahmen
Veränderte Rahmenbedingungen in der Wirtschaft bieten nach Ansicht der Experten ein hohes Potenzial für einen Produktivitätsschub bei Unternehmen. So verstärkt der strukturelle Mangel an Arbeitskräften den Anreiz, in Automatisierung zu investieren. Dabei dürften neue Technologien für bedeutende Effizienzsteigerungen sorgen. Von dieser Entwicklung sollten nicht nur IT-Unternehmen, sondern auch Werte aus klassischen Branchen profitieren. "Trotz aller konjunkturellen Unwägbarkeiten stehen die Chancen für einen Produktivitätsschub der Wirtschaft derzeit so gut wie lange nicht mehr. Mit technologischen Innovationen wie Blockchain, Prozessautomatisierung und neuerdings auch generativer Künstlicher Intelligenz dürften signifikante Effizienzsteigerungen der Wirtschaft einhergehen“, sagte Wiesheu. Automatisierung könne mittelfristig nicht nur dabei helfen, Folgewirkungen des demografischen Wandels abzufedern, sondern auch die Ressourceneffizienz zu steigern. „Wenn wir als Gesellschaft heute die Weichen richtig stellen, um den technologischen Wandel zu fördern, ließe sich eine Zukunft skizzieren, in der unser Wohlstand erhalten bleibt oder sogar wächst“, so Wiesheu.