Nebenwerte

Metzler für Small Caps optimistisch

Metzler Asset Management hält europäische Small Caps für attraktiv. Der Assetmanager verweist u. a. auf stark gesunkene Bewertungen und ein im Vergleich zu Large Caps höheres Gewinnwachstum.

Metzler für Small Caps optimistisch

Metzler Asset Management ist für europäische Small Caps nach dem schwachen Jahr 2022 zuversichtlich. Der Assetmanager sieht gute Chancen, dass das Segment in den kommenden Monaten seinen Boden erreichen beziehungsweise eine Renaissance erleben wird und die Asset-Klasse attraktive Chancen bietet.

Bei den Small Caps habe es einen radikalen Abverkauf gegeben, absolut, aber auch relativ zu Large Caps, so Oliver Schmidt, Deputy Chief Investment Officer, am Mittwoch in einem Pressegespräch. Gründe seien die schwierige konjunkturelle Entwicklung und die Zinsentwicklung, die im zurückliegenden Jahr radikal auf die Aktienmärkte eingeschlagen habe. Dass Smalls Caps attraktiv seien, sei jedoch unbenommen. Es gebe strukturelle Gründe für die Outperformance von Small Caps, die mindestens den Bestand hätten, den sie vorher gehabt hätten. Schmidt verwies auf die Themen Nachhaltigkeit, Energiewende, Energieeffizienz und Digitalisierung. „Die Themen, die für Wachstum sorgen, finden wir vorwiegend im Bereich Small und Mid Caps.“ Es gebe viele Unternehmen, die an diesen Themen einen positiven Beitrag fänden, die aber derzeit sehr hohe Bewertungsabschläge aufwiesen. Das Segment sei aufgrund der Bewertungen, aber auch der strukturellen Chancen sehr attraktiv.

Lorenzo Carcano, Leiter des Teams Equities, sprach von beispiellosen Zeiten mit extremen Marktbewegungen. Nach dieser beispiellosen Korrektur der Small Caps sei es an der Zeit, sich diese Aktien wieder anzuschauen. Die Faktoren, die seit 30 Jahren die Outperformance dieser Vermögensklasse untermauerten, hätten unverändert Bestand. Es werde zwar irgendwann eine Korrektur an den heißgelaufenen Aktienmärkten geben, aber in den kommenden Monaten werde sich eine gute Einstiegsgelegenheit für Langfristanleger ergeben. Seit 24 Jahren gebe es auf Indexniveau eine klare Outperformance von Nebenwerten, eine jährliche Mehrrendite von 2,6%. Als Beimischung eigneten sich Nebenwerte daher immer.

„Ausmaß und Geschwindigkeit der Underperformance der Vermögensklasse Small und Mid Caps relativ zu Large Caps waren extrem“, so Carcano. In der Spitze betrage die relative Underperformance seit September 2021 mehr als 25%, was beispiellos sei. Die fundamentalen Gründe für die Outperformance von Small Caps seien aber intakt, so Carcano, der auf überdurchschnittliches Gewinnwachstum verwies. Large Caps hätten in den letzten 25 Jahren ca. 5% Gewinnwachstum gehabt, Small Caps ein Wachstum von 8 bis 9%. Das höhere Wachstum werde sich fortsetzen, wenn man an Themen wie die Energiewende denke.

Neben höherem Wachstum verwies Carcano als wesentlichen Grund für die relative Outperformance von Small Caps in Europa darauf, dass die Auswahl an Firmen viel größer sei als bei Large Caps. Wenn eine Marktkapitalisierungsgrenze von 10 Mrd. Euro angesetzt werde, gebe es in Europa ein paar Hundert Large Caps, aber mindestens 1500 Small und Mid Caps. Es gebe ein viel größeres Feld an Firmen und Geschäftsmodellen. Ein weiterer Grund sei die Informationsineffizienz. Ein Large Cap wie Siemens habe 25 Broker-Analysten, bei kleineren Firmen seien es zwei bis drei. „Wenn man einen guten Ansatz als Anleger hat und das Gute vom Schlechten trennen kann, kann man langfristig einen Mehrwert erzielen.“

Die Bewertungen seien in den letzten 12 bis 15 Monaten stark gesunken, bei Small Caps wesentlich deutlicher als bei Large Caps, so Portfoliomanager Nedialko Nedialkov. Das gelte sowohl für das Kurs-Gewinn- als auch für Kurs-Buchwert-Verhältnis. Sie lägen bei Large und Small Caps auch unter den historischen Durchschnitten. Die Bewertungen seien aber noch nicht auf echte Krisenniveaus zurückgekommen wie z. B. bei der globalen Finanzkrise. „Aber wir finden, dass sie mittlerweile auf einem ziemlich interessanten Niveau liegen.“

Nedialkov verwies auf drei Anlagethemen. So biete das Thema Medizintechnik sehr starkes Wachstum. Das Spektrum sei hier sehr groß. Ein Bereich sei die Auftragsfertigung. Die steigende Komplexität der Fertigungsketten von Medikamenten führe dazu, dass Spezialisierungen nötig seien. Der Bereich der Auftragsfertiger und Entwickler für die Pharma- und die Medizinbranche habe eine sehr starke Wachstumsdynamik. Digitalisierung sei ein weiterer Bereich. Kliniken, Apotheken, alle müssten digitalisiert werden, so Nedialkov, der den Software-Anbieter als Beispiel nannte. Ferner hob er den Halbleitersektor als starkes Wachstumsthema hervor. Die Digitalisierung der Welt, das Internet der Dinge etc. erforderten immer mehr „Computation und Power“. Als Beispiele notierter Unternehmen nannte Nedialkov ASMI, Soitec und BE Semiconductors. Hinzu komme das Thema Energiewende, das über Wind- und Solarparks hinausgehe. Es gebe hier eine Fülle von Unternehmen, so Nedialkov, der den Entwickler und Anbieter von Ladestationen als Beispiel nannte. Carcano sieht auch in Finanzwerten ein interessantes Small-Cap-Thema. Die Zinsnormalisierung rehabilitiere viele Firmen als investierbare Anlagen.